Deutsch-Ostafrika: Geographie und Geschichte der Colonie. Brix Forster

Deutsch-Ostafrika: Geographie und Geschichte der Colonie - Brix Forster


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       Brix Förster

      Deutsch-Ostafrika: Geographie und Geschichte der Colonie

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

       [email protected]

      EAN 4064066113810

       Vorwort.

       Geschichte der Gründung der deutschen Colonie von 1884 bis 1. April 1889.

       Geographie von Deutsch-Ostafrika.

       Uebersicht.

       Usambara und Bondei.

       Pare und Ugono.

       Das Kilimandscharo-Gebiet.

       Das Wami-Gebiet mit Aseguha, Nguru und Asagara.

       Das Kingani-Gebiet mit Usaramo, Ukami und Kutu.

       Zwischen Rufidschi und Rovuma.

       Anhang.

       Register.

       Fußnoten

       Inhaltsverzeichnis

      Die Erkenntniß der Productions- und Consumtionsfähigkeit eines fremden Ländergebietes liefert die Handelsstatistik und die Geographie. Die Handelsstatistik gewährt einen Ueberblick über die zur Zeit vorhandenen natürlichen und industriellen Erzeugnisse und über die von den Eingeborenen zur Zeit begehrten Tauschwaaren. Die Geographie dagegen gibt die Anhaltspunkte zur Beurtheilung der überhaupt möglichen Erzeugungskraft eines Landes und über den Werth der Bevölkerung als Arbeiter und als Abnehmer europäischer Artikel.

      Ausschließliche Handelscolonien können erblühen einzig und allein auf Grund der Erfahrung über die Exportfähigkeit der Landesproducte und über die Importfähigkeit bestimmter europäischer Industrieerzeugnisse. Beabsichtigt man aber neben der Belebung des Handels die Quantität und Qualität der Bodenfrüchte einer Colonie durch intensiveren Ackerbau oder durch Einführung neuer Culturpflanzen zu steigern, so ist das Wissen über Bodenbeschaffenheit, Klima, über die Verkehrsmöglichkeiten, mit einem Worte, über die Geographie des Gebietes unumgängliches Bedürfniß.

       In der deutschen Colonie von Ostafrika trat man von Anfang an mit der Absicht auf, den tropischen Reichthum an Grund und Boden durch Anlage von Plantagen und durch Anregung der Eingeborenen zu ausgiebigerem Ackerbau zu heben und auszunutzen. Wir bedürfen daher zur richtigen und zu einer den Erfolg annähernd sichernden Werthschätzung Deutsch-Ostafrikas eines geographischen Handbuches. Denn die vorhandene, in Sansibar aufgestellte Handelsstatistik enthält noch so außerordentlich weite Lücken und noch so sehr schwankende, auf kurze Zeiträume beschränkte Ziffern, daß sie durchaus nicht vermag, uns ein klar und scharf gezeichnetes Bild von der Bedeutung der Colonie, nicht einmal in ihrem gegenwärtigen Zustande, zu schaffen.

      Wir sind auf die Erforschung der geographischen Verhältnisse angewiesen. Ich räume bereitwillig ein, daß diese, wenigstens mit Rücksicht auf colonisatorische Unternehmungen, in so geringem Grade untersucht sind, daß nur die dringende Nothwendigkeit, das vorhandene Material zu sammeln und zu sichten und einen Anfang überhaupt einmal zu machen, in mir den Entschluß hervorgerufen hat, eine Geographie Deutsch-Ostafrikas zu entwerfen. Wir besitzen, mit Ausnahme einiger kürzlich veröffentlichter sehr wichtiger Monographien, nur Reisebeschreibungen als benutzbare Quellen. Noch besteht keine einzige wissenschaftliche Station in jenen Gebieten, welche uns genaue und umfangreiche Anhaltspunkte zur Bestimmung des allgemeinen und speciellen Landescharakters geben könnte. Groß ist die Anzahl der Reisenden und werthvoll sind unzweifelhaft die meisten ihrer Berichte. Aber da sie diesen Theil Afrikas hauptsächlich als Durchzugsgebiet betrachteten und sehr häufig dieselben Karavanenstraßen einschlugen, so bleiben oft weite, dazwischen liegende Strecken vollkommen unberührt, deren Kenntniß erst jetzt bei der Umgestaltung des Landes in eine Colonie von unerwarteter Bedeutung geworden ist. Arbeitet man die Erzählungen verschiedener Erforscher über ein und dasselbe Gebiet mit Aufmerksamkeit durch, so gewinnt man sehr bald die Ueberzeugung, daß die Berichte nicht nur unter sich einen sehr verschiedenen Grad von Verlässigkeit besitzen, sondern daß auch die glaubwürdigsten Autoren nicht in allen Gegenden mit gleicher Schärfe beobachtet haben. Nur durch eine vorurtheilslose, förmlich auflauernde Kritik der umfangreichen und der kurzgefaßten Reiseberichte ist es möglich, den Grad der Cultur und der Culturfähigkeit mit einiger Sicherheit darzustellen. Da nach meiner Meinung die Unterschätzung eines Terrainabschnittes als Culturland weniger schadet als die Neigung zur Uebertreibung, so habe ich nur dort den Ton bis zum Lob „üppiger Fruchtbarkeit” gesteigert, wo ich außer den topographisch günstigen Verhältnissen mehrere und zwar sichere Beobachter mit gleich stark ausgesprochenen und übereinstimmenden Urtheilen vorfand. Es mögen sich daher diejenigen, welche sich ein viel glänzenderes Bild von der tropischen Ueberfülle Deutsch-Ostafrikas gemacht, mit der Versicherung trösten, daß eifrige Nachforschung und fortschreitende Cultur in künftigen Jahren noch manchen farblosen Strich Landes mit leuchtendem Grün überziehen werden. Das wichtigste und zugleich schwierigste Problem für die Ausnutzung Ostafrikas bleibt die Herstellung sicherer und billiger Verkehrsmittel. Schiffbare Flüsse und befahrbare Straßen existiren nicht; die Verwendung der Eingeborenen als Träger ist für uns sehr theuer, da wir mit eigenen Sklaven nicht arbeiten können. Es bleibt nur der Bau von Eisenbahnen. Ich muß die Entscheidung den Technikern überlassen, ob eine Möglichkeit besteht, die zweifellos vorhandenen klimatischen und geographischen Hindernisse hier zu überwinden.

      In der kartographischen Darstellung von Ostafrika sind wir noch ziemlich weit entfernt von praktisch verwerthbarer Genauigkeit und Vollständigkeit trotz Ravenstein’s sorgfältiger, aber theilweise schon wieder veralteter Leistung. Zwar mögen die Flußläufe im großen und ganzen und die hervorragendsten Orte richtig fixirt sein; allein die Erhebungen des Geländes und die Gliederung der Gebirge dürften in vielen Fällen mehr der phantasievollen und prophetischen Gabe der Afrikareisenden Ehre machen, als den Thatsachen entsprechen. Das einzige verlässig und vollkommen durchgearbeitete Gebiet ist Usambara. Dies verdanken wir Dr. Baumann.

      Was mit dem gegebenen Material zu erreichen war, steht demnach vorläufig nur als Entwurf in der beigegebenen Karte. Das Verlangen nach Uebersichtlichkeit im Ganzen und zugleich nach Deutlichkeit in vereinzelten wichtigen Landstrichen bestimmte die Wahl eines möglichst großen Maßstabes, eines größeren, als er bisher in Deutschland für eine Karte von Deutsch-Ostafrika verwendet worden. Herrn Dr. Hans Fischer, von der kartographischen Anstalt von Wagner und Debes in Leipzig, gebührt mein ganz besonderer Dank, da er mit verständnißvoller Hingebung und technischer Kunstfertigkeit die Terraindarstellung dem Texte auf Grund der einschlägigen Literatur angepaßt hat.

      Ich habe


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