Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman. Patricia Vandenberg

Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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von ihrer völligen Unwissenheit wohl überzeugt, mitteilte, daß sich in Dannys Gepäck eine Zeitbombe befunden hatte, packte sie das kalte Entsetzen.

      »Das ist doch unmöglich«, schrie sie auf. »Wer sollte ein Interesse daran haben, das Kind und mit ihm fast hundert Menschen umzubringen?«

      Nun, das wußte man bei der Polizei auch noch nicht. Aber anscheinend gab es bereits gewisse Verdachtsmomente. Aller Wahrscheinlichkeit nach, soweit die Ermittlungen bisher ergeben hatten, sollte die Bombe zu einem späteren Zeitpunkt explodieren. Als ziemlich sicher nahm man an, daß es sich um einen beabsichtigten Versicherungsbetrug handelte.

      Welcher Art waren die Menschen, von denen Grace umgeben gewesen war? Jetzt wollte Stella es doch ergründen. Vor Holger hielt sie ihre Gedanken geheim. Nichts sollte ihn erregen und womöglich seine Gesundung in Frage stellen.

      So beschloß sie, sich mit Mr. Andrew, dem Rechtsanwalt, in Verbindung zu setzen. Aber das war gar nicht mehr nötig, denn dieser erschien noch am gleichen Tage bei ihr.

      Er hegte schon lange ein tiefes Mißtrauen gegen Eliza Grass und Greg Moore. Und was Stella von ihm erfuhr, bestärkte sie in dem furchtbaren Verdacht, daß einer von ihnen Daniel tatsächlich aus dem Weg hatte räumen wollen.

      »Danny erzählte, daß Miß Grass die Kleidung und den Schmuck seiner verstorbenen Mutter an sich genommen hätte«, erzählte sie ihm dann.

      »Ich habe es vermutet. Grace hatte auch einige Versicherungen abgeschlossen. Eine, die an Daniel ausbezahlt werden sollte. Das Geld ist auf einem Sperrkonto aufgehoben. Die Unfallversicherungen jedoch laufen auf Eliza Grass. Sie hätte hunderttausend Dollar bekommen, wenn Daniel bei dem Unglück ums Leben gekommen wäre.«

      Stella zitterte plötzlich am ganzen Körper. Ein Abgrund hatte sich vor ihr aufgetan. Unter solchen Menschen war Fabians Sohn aufgewachsen. Sie verspürte einen wilden Zorn auf ihren Bruder, der sich niemals um das Kind gekümmert hatte.

      »Weiß die Polizei darüber Bescheid?« fragte sie mit erstickter Stimme.

      »Jetzt weiß sie es. Aber Eliza und Greg sind verschwunden. Sie wollten noch Graces Wohnung verkaufen, aber diesen Plan haben sie dann wohl doch aufgegeben. Anscheinend wurde ihnen der Boden unter den Füßen zu heiß. Ja, Miß Melian, jetzt müssen wir abwarten.

      Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nach Hollywood kommen könnten, um einige Formalitäten zu erfüllen. Wollen Sie bitte veranlassen, daß Mr. Melian Ihnen entsprechende Vollmachten gibt? Immerhin bekommt Daniel fünfzigtausend Dollar und den Erlös aus dem Verkauf der Wohnung. Aber den größten Teil hat wohl Eliza oder Greg bereits beiseitegebracht.«

      »Wenn ich doch nur eine Ahnung davon gehabt hätte«, stöhnte Stella. »Niemals hätte ich zugelassen, daß Daniel in dieser Umgebung geblieben wäre.«

      »Was hätten Sie tun wollen? Ihr Bruder hat seinerzeit auf das Kind verzichtet. Grace hätte ihn schon aus Eigensinn nicht herausgegeben, und auf ihre Weise hat sie den Jungen wohl auch geliebt. Sie war eine typische Vertreterin ihres Berufes, besessen von ihrem Ehrgeiz, und aufrichtige Freunde hat sie nie gehabt. Greg hat sie beherrscht, so wie er später Eliza beherrschte. Aber das alles erfährt man ja meist erst, wenn es zu spät ist. Ich nehme an, Sie wollten sich Klarheit verschaffen, oder haben Sie andere Gründe, Ihren Aufenthalt in den Staaten auszudehnen?«

      Über die tatsächlichen Gründe wollte Stella nicht sprechen. Aber jetzt war sie zu der Überzeugung gelangt, daß sie sich wirklich Klarheit über die Vorgänge in Hollywood verschaffen mußte. Wenn jemand bereit gewesen war, Danny umzubringen, nur um sich zu bereichern, sollte er auch seine Strafe bekommen.

      Es ist entsetzlich, dachte sie. Wäre Danny umgekommen, hätten wir das alles vielleicht niemals erfahren. Es wäre eines der vielen ungesühnten Verbrechen geblieben.

      »Kannst du wirklich Wunder vollbringen?« sagte sie, während sie gedankenvoll das Amulett betrachtete, nachdem Mr. Andrew sie verlassen hatte. »Dann tu es mal. Solche Menschen dürfen doch nicht länger frei herumlaufen.«

      Holger war enttäuscht, als sie ihm schonend beibrachte, daß sie vor ihrer Rückkehr nach Deutschland noch nach Hollywood fliegen mußte.

      Da ihm Dr. Wilkens aber versicherte, daß er in spätestens drei Wochen entlassen werden könnte, gab er sich schließlich zufrieden.

      »Auf schnellstem Weg werde ich nach Deutschland kommen, und dann wird geheiratet«, kündigte er Stella an.

      »Nicht so eilig«, beschwichtigte sie ihn. »Wenn du erst wieder auf den Beinen bist, werden wir weitersehen. Vielleicht laufen dir noch ein paar hübsche Mädchen über den Weg, und du überlegst es dir wieder anders.«

      Er wurde regelrecht böse und schrieb unbeholfen mit der linken Hand die Erklärung auf: »Ich verpflichte mich hiermit, Stella Melian zu heiraten, und erkläre, daß sie jederzeit von dieser Erklärung Gebrauch machen kann.«

      »Du wirst doch nicht glauben, daß ich dich derart erpressen würde«, sagte sie darauf entrüstet.

      »Aber du sollst mir vertrauen«, verlangte er.

      »Ich freue mich auf dein Kommen«, erwiderte sie zärtlich. »Und nun paß gut auf dich auf!«

      *

      Das Schiff war planmäßig eingetroffen. Aber so sehr Tammy und Daniel auch Ausschau hielten, weit und breit war keine Stella zu sehen.

      Natürlich bekam Danny sofort Angst, daß schon wieder etwas passiert sein könnte. Auch Tammy war es nicht ganz wohl zumute, aber sie machte sich und dem Jungen Mut. Vielleicht hatte das Flugzeug Verspätung? Doch eine Rückfrage beim Flughafen ergab, daß die Anschlußmaschine aus Frankfurt planmäßig gelandet war.

      »Sie kann ja auch aufgehalten worden sein«, überlegte Tammy. »Vielleicht ging es Holger schlechter.«

      Auch das war natürlich kein Trost für Danny, dem die ganze Reise ja von Anfang an nicht willkommen gewesen war.

      So standen sie da, warteten und faßten dann gemeinsam unter einiger Selbstüberwindung den Entschluß, zu Fabian Melian zu fahren.

      »Er wird böse sein«, vermutete Danny. »Er hat Stella ja viel lieber als mich.«

      »Er wird so vernünftig sein und einsehen, daß uns keine Schuld trifft«, erklärte Tammy und war fest entschlossen, diesem fremden Mann, der Daniels Vater war, ganz gehörig die Meinung zu sagen, wenn er den Jungen vor den Kopf stieß.

      So fuhren sie, nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen hatten, zum Bahnhof, lösten Fahrkarten und machten es sich in einem Abteil bequem. Zur Unterhaltung waren sie beide nicht aufgelegt, Tammy war froh, als Daniel einschlief und wenigstens für ihn die Zeit nicht so lang wurde.

      Die Dämmerung sank herab. Tammy blickte zum Fenster hinaus. Wiesen und Wälder flogen vorbei. Die sinkende Sonne stand wie ein roter Ball am Horizont. Das Mädchen kam sich plötzlich sehr einsam vor.

      Als der Zug endlich auf dem Großstadtbahnhof hielt, überlegte sie, ob sie Dannys Vater anrufen sollte. Aber sie konnte sich nur schwer zurechtfinden und traf auch erst nach langem Suchen jemanden, mit dem sie sich verständigen konnte und der ihr den Weg zum Taxistand wies. Völlig verschüchtert trabte Danny an ihrer Hand über den Bahnhofsplatz.

      Tammy suchte in ihrer Handtasche die Karte hervor, die Stella ihr gegeben hatte, und reichte sie dem Chauffeur.

      Es war eine ziemlich weite Fahrt, aber das machte Tammy nichts aus. Als der Wagen hielt, wäre es ihr lieber gewesen, noch nicht am Ziel zu sein

      Dann wuchs aus der Dunkelheit das Haus vor ihnen auf, langgestreckt, hell im fahlen Licht des Mondes, und sie sah ein erleuchtetes Fenster. Vor dem Tor stand ein silbergrauer Sportwagen, und als sie die Hand auf die Klingel legte, hörte sie das vertraute Dingdong des Gongs, das sie von Mrs. Bakers Haus kannte.

      Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis die Haustür geöffnet wurde. Vor ihnen stand ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann. Tammy und Daniel sahen allerdings vorerst nur die schlanke elegante Frau daneben, die sie herausfordernd musterte.

      »Da


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