Das Gewicht der Ehre . Морган Райс
Rachegelüste unterdrücken zu können.
„Es wird viele Chancen geben, mein Freund“, sagte Marco, als sie sich weiter durch die Massen drängten, die Köpfe gesenkt. „Meine Freunde sind hier und der Widerstand ist stark.“
Sie vermischten sich mit der Menschenmenge, die durch das Tor drängte und Alex senkte seine Augen, so dass die Pandesier sie nicht sehen konnten.
„Hey du!“ bellte ein Pandesier. Alec spürte sein Herz klopfen und hielt seinen Kopf gesenkt.
Sie stürzten in seine Richtung und er umgriff den Griff seines Dolches, sich vorbereitend. Aber stattdessen stoppten sie einen Jungen neben ihm und ergriffen grob seine Schulter und überprüften sein Gesicht.
Alex atmete tief durch, erleichtert, dass es nicht er war und sie marschierten schnell und unentdeckt durchs Tor.
Sie kamen endlich zum Marktplatz und als Alex seine Kapuze zurückzog und nach innen in die Stadt sah, erstarrte er vor Ehrfurcht beim Anblick, der sich ihm bot. Dort, vor ihm erstreckte sich die komplette architektonische Schönheit und hastige Geschäftigkeit Urs. Die Stadt erschien am Leben, pulsierend, in der Sonne scheinend und sie schien wirklich zu funkeln. Am Anfang verstand Alec nicht warum, aber dann wurde es ihm bewusst: Das Wasser. Überall war Wasser, die Stadt war mit Kanälen verflochten, das blaue Wasser funkelte in der Morgensonne und gab der Stadt das Gefühl als ob sie eins mit dem Meer wäre. Die Kanäle waren mit jeder Art von Schiffen gefüllt – mit Ruderbooten, Kanus, Segelschiffe – und sogar mit schwarzen Kriegsschiffen, die unter der blau-gelben Flagge Pandesias segelten. Die Kanäle waren mit kopfsteingepflasterten Straßen gesäumt, alter Stein, glatt eingefasst und betreten von tausenden von Menschen mit jeglicher Art von Garderobe. Alex sah Ritter, Soldaten, Zivilisten, Händler, Landarbeiter, Bettler, Jongleure, Kaufleute, Landwirte und viele andere Leute, sich all vermischend. Viele trugen Farben, die Alec nie gesehen hatte, offensichtlich Besucher von der anderen Seite des Meeres, Besucher, die aus der ganzen Welt kamen und die Ur, Escalons internationalen Hafen besuchten. Und tatsächlich, er sah helle, ausländische Farben und Abzeichen, die von verschiedenen Schiffen im vollgestopften Kanal gefahren wurden, als ob sich die ganze Welt an einem Ort getroffen hätte.
„Die Klippen, die Escalon umgeben, sind so hoch, dass sie unser Land unbezwingbar machen“, erklärte Marco als sie weiterliefen. „Ur hat den einzigen Strand und den einzigen Hafen für große Schiffe die anlegen möchten. Escalon hat andere Häfen, aber keiner ist so leicht zugänglich. Wenn die Menschen uns also besuchen kommen möchten, dann kommen sie alle hierhin”, fügte er hinzu und deutete mit einer Handbewegung auf all die Menschen und all die Schiffe.
„Das ist sowohl gut, als auch schlecht”, sprach er weiter. „Es bringt uns Handel und Tausch von all vier Ecken des Königreichs.“
„Und was ist das Schlechte?“ fragte Alec, als sie sich ihren Weg durch die Massen bahnten und Marcos anhielt um einen Fleischspieß zu kaufen.
„Es lässt Ur anfällig für Seeangriffe werden“, antwortete er. „Es ist ein idealer Ort für Invasionen.“
Alec studierte die Stadtumrisse begeistert und nahm all die Kirchtürme und die endlose Auswahl an hohen Gebäuden wahr. Er hatte so etwas noch nie gesehen.
„Und die Türme?“ fragte er, und schaute an den hochaufragenden, quadratischen Türmen hoch, die oben mit einer Brüstung gekrönt wurden, die über die Stadt aufragten und Richtung Meer schauten.
„Sie wurden gebaut um das Meer zu bewachen”, antworte Marco. „Gegen Angriffe. Obwohl es uns wenig gebracht hat mit der schwachen Übergabe des Königs.“
Alec wunderte sich.
„Und wenn er nicht ausgeliefert hätte?“ fragte Alec „Könnte Ur einen Angriff vom Meer abwehren?“
Marco zuckte mit den Schultern.
„Ich bin kein Kommandant”, sagte er. „Aber ich weiß, dass wir Möglichkeiten haben. Wir könnten Piraten und Räuber zweifellos abwehren. Eine Flotte ist eine andere Geschichte. Aber in seiner tausend Jahren alten Geschichte, ist Ur nie gefallen – und das sagt so einiges.“
Als sie weitergingen hörten sie entferntes Glockenläuten in der Luft, das sich mit dem Geräusch der Seemöwen vermischte, die über ihnen flogen, kreisten und kreischten. Als sie sich durch die Meute drückten, knurrte Alecs Magen als er all die verschiedenen Sorten von Essen in der Luft roch. Seine Augen weiteten sich als sie an einer Reihe von Handelsständen vorbeiliefen, die alle mit Waren überladen waren. Er sah exotische Objekte und Köstlichkeiten, die seine Augen niemals vorher gesehen hatten und er war erstaunt über dieses Weltstadtleben. Alles war schneller hier, jeder war in Eile und die Leute hasteten so schnell vorbei, dass er es kaum aufnehmen konnte wenn sie vorbei liefen. Es ließ ihm bewusst werden aus was für einer Kleinstadt er kam.
Alec starrte einen Verkäufer an, der die größten, roten Früchte verkaufte, die er je gesehen hatte und griff in seine Tasche um eine zu kaufen – als ihn eine Schulter hart von der Seite anrempelte. Er drehte sich herum und sah einen großen, älteren, Mann, der ihn überragte und mit einen schwarzem, schäbigem Bart finster dreinblickte. Er hatte ein ausländisches Gesicht, dass Alec nicht zuordnen konnte und er fluchte in einer Sprache, die er nicht verstand. Der Mann schubste ihn und dies ließ Alec zu seiner Überraschung in einen Verkaufsstand fliegen und ihn auf die Straße fallen.
„Das muss nicht sein”, sagte Marco und trat nach vorne eine Hand ausstreckend um den Mann zu stoppen.
Aber Alec, der normalerweise passiv war, fühlte eine neue Wut in sich hochsteigen. Es war ein unbekanntes Gefühl, dass in ihm seit dem Tod seiner Familie brodelte, eine Wut, die raus musste. Er konnte sich nicht kontrollieren. Er sprang auf seine Füße und stürzte nach vorne und mit einer Stärke, von der er nicht wusste, dass er sie besaß, schlug er dem Mann ins Gesicht, so dass dieser um und in einen anderen Verkaufsstand fiel.
Alex stand dort, überrascht, dass er den viel größeren Mann k.o. geschlagen hatte, während auch Marco mit weit aufgerissenen Augen neben ihm stand.
Unruhe entstand auf dem Marktplatz als die bedepperten Freunde des Mannes hinüberkamen und sich eine Gruppe von pandesischen Soldaten von der anderen Seite des Platzes annäherte. Marco schaute panisch und Alec wusste, dass sie in einer prekären Situation waren.
„Hier lang!“ drängte Marco, ergriff Alec und zog ihn grob mit sich.
Während sich die Dummen annäherten und auch die Pandesier näher kamen, rannten Alec und Marco durch die Straßen, Alec folgte seinem Freund, der sie durch die Stadt brachte, die er so gut kannte, Abkürzungen nahm, sich an Verkaufsständen vorbeischlängelte und scharf in den Gassen abbog. Alec konnte bei dem ganzen scharfen Zick Zack kaum mithalten. Dennoch, als er über seine Schulter schaute, sah er die große Gruppe näher kommen und er wusste dass ihnen ein Kampf bevorstand, den sie mit ihren bloßen Händen nicht gewinnen konnten.
„Hier!“, schrie Marco. Alec sah wie Marco von der Kante in den Kanal sprang und ohne darüber nachzudenken folgte er ihm, erwartend dass er ins Wasser fallen würde.
Er war überrascht als er kein Platschen hörte und sich im Gegenteil auf der Unterseite auf einer kleinen Steinleiste wiederfand, die er von oben nicht sehen gesehen hatte. Marco, schwer atmend, klopfte viermal an eine unbekannte, hölzerne Tür, die in den Stein unter der Straße gehauen war- und eine Sekunde später öffnete sich die Tür und Alex und Marco wurden in die Schwärze hineingezogen und die Tür hinter ihnen wieder zugeschlagen.
Bevor sie zuschlug, sah er die Männer ratlos an der Ecke des Kanals vorbeilaufen, nicht imstande, die Tür unter ihnen zu sehen, die sich gerade schloss.
Alec fand sich im Untergrund, in einem schwarzen, unterirdischen Kanal wieder und er rannte verblüfft, das Wasser spritzte an seinen Knöcheln hoch. Sie liefen kreuz und quer und bogen ab und schon bald sahen sie wieder Sonnenlicht.
Alec sah, dass sie sich in einem riesigen Steinraum befanden, unter den Straßen der Stadt. Sonnenlicht schien durch die Gitterstäbe von oben hinein und er war erstaunt als er sah, dass sie von mehreren jungen Männern in ihrem Alter umgeben waren, deren Gesichter mit Dreck verschmiert waren, ihm aber natürlich und aufgeschlossen zulächelten. Sie alle hielten,