Das Feuerzepter. Морган Райс

Das Feuerzepter - Морган Райс


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wissend flackerten. Doch Galileo spielte dumm.

      „Ich habe keine Ahnung, wovon ihr redet“, sagte er und sammelte seine Papiere zusammen.

      „Ich denke, das tun Sie“, forschte Oliver weiter. „Wir wurden nach Florenz geschickt. Von Professor Amethyst. Vielleicht kennen Sie ihn? Er leitet die Schule für Seher. Wir haben den Auftrag, das Feuerzepter zu finden. Haben sie zufällig davon gehört?“

      Galileo schob seine Dokumente nun so eilig in seine Tasche, dass Oliver klar war, dass er etwas wusste. Etwas, das er aus unbekannten Gründen nicht besprechen wollte.

      „Noch nie davon gehört“, behauptete er und sah Oliver nicht länger in die Augen.

      Oliver hatte die starke Vermutung, dass Galileo ihn anlog, auch wenn er nicht verstand, warum. Vielleicht war er kein Seher. Doch er hatte etwas Ungewöhnliches an sich.

      Oliver entschied sich dafür, kühn zu sein. „Wir kommen aus der Zukunft“, sagte er.

      „Ach tatsächlich?“, sagte Galileo. Er hielt inne. „Dann erzählt mir von etwas, das noch nicht erfunden wurde, um es zu beweisen.“

      Oliver zögerte. Er wusste, wie hauchdünn das Gleichgewicht war. Wie vorsichtig sie sein mussten, um die Balance nicht zu stören. Dass ein kleiner Fehler katastrophale Auswirkungen haben konnte.

      „Das kann ich nicht“, sagte er.

      „Ha“, antwortete Galileo. „Wie ich es mir gedacht habe. Ihr lügt.“

      „Das tun wir nicht“, sagte Oliver. „Fordern Sie mich zu etwas anderem heraus. Stellen Sie mir eine Frage, die nur Leonardo da Vinci beantworten könnte.“

      Hazel zupfte ihn an seinem Ellbogen. „Oliver, was tust du?“

      „Keine Sorge. Ich habe alles unter Kontrolle“, sagte Oliver aus dem Mundwinkel heraus.

      „Okay“, sagte Galileo und klopfte sich nachdenklich ans Kinn. „Der Herzog von Valeninois hat bei da Vinci eine Karte der Stadt von Imola in Auftrag gegeben. Wann war das?“

      Oliver durchkämmte seinen Verstand nach da Vincis Erinnerungen. „1502“, sagte er.

      Galileo runzelte die Stirn. „Glückstreffer.“

      „Fragen Sie mich etwas anderes“, forderte Oliver. „Und ich werde beweisen, dass es nicht geraten war.“

      „Okay“, sagte Galileo. „Vielleicht eine Frage zur Geometrie. Erzähle mir von den fünf Konzepten.“ Er grinste hinterlistig, da er davon ausging, dass Oliver auf keinen Fall dazu im Stande war, diese Frage korrekt zu beantworten.

      Wieder zapfte Oliver den Teil seines Verstandes an, der ihm von da Vinci geschenkt worden war. „Punkt, Linie, Winkel, Fläche und Körper.“

      Galileo sah erstaunt, aber auch beeindruckt aus. „Und was ist am Punkt so besonders?“

      „Na“, sagte Oliver, „er hat weder Höhe noch Breite, Länge oder Tiefe, weshalb er als unteilbar kategorisiert wird. Er nimmt im Raum keine Dimension ein.“

      Er zitierte nun da Vinci selbst, während er die exakten Worte des Erfinders aus seinem Verstand herauskramte. Hazel wirkte vollkommen fassungslos. Ralph dagegen schien es etwas besorgniserregend zu finden, dass Oliver auf so viel Wissen zugreifen und dieses jederzeit anzapfen konnte.

      Doch darum ging es nicht, dachte Oliver. Er sah Galileo an, um zu erkennen, ob er den Mann überzeugt hatte. Dieser schien die drei Kinder genaustens zu betrachten.

      Endlich sah Galileo Oliver in die Augen. „Und warum wolltet ihr mich sehen?“

      „Wir sind Seher“, sagte Oliver. „Aus der Zukunft. Wir glauben, dass Sie uns dabei helfen können, das sogenannte Feuerzepter zu finden.“

      Galileo hielt für einen Moment inne und verzog die Augenbrauen. „Vielleicht solltet ihr mit mir mitkommen“, sagte er.

      KAPITEL ACHT

      Professor Amethyst stand in der bebenden Schule. Sie war vollständig evakuiert, nur er war noch da. Aber er konnte nicht einfach fliehen. In der sechsten Dimension befanden sich unzählige Schriftrollen, Bücher, Artefakte und Waffen. Bevor auch er der Schule den Rücken kehren konnte, musste er den Raum sichern und alles wegschließen. Wenn die Sehertechnologien in falsche Hände gerieten, könnte das das Ende der Welt bedeuten.

      Es gab jedoch ein großes Problem. Professor Amethyst hatte nahezu all seine Kräfte aufgebraucht. Erst hatte er das Wurmloch im Kapok-Baum heraufbeschworen, durch das seine Belegschaft und die Schüler evakuiert wurden. Dann kreierte er das zweite Portal für Oliver Blue und seine Freunde, projizierte schließlich seine Stimme durch die Vortexe der Zeit und teilte das Portal in zwei Tunnel. Der alte Mann war erschöpft. Und weil die gewaltigen Beben die Schule zum Einsturz brachten, war auch der Aufzug – mit Überschallgeschwindigkeit, genau wie er ihn erfunden hatte – kaputt. Professor Amethyst, der es gewohnt war, innerhalb von Sekunden durch die fünfzig Stockwerke zu sausen, musste die Treppe nehmen. Er musste alle fünfzig Stockwerke besteigen, um die sechste Dimension zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, wie seine zerbrechlichen, alten Knie diese Herausforderung überstehen sollten. Aber er hatte keine Wahl. Er musste sicherstellen, dass keine der Waffen oder Erfindungen jemals in die Welt gelangen konnten.

      Er begann seinen Aufstieg. Er hatte es lediglich auf den Treppenabsatz des ersten Stockwerks geschafft, als er einen furchtbaren Lärm aus dem Foyer unter ihm hörte.

      Professor Amethyst eilte zum Balkon und spähte nach unten ins Hauptatrium. Viele der Äste des Kapok-Baums waren bereits zerstört, genau wie die Verbindungsgänge, die sie gestützt hatten. Der Boden war voller Schutt. Doch dort, zwischen den Klumpen aus Putz und Beton und dicken Ästen, sah Professor Amethyst ein glühendes, flackerndes Licht.

      „Ein Portal“, sagte er laut.

      Er wusste, was das bedeutete. Es existierten nur einige wenige Seher, die diese Kraft besaßen. Und er konnte nur an eine Person denken, die in die Schule einbrechen wollte.

      Und so war es. Das Portal wurde immer grösser, bis es weit genug war, damit eine Schülerschar herausklettern konnte. Sie alle trugen die unverwechselbare schwarze Uniform von Madame Obsidians Schule für Seher.

      Professor Amethysts Augen wurden schmal vor Wut. Magdalena Obsidian war einst, vor vielen Jahren, seine beste Schülerin gewesen. Ihr Verstand war mächtig und grenzenlos. Ein Verstand, der seinem eigenen Konkurrenz machte. Eine Intelligenz, die ihresgleichen nur in Newton fand. In da Vinci. In Oliver Blue. Er hatte die junge Seherin fördern wollen, doch die Missionen, auf die er sie geschickt hatte, sorgten dafür, dass ihr Verstand explodierte. Sie wollte mehr. Mehr Wissen, mehr Zugriff, mehr Artefakte. Und sie wollte das Wissen der Zukunft auf die Vergangenheit anwenden.

      Zuerst war ihr Vorhaben bewundernswert gewesen. Sie wollte die Voraussicht der Zukunft nutzen, um der Menschheit die Fehler der Vergangenheit zu ersparen. Fast jeder junge Seher, den Professor Amethyst unterrichtet hatte, stellte ihm dieselbe Frage: „Warum können wir die Vergangenheit nicht ändern?“ Aber während die meisten jungen Seher die Pflicht der Seher akzeptierten, der Führung des Universums zu folgen und die Risse und Kluften in der richtigen Reihenfolge zu reparieren, hatte Magdalena Obsidian sich geweigert. In ihrem idealisierten Verstand sollten Ereignisse neu geschrieben werden – ob das Universum es so entschieden hatte oder nicht.

      „Die Aufgabe eines Sehers ist es, die Welt auf den Pfad der geringsten Zerstörung zu leiten“, erinnerte sich Amethyst daran, ihr einst in seinem Buero erzählt zu haben. Sie hatten an seinem Kamin gesessen, sie war lediglich zwölf Jahre alt gewesen. „Wir können Hitler nicht auslöschen, aber wir können ihn davon abhalten, eine Atombombe in seinen Besitz zu bringen. Wir können die großen Weltkriege nicht stoppen, aber wir können die Verluste minimieren.“

      Doch das Mädchen


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