STILLER TOD. Rachel Amphlett

STILLER TOD - Rachel  Amphlett


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sich waren, blieben die beiden etwas verlegen vor dem Restaurant auf dem Bürgersteig stehen. Auf der Straße fuhr ein Auto an ihnen vorbei, dessen Scheinwerfer die Gebäudefassaden neben ihnen streifte.

      »Ich bringe dich noch zum Taxistand.«

      »Warte.« Sarah warf einen Blick auf den Seesack zu Dans Füßen, dann streckte sie ihre Hand aus und ergriff seine. »Wo bist du denn untergekommen?«

      Er zuckte mit den Schultern. »Ich werde mir hier in der Nähe ein Motel suchen. Und falls ich nicht im Büro gebraucht werde, dachte ich, dass ich morgen nach Oxfordshire zurückfahren könnte.«

      »Klingt für mich aber ziemlich einsam.«

      »Jetzt fühle ich mich armselig.«

      Sie lachte mit einem heiseren Tonfall auf, der Dan sofort wohlige Schauer über den Rücken jagte, dann beugte sie sich so weit vor, bis sich ihr Mund ganz nah an seinem Ohr befand. »Ich habe eine bessere Idee«, raunte sie.

      ***

      Sarah ging vor ihm durch die Wohnung und warf ihre Tasche auf einen Beistelltisch, während sie ihren Schal von den Schultern zog.

      »Du hast sie umgestaltet«, sagte Dan und fuhr mit den Fingern über einen Bilderrahmen.

      »Letzten Endes schon«, antwortete sie. »Ich weiß, deine Leute haben sie erst vor ein paar Jahren renoviert, aber das war mir einfach zu …«

      »Militärisch?«

      »Das ist exakt das passende Wort.« Sie lächelte. »Ich bin mir sicher, dass Beige an Barackenwänden hervorragend funktioniert, aber nicht bei mir zu Hause.«

      Als sie schnell an ihm vorbeiging, schloss er die Augen und atmete ihr vertrautes Parfüm tief ein, dann folgte er ihr den Flur entlang bis in die Küche.

      Während sie im Schrank nach zwei Weingläsern griff, ließ er seine Hand über die Flaschen im Regal gleiten und drehte sie so, dass er die Etiketten lesen konnte, bis er die entdeckte, die er zu finden gehofft hatte.

      »Du hast ja immer noch ein paar Flaschen von dem Shiraz.« Er nahm den Korkenzieher von der Arbeitsplatte und drehte ihn sachkundig in die Flasche, wobei der Korken mit einem leisen Poppen herausglitt.

      Sarah wandte sich mit zwei Gläsern in der Hand zu ihm um.

      Dan bemerkte, wie ein Anflug von Traurigkeit über ihr Gesicht huschte und ihre Unterlippe leicht zitterte.

      »Ich habe sie für den Zeitpunkt aufgehoben, an dem du wieder zurück bist«, erklärte sie und stellte die Gläser schnell auf dem Tisch ab, um sich kurz über die Augen zu wischen. »Ich wollte sie einfach nicht ohne dich trinken.«

      »Hey.« Dan stellte die Flasche neben die Gläser und schlang seine Arme um sie, dann vergrub er sein Gesicht in ihren Haaren. »Jetzt bin ich ja hier.«

      Sie schniefte und drückte mit ihren Händen gegen seine Brust, um dann den Kopf zu heben. Ihre Augen suchten seinen Blick, bevor sie sprach.

      »War es schlimm?«, flüsterte sie.

      Er sog die Luft mit einem kurzen, scharfen Atemzug ein, als die Erinnerung an das Gefängnis, die Wachen und an ihre Folterinstrumente aufblitzte, dann blinzelte er und nickte ruckartig.

      »Ja, das war es.« Er wickelte eine ihrer Haarsträhnen um seine Finger. »Ich habe dabei nur an dich gedacht.«

      Ihr Mund fand erkundend und suchend seine Lippen, dann, nachdem er sie fest an sich gezogen hatte und sein Körper sofort reagierte, schloss er seine Augen.

      Dan hob sie vom Boden hoch und sie schlang ihre Beine um seine Taille.

      Er wandte sich zum Schlafzimmer, während sein Mund die empfindliche Stelle an ihrem Halsansatz fand, dann fuhr er mit seiner Zunge ihr Schlüsselbein entlang.

      Sie stöhnte leise und ließ ihren Kopf in den Nacken sinken, bevor sie mit ihren Fingern seine Schultern knetete.

      »So viel zum Shiraz«, murmelte sie.

      Dan kicherte. »Das ist schon in Ordnung«, sagte er, als er sie auf das Bett sinken ließ und begann, ihre Bluse aufzuknöpfen. »Er sollte sowieso erst eine Weile atmen, bevor wir ihn trinken.«

      ***

      Als er hinter sich das Knarren des Bettes hörte, ließ Dan den Vorhang wieder zurückfallen. Die Laken raschelten leise, bevor ein Seufzer an seine Ohren drang.

      »Dan? Was machst du denn da?«

      Er zog die beiden Vorhänge in der Mitte des Fensters fest zusammen und drehte sich dann um, während das Licht auf dem Nachttisch flackernd anging.

      Sarah stützte sich auf ihre Ellbogen auf, ihr Haar war zerzaust und ein verwirrter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.

      Er lächelte. »Weißt du, wie verdammt sexy du gerade aussiehst?«

      »Wechsel jetzt nicht das Thema«, sagte sie, und ihre Stimme klang ernst, trotz des leichten Lächelns, das ihre Mundwinkel umspielte. Sie deutete mit dem Kinn zum Fenster. »Wonach hast du geschaut?«

      Er kam zum Bett zurück, kroch auf sie zu, lehnte sich dann gegen die Kissen und zog sie in seine Arme.

      »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er und küsste ihr Haar. »Aber ich denke, dass ich überwacht werde.«

      »David?«

      Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ist nicht sein Stil.«

      Sie setzte sich auf und runzelte die Stirn. »Wer denn sonst?«

      Er strich mit der Hand ihren Arm entlang. »Ich habe keine Ahnung.«

      Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und für einen flüchtigen Moment bemerkte Dan, wie sie sich von der Frau, die seine Geliebte war, in die abgebrühte Journalistin verwandelte, die er so respektierte.

      »Was ist los, Dan? Hat es etwas damit zu tun, warum du im Gefängnis warst?«

      Er fuhr sich mit der Hand über sein frisch geschnittenes Haar. »Könnte sein. Ich weiß es nicht.« Er hob die Hand, um sie am Fragen zu hindern. »Ist gut möglich.«

      Sarah warf einen Blick auf ihre Uhr. »Das war’s«, sagte sie und schlug mit den Händen auf die Bettdecke. »In einer Stunde wird es hell und ich bin zu aufgeputscht, um jetzt wieder einzuschlafen.« Sie beugte sich vor und küsste ihn. »Ich mache uns Kaffee«, sagte sie. »Und dann kannst du mir erzählen, was wirklich in Osteuropa passiert ist.«

      ***

      Dan legte seine Hände um die große dampfende Tasse Kaffee und sog genießerisch den Duft ein.

      »Ich hatte ganz vergessen, dass du so einen großartigen Kaffee kochst.«

      »Sehr lustig. Ich schätze, so früh am Morgen würdest du alles trinken, was auch nur einen Hauch Koffein enthält.«

      Er lächelte und blies sanft über die Oberfläche des heißen Getränks, bevor er zaghaft daran nippte, während Sarah ihm am Küchentisch gegenübersaß.

      Hinter den Jalousien begann die Morgendämmerung langsam über den östlichen Horizont zu kriechen, die ersten Lichtstrahlen ergossen sich über das Fensterbrett.

      »Sprich mit mir, Dan«, sagte Sarah und griff nach seiner Hand. »Du weißt, dass ich ein guter Zuhörer bin.«

      Er atmete aus, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hielt ihre Finger mit seinen umschlungen. Dan wusste, dass sie recht hatte, weil sie ihn besser kannte als die meisten anderen Menschen. Er wusste auch, dass sie keine Einzelheiten brauchte, nur so viele Informationen, dass sie das Ganze verstehen konnte. Er drückte ihre Finger ein letztes Mal und ließ sie los, dann stützte er seine Ellbogen auf dem Tisch auf.

      »Ich habe geahnt, dass etwas nicht stimmte, sobald ich dort angekommen war«, sagte er. »Mein Bauchgefühl, verstehst du? Irgendwas fühlte sich einfach nicht richtig an.«

      »Wo


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