Das alte Jagdschloss und das neue Haus Band 2. Felix Sobotta
Geister, ohne zu antworten auch im Nichts verschwinden würden, was gerade nicht für den Geisterfrager spricht und vor dieser Blamage haben sich wahrscheinlich alle Frager ein bisschen gehemmt gefühlt. Das Zuhören war halt für sie alle viel einfacher und auch interessanter, als da, überhaupt erstmals den Frager selbst zu spielen oder selbst in Aktion zu treten, zudem man nicht weiß wie der gefragte Geist auf meine Frage reagieren wird. Alle versprachen mir, dass sie das nächste Mal bei der Wanderung dann doch auch den oder die Frager schon mal spielen wollen, nachdem sie gesehen haben, wie ich sie, die da anwesenden Geister zum Reden gebracht habe und sie, die Mitwanderer im Nachhinein die Erfahrung machen konnten, dass mir, dem Frager doch rein gar nichts bei den und von den Geistern, wo auch immer, passiert ist. Um die Geister zur Brutalität zu bringen, muss man sie schon arg provozieren. Nur wer wird von den heute hier anwesenden Gästen bei der nächsten Geisterwaldwanderung wieder teilnehmen? Angeblich wollten alle heute dagewesenen Urlauber auch im nächsten Jahr wieder hierherkommen, denn sie haben auch den Waldsee als ein Wassereldorado entdeckt, in dem man sicher nicht nur angeln, sondern auch jedweden Wassersport betreiben kann, bei der sicher die Luftmatratze, neben dem Wasser selbst auch viel Spaß machen kann und auch der eine oder der andere hofft, dass das Waldseewasser vielleicht auch bei seinen kleinen Wehwehchen eine, wenn auch kleine Besserung bringen kann.
Musste das alles sein
Heute, am späten Abend, nach unserm Geistervortrag haben sich daheim wieder sechs Geistergestalten von verschiedener Größe und Färbung bei uns in der guten Stube blicken lassen und Hans hatte auch bald sein kleines Tonbandgerät wieder im Einsatz. Mit einem so frisch aufgenommenen Geistergespräch und wenn es nicht zu kurzgeraten ist, lässt sich doch immer wieder prima so ein Geisterabend, wo und wann auch immer bestens eröffnen und den Frageantwortgeistervortrag prima dann auch mit passenden, wenn auch älteren Geisterkontakten fortsetzen. Als erstes hat Hans erfahren, dass die sechs Geister damals eine komplette Familie war und auch zu den fahrenden Kaufleuten gehört haben, die vom Frühjahr bis in den Spätherbst mit ihren zwei Planwagen, von denen einen der Vater und den andern die Mutter kutschiert hat, unterwegs waren und bis in den Spätherbst zum Handeln in ihren Wagen, die für sie alles waren, Arbeitsplatz aber auch Wohnung auf ihrem Reiseweg und es ihnen, bis zum Auftauchen hier in diesem kleinen Flecken doch recht gut ging und keiner von ihnen auch hungern musste. Während der Wintermonate daheim wurden sehr viele kleinere und auch größere Textilarbeiten angefertigt, die dann auch während der Sommermonate für den nächsten Winter verkauft oder gegen andere, gängige Waren eingetauscht wurden. Niemand von ihnen hat da je hungern oder dürsten müssen, denn sauberes Wasser zum Trinken gab es noch überall und wenn wirklich nichts zum Essen da war, da wurde auch schon mal das eine oder das andere Wild mit dem Pfeil geschossen, was wir damals auch schon oder noch konnten. Aber hier in diesem Flecken haben viel Stärkere ihrem Leben ein Ende bereitet, um sich mit ihrem oder an ihren bisschen Eigentum, dass für sie selbst doch recht viel war, zu bereichern und ihre toten Körper hat man dann auch in dem großen See, den ihr heute den Waldsee nennt, entsorgt oder auf Nimmerwiedersehen in den Wasserfluten auch verschwinden lassen, dass ja niemand misstrauisch werden könnte und nachfolgende Kaufmannsleute zu warnen, um diesen Flecken einen großen Bogen zu machen, denn da leben ganz brutale und grausame Menschen. „Von unsern Gebeinen werdet ihr nichts mehr im See finden, denn vor vielen hundert Jahren hat es im See ein mittelstarkes Beben gegeben, bei dem unsere Gebeine allesamt in einem Spalt, der bei dem Beben entstand, tief mit den Wassermassen in der Erde versanken und nicht mehr im kalten und nassem Wasser ruhen müssen. Von diesem Spalt werdet ihr heute nichts mehr bei euren Tauchgängen im See finden, denn dieser Spalt hat sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte wieder mit dem Schlamm des Waldseegrundes aufgefüllt, denn die starken Herbst- und Winterstürme wühlen nicht nur stark den Seegrund auf, sondern verteilen auch den aufgewühlten Grund. Und da, wo wir jetzt ruhen dürfen, ist es gar nicht zu kalt, denn der Grund dieses Spalts ruht direkt über einem heute fast erloschenen Vulkan, der noch vor vielen tausend Jahren, als es diesen Waldsee noch nicht gab, hier sehr aktiv war, aber dessen Wärme wir heute immer noch als sehr angenehm im tiefen Seegrund spüren können.“ Auch sagten sie uns, dass sie heute wieder hier in dieser Gegend sind, in der ihr Bösewicht, der sie damals aus purer Gier heimtückisch hat alle ermorden lassen, noch in seiner eingemauerten, kleinen Gaskammer für alle seine Opfer sicher eingeschlossen ist und auf sein letztes Gericht da wartet und nicht hofft auch von hier flüchten kann und etwa glaubt sich auch im See in einem tiefen Spalt und vielleicht gar noch nahe bei uns in einem andern tiefen Spalt verstecken kann, um so seinem letzten Gericht zu entgehen, vor dem sich sowieso niemand verstecken kann. Denn wenn diese laute, donnernde Stimme des letzten Richters ertönt, da nützt das sich verstecken nichts, denn dieser laute Donnerschal wird auch den letzten Verbrecher aus seinem heimlichsten Versteck, wo es auch immer sein mag herauskatapultieren, um seinen Lohn zu empfangen; die einen in die ewige Glückseligkeit, die andern in die ewige Pein. Auch sagten diese sechs Geister unsern Tauchern, dass sie in den letzten Ferientagen sicher keine großen Entdeckungen im tiefen See machen werden. Aber das nächste Jahr wird wieder, was das Tauchen im tiefen See anbelangt sehr erfolgreich für alle drei Taucher sein; überhaupt dann, wenn der familiäre Frieden, der bald bei euch stark ins Wanken gerät wieder hier obsiegt und ihr hier wieder alle an einem Strang ziehen werdet, denn hier wird bald eine Sünde offenbar werden, die das Familienglück bei euch fast kaputtgehen lassen wird! Als ich das gehört habe, habe ich mir wirklich nicht denken können, was da bloß so Schlimmes hier bei uns passieren könnte. Hans hat auch die sechser Geisterpackung nach einem kleinen Tipp gefragt, wo sie im See vielleicht einen kleinen, interessanten, nicht alltäglichen oder weltumwerfenden Fund machen könnten, der Spukhausen noch ein bisschen bekannter oder gar weltbekannter machen könnte, denn Spukhausen lebt nun mal von diesen so ganz heimlichen Geistersensationen und könnte bestimmt noch einige zehn Urlauber mehr im Jahr vertragen. Da sagte der Wortführer der kleinen Sechsergruppe, dass sie diese Frage nicht mehr beantworten können, denn ihre Zeit des hier sein dürfen ist gleich abgelaufen und wir Geister für euch Menschen wieder total unsichtbar und auch tabu sind. Die Geister, die morgen und auch übermorgen kommen werden, die werden mir meine Frage wieder gerne beantworten. Und da waren alle sechs Geister wieder von jetzt auf gleich im Nichts verschwunden, gerade so, als ob eine höhere Macht in ihnen das Licht, das sie erleuchtet und für uns sichtbar macht hat es wieder zu unserm Leidwesen ausgeschaltet, denn da, wo sie gestanden haben war nicht einmal ein ganz kleiner, dunkler Fleck oder Schatten zu sehen, der etwas auf sie hätte noch hinweisen können, dass sie da eben noch gestanden haben. Scheinbar ist in ihnen nicht nur das Licht ausgegangen, dass sie für uns sichtbar gemacht hat, sondern sie waren oder sind dabei auch restlos von hier irgendwoandershin verschwunden. Wir schauten uns fragend an, zuckten unsere Schultern und Jürgen sagte, dass wir unsere weiteren Aktionen halt auf Morgen verschieben müssen. Zu dem drohenden Familiendrama das uns bevorsteht, konnte keiner etwas sagen, wie und warum das möglicherweise hier oder wo sonst noch stattfinden sollte; jedenfalls deutet heute noch nichts darauf hin, was bald passieren sollte. Am nächsten Abend waren wieder zwei Geister bei uns in der guten Stube und Jürgen sie gleich fragte, während Hans sein Tonband bediente, ob sie die zwei gesprächigeren Geister sind, die uns vielleicht den großen oder halbgroßen Clou im Waldsee verraten dürfen? Da sagte einer von den beiden, dass sie den ganz großen Clou uns noch nicht verraten aber einen kleineren. Wenn ihr in nordöstlicher Richtung, gegenüber von eurer bisherigen Einstiegsstelle in den Waldsee, am andern Ende dann in den See steigt, dann werdet ihr bald auf einen Schatz stoßen, den der damalige Graf von Tuttlingen da im See im 30jährigen Krieg vor den heranrückenden Schweden versenken ließ. Der Graf und alle Mitwisser haben den Schwedeneinfall nicht überlebt und sie hatten damals auch noch nicht solche gute oder tolle, heute alle beeindruckende Unterwasseruniformen wie ihr sie heute habt, um so lange da und so tief auch schon tauchen oder gar auf dem Seegrund fast drei Stunden herumspazieren zu können, ohne bald wieder zum Atmen aufsteigen zu müssen. Also, hätte der Graf, wenn er auch damals den Schwedeneinfall überlebt hätte, diesen, seinen Schatz nie und nimmer wieder herausholen können. Und unweit der Einstiegsstelle, werdet ihr einen Baumstumpf aus dem Wasser herausragen sehen. Etwa sechs Meter hinter diesem Baumstumpf, in südwestlicher Richtung werdet ihr im Schlick zwei Tontöpfe, gefüllt mit des Grafens Schatz finden, der heute einen mehrfachen Millionenwert hat, ihr ihn aber an die Behörde abgeben müsst. Ihr dürft nur den Finderlohn kassieren und behalten, der sicher nicht zu gering für jeden ausfallen wird. Dabei schauten beide Geister Jürgen doch