Schneemond. Vivian Schey

Schneemond - Vivian Schey


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unseren Ruf?« Es rauschte nur, eine Antwort kam nicht. »Bei höchster Sendeleistung und auf dem Notrufkanal müssten die uns in Hawaii hören können. Da stimmt was bei uns nicht. Kommst du raus?«, wollte er wissen, ich drückte meine Tür auf, soweit es ging: »Jupp, klappt.« »Gut, dann machen wir mal, was wir vorhatten«, sagte Dad und stieg aus, ich folgte ihm.

      Kaum war ich draußen, hörte ich Dad lachen. Ich quälte mich an den Ästen auf meiner Seite vorbei und ging hintenrum zu ihm. Erst wusste ich nicht, warum er lachte, dann sah ich es: die Funkantenne lag etwa zwei Meter hinter dem Auto, mit abgerissenem Kabel dran! »Da kannst du rufen, wie du willst«, winkte er ab und sagte dann mit düsterer Stimme: »Hier draußen hört dich niemand schreien.« Ich warf ihm einen Schneeball an den Kopf, er wich aus und lachte: »Na komm, Motorsäge und Schaufeln sind da in dem Fach.« Den Motor vom Auto ließ er laufen, ich schnappte mir eine Schaufel aus dem Aufbau und er warf die Kettensäge an. Als erstes schaufelte ich ein Stück Straße frei, damit der Schnee, den ich danach am Auto wegmachen wollte, sich nicht unnötig auftürmte. Ich musste immer wieder kurz unterbrechen, weil Dad dicke Äste vom Stamm schnitt und dieser sich deswegen drehen oder ins Rutschen kommen könnte. Jetzt setzte er sich in den Wagen und fuhr ein Stück zurück, er hatte so viel abgetrennt, dass der Stamm geteilt werden konnte. Ich nahm meine Schaufel und ging neben unser Auto: man weiß ja nie.

      Dad setzte an, mehrfach. Immer schön rundherum. Dann ein letzter Schnitt, es knackte gefährlich und — der Reststumpf mit dem Wurzelballen dran klappte einfach nur nach hinten weg. Mehr tat sich nicht. Der Baum blieb auf dem Schneehaufen liegen, wie er lag. Er wippte nur ein wenig. Metall knarzte!? »Bitte nicht«, kam laut, aber ausdruckslos von Dad, er ließ die Säge fallen. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken: irgendwas musste den Baum ja in seiner Lage halten! Ich rannte wie Dad los, gemeinsam kamen wir an und begannen, ungeachtet der Gefahr, zu graben! Ich rammte meine Schaufel tief in den Haufen, Dad buddelte mit bloßen Händen! Bei meinem dritten Stoß federte die Schaufel sofort zurück und warf mich um, Dad nahm sie mir ab und kratzte in dem Loch, das ich geschlagen hatte. Ich rappelte mich wieder hoch, genau in diesem Moment fiel Schnee nach und legte einen Reifen frei. »Scheiße«, bemerkte Dad und schaufelte los wie ein Besessener, ich holte mir eine zweite Schaufel aus unserem Wagen und half. Keine Minute später hatte wir eine Tür freigelegt, ich versuchte, hinein zu sehen. Die Scheiben waren ganz, aber von innen vereist. Ich konnte nichts erkennen. Plötzlich klopfte eine komplette Hand von innen gegen die Scheibe, ich erschrak fast zu Tode und fiel rückwärts in den Schnee: »Dad! Da ist noch jemand drin!«

      Er stürzte zu mir, pochte wie wild gegen die Scheibe: »Wir sind hier!! Alles wird gut!!« Dann drehte er um und rannte zum Auto, kam mit einer Brechstange wieder: »Mach vorne die Winde fertig, wir müssen die Tür aufbekommen!!« Ich tat, was er rief, mit dem Haken in der Hand kam ich wieder. Dad hatte inzwischen die Tür etwas aufgedrückt, jetzt rief er hinein: »Wenn es irgend geht weg von der Tür!« Er zerschlug das Fenster, nahm den Haken, den ich ihm gab, und machte am Türrahmen eine Schlinge: »Aus dem Weg!« Ein paar Schritte machte ich zur Seite, ich hatte Dad noch nie so angestrengt gesehen. Er rannte zu unserem Auto, sprang hinein und setzte vorsichtig zurück. Die Tür knarzte, der Baum wackelte, Schnee rieselte und ich hatte einfach nur Angst! Dann knallte es, die Tür brach auf und Dad stoppte. Er winkte mir, ich solle zum Wrack kommen, während er auch zurück zu dem verschneiten Wagen rannte, ich tat es. Der Baum hatte ordentlich Gewicht, quietschend drückte er langsam mehr und mehr den Fahrgastraum zusammen! Dad lehnte sich hinein und zog, ich griff zu, sobald ich etwas sehen konnte.

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