Attentäter Null. Джек Марс

Attentäter Null - Джек Марс


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in Kansas in Panik ausbrachen, rannten, aufeinander trampelten, wie die vielen Kinder, die zuvor auf die Süßigkeiten gesprungen waren. Manche wanden sich, andere übergaben sich. Instrumente krachten zu Boden und Eimer voller Bonbons fielen um. Nicht einmal fünfundzwanzig Meter von ihr entfernt fiel ein Footballspieler auf seine Hände und Knie und spuckte einen Mundvoll Blut aus.

      Es lag eine solche Schönheit im Chaos. Samaras ganze Existenz war auf Regime, Protokoll und Übung aufgebaut - doch wussten nur Wenige so gut wie sie, wie unzuverlässig all das sein konnte, wenn Chaos unvorhersehbar ausbrach. In diesen Situationen zählten nur die Instinkte. In diesem Moment wurde man sich wahrhaftig über sich selbst bewusst, wozu man fähig war. Im Chaos, das sich still vor ihren Augen auftat, traten Familien auf ihre eigenen Angehörigen. Eheleute ließen ihre Partner stehen, um sich selbst zu retten. Es herrschte Verwirrung, Körper fielen um. Die Menge würde selbst mehr Schaden untereinander anrichten, als die Waffe es ihnen antäte.

      Doch sie konnten nicht dort verweilen. Sie nickte Mischa zu, die um die Fahrerkabine ging und in den Beifahrersitz einstieg, während Samara sich hinter das Steuer setzte und den Schlüssel im Zündschloss umdrehte. Doch sie warf den Motor noch nicht an. Sie blieben noch eine weitere Minute - lange genug, damit man den Schaden des Attentats wirklich verheerend fände und damit jene, die sie verfolgen würden, komplett verwirrt über die Bedeutung von Springfield in Kansas wären.

      KAPITEL SIEBEN

      Null trat in das George Bush Center für Geheimdienst, das Hauptquartier der CIA, ein. Es lag in der Gemeinde von Langley, Virginia. Er schritt über den weiten Marmorboden, seine Schritte hallten, als er über das große runde Emblem ging. Es war ein Schild und ein Adler in grau und weiß, umrandet von den Worten „Central Intelligence Agency, United States of America”. Er schritt direkt auf die Aufzüge zu.

      Es war kaum jemand da, nur die notwendigsten Sicherheitsbeamten und ein paar Verwaltungsassistenten, welche sich mit Büroarbeiten plagten. Er war immer noch ziemlich sauer darüber, dass man ihn hierher gerufen hatte, dass er an einem Feiertag von seinen Mädchen getrennt wurde. Er hoffte, dass die Einweisung kurz wäre.

      Doch er wollte nicht darauf wetten.

      „Halt die Tür auf”, rief eine bekannte Stimme, als Null auf den Knopf für das Untergeschoss drückte, wo das Treffen stattfand. Er hielt eine Hand aus, damit die Türen sich nicht schlossen und einen Moment später joggte Agent Todd Strickland neben ihn. „Danke, Null.”

      „Die haben dich auch gerufen, was?”

      „Ja.” Strickland schüttelte seinen Kopf. „Gerade, als ich im Veteranenkrankenhaus ankam.”

      „Du verbringst Thanksgiving mit Veteranen?”

      Strickland nickte einmal kurz, was Null als Anzeichen dafür verstand, dass er es nicht weiter besprechen wollte. Todd Strickland war Ende zwanzig, hatte einen dicken Nacken und war gut bemuskelt, bevorzugte immer noch den militärischen Haarschnitt, den er während seiner Zeit in der Armee hatte. Er hatte glänzende Augen, jungenhafte Gesichtszüge und seine glattrasierten Wangen gaben ihm eine jugendliche und zugängliche Erscheinung, doch Null wusste, dass sich hinter der Fassade eine Menge Kraft verbarg. Er war einer der besten, den die Rangers je gesehen hatten. Todd hatte fast vier Jahre seines jungen Lebens damit verbracht, Aufständische in den Wüsten des Nahen Ostens aufzuspüren. Dabei schlief er im Sand, kletterte durch Höhlen und führte Razzien in Lagern durch. Er war durch und durch ein Kämpfer und dennoch hatte er es geschafft, eine Anteilnahme zu bewahren, die genauso stark wie sein Pflichtbewusstsein war.

      „Hast du eine Ahnung, worum es geht?” fragte Null, als die Fahrstuhltüren aufgingen.

      „Wenn ich drauf wetten müsste, würde ich sagen, dass es sich womöglich um das Attentat in Havanna von letzter Nach dreht.”

      „Es gab ein Attentat in Havanna letzte Nacht?”

      Strickland kicherte ein wenig. „Du schaust echt keine Nachrichten, oder?” Er schritt einen leeren Gang entlang. Es schien, dass fast alle von Langley den Feiertag zu Hause mit ihren Familien verbrachten - außer ihnen natürlich.

      „Ich war ein bisschen beschäftigt”, gab Null zu.

      „Ach ja, wie geht’s den Mädchen denn?” Strickland kannte Maya und Sara. Als die Leben der beiden von einem psychopathischen Attentäter bedroht wurden, schwor der junge Agent, dass er auf sie aufpassen würde, egal ob Null da war oder nicht. Bisher hatte er sich an sein Wort gehalten.

      „Sie...” Er wollte fast schon sagen „ihnen geht’s gut”, doch er hielt sich zurück. „Sie werden erwachsen. Verdammt, vielleicht sind sie es schon.” Null seufzte. „Ich muss ehrlich sein. Wenn die uns heute auf einen Einsatz schicken, dann bin ich mir nicht sicher, was ich mit Sara tun soll. Ihr geht es noch nicht gut genug, um sie allein zu lassen.”

      Strickland hielt inne, als sie an der geschlossenen Tür des Konferenzraums ankamen, hinter der die Einweisung stattfände. Doch er verweilte kurz und griff in seine hintere Hosentasche. „Ich dachte an dasselbe.” Er gab Null eine Visitenkarte.

      Der runzelte die Stirn. „Was ist das?” Die Karte war sehr einfach, elfenbeinfarben, auf ihr war eine Webseite, eine Telefonnummer und der Name ,Seaside House Rehabilitatioszentrum’ graviert.

      „Das ist ein Ort in Virginia Beach”, erklärte Strickland, „wo Leute wie sie hinkönnen, um... sich zu erholen. Ich habe dort selbst ein paar Wochen verbracht, vor langer Zeit. Das sind gute Leute. Die können helfen.”

      Null nickte langsam, ein wenig erstaunt darüber, wie jeder außer ihm es zu sehen schien. Maya hatte ihm schon gesagt, dass Sara professionelle Hilfe bräuchte und anscheinend war es auch für Todd offensichtlich. Er wusste genau, warum er es nicht gesehen hatte. Er wollte fähig sein, ihr zu helfen. Er wollte derjenige sein, der sie da durchbrachte. Doch er hatte tief im Inneren schon gewusst, dass sie mehr brauchte, als er ihr bieten konnte.

      „Ich hoffe, dass ich damit keine Grenzen überschritten habe”, fuhr Todd fort. „Doch äh... ich habe dort angerufen, um mich zu versichern, dass sie Platz haben. Sie kann da hin, wann immer sie will.”

      „Danke”, murmelte Null. Er wusste nicht, was sonst sagen. Ganz sicher hatte er keine Grenzen überschritten, indem er etwas tat, zu dem Null vermutlich nicht den Mut gehabt hätte. Er steckte sich die Karte in die Hosentasche und zeigte auf die Tür. „Nach dir.”

      Er hatte sehr viele Einweisungen während seiner Zeit als CIA Agent miterlebt, und keine glich der anderen.

      Manchmal waren viele anwesend und es ging chaotisch zu, mit Repräsentanten von zusammenarbeitenden Agenturen und Videokonferenzen mit Experten der Themen. Andere Male waren sie klein, ruhig und vertraulich. Er war sich zwar sicher, dass diese Einweisung eine der ruhigen wäre, doch er war dennoch überrascht, dass er beim Eintreten in den Konferenzsaal nur eine Person vorfand, die am Tisch saß und ein einzelnes Tablet vor sich hatte.

      Strickland schien genauso verwirrt, denn er fragte: „Sind wir zu früh dran?”

      „Nein”, sagte Maria, während sie aufstand. „Genau rechtzeitig. Setzt euch.”

      Null und Todd tauschten einen Blick aus und setzten sich auf jeweils eine Seite von Maria, die am Kopf des langen Tisches saß.

      „Na”, murmelte der jüngere Agent, „wenn das mal nicht puschelig ist.”

      „Es tut mir leid, dass ich euch aus dem Feiertag gerissen habe”, begann sie. „Ihr wisst, dass ich es nicht getan hätte, wenn ich die Wahl hätte.” Sie sagte es, als wäre es mehr an Null gerichtet. Maria wusste genau, wer und was auf ihn zu Hause wartete. Sie war schließlich auch eingeladen. „Ich komme gleich zur Sache”, fuhr sie fort. „Letzte Nacht gab es einen Vorfall am nördlichen Hafengebiet von Havanna. Wir haben guten Grund zu glauben, dass es sich um einen vorsätzlichen terroristischen


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