Das Feuerzepter. Морган Райс

Das Feuerzepter - Морган Райс


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      „Was…Was…Was ist das?!“, rief er.

      Mit klopfendem Herzen drehte sich Esther um und sah, wie ein riesiges Gefährt, das in der Sonne glitzerte und große, hölzerne Rädern hatte, rasant auf sie zugeschossen kam.

      „Das“, sagte Esther, die ihren eigenen Augen kaum traute, „ist ein goldener Streitwagen!“

      Ein Pferd zog den Streitwagen, die Hufe klapperten laut auf dem harten Boden. Die großen Holzräder quietschten, als sie sich drehten und den Streitwagen mit unglaublicher Geschwindigkeit in ihre Richtung schickte.

      Sie hatten kaum eine Sekunde, um zu reagieren, also hechteten die Kinder in alle Richtungen. Esther sprang auf die eine, die Jungs auf die andere Seite.

      Esther landete in einem Graben. Der Streitwagen donnerte an ihr vorbei und feiner Staub regnete auf sie herunter.

      Das Geräusch von galoppierenden Hufen und quietschenden Holzrädern verstummte langsam. Esther setzte sich auf, schüttelte sich und schielte über die Straße hinweg zu Walter und Simon. Als die Staubwolke, die der Wagen ausgelöst hatte, sich langsam beruhigte, sah sie, dass die Jungs sich erneut in einem Wirrwarr aus Extremitäten befanden.

      „Runter!“, rief Walter und versuchte, Simon von sich zu schieben.

      „Du sitzt auf meiner Hand!“, erwiderte Simon und schob zurück.

      „Jungs!“, rief Esther, sprang auf die Füße und eilte zu ihnen. „Seid leise. Ich glaube, ich weiß, wo wir sind.“

      Ihr Blick folgte dem Weg und sie beobachtete, wie der goldene Streitwagen in der Ferne verschwand. Sie konnte kaum glauben, was ihr als nächstes über die Lippen kam.

      „Wir sind nicht einfach nur in Griechenland“, kündigte sie an, als die Jungs sich endlich entheddert hatten und neben ihr standen. „Wir sind im antiken Griechenland.“

      „Antikes Griechenland?“, fragte Walter. „Du meinst…“

      „Ich meine“, sagte Esther und drehte sich zu ihnen. „Wir sind über zweitausend Jahre in die Vergangenheit gereist. Wir befinden uns in einer Zeit vor Christus.“

      KAPITEL VIER

      Oliver taumelte aus dem Portal. Hazel stieß mit ihm zusammen. Einen Moment später kam auch Ralph an und raste in sie hinein.

      „Au!“, stöhnten sie, als sie auf einem Haufen dalagen.

      „Alles okay?“, rief Oliver, der sich um das Wohlbefinden seiner Freunde sorgte.

      Hazel nickte und rieb sich den Ellbogen, den Ralph gerammt hat. „Ja. Aber wo sind wir?“

      Sie sah sich um. Ralph rieb sich mittlerweile den Bauch – die Stelle, die Hazels Ellbogen getroffen hatte.

      „Hey!“, sagte er mit großen Augen. „Hier waren wir doch schonmal!“

      Verwirrt runzelte Oliver die Stirn und besah sich die Gebäude. Sie waren alle drei oder vier Stockwerke hoch, standen dicht aneinander und hatten flache Fassaden und passende Dächer in der Farbe gebrannter Umbra. Das Kuppeldach einer Kathedrale ragte hinter den Gebäuden hervor und überschattete alles mit seiner dominierenden Ausstrahlung. Ralph hatte recht. Der Ort kam ihm bekannt vor.

      Oliver rang nach Luft, als ihm klar wurde, wo sie waren.

      „Wir sind wieder in Florenz.“

      Hazels Augen wurden groß. „Florenz? Das muss ein Fehler sein. Denkst du, Professor Amethyst hat uns aus Versehen durch Leonardo da Vincis Portal geschickt?“

      Oliver schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Da Vincis Portale waren rot. Professor Amethysts sind lila.“

      „Vielleicht sind wir hier, weil Leonardo uns erneut helfen kann?“, schlug Ralph vor. „Vielleicht weiß er, wo das Feuerzepter ist? Oder er kann wieder die Zeit für uns anhalten, damit wir es finden können?“

      Doch als Oliver sich umsah, bemerkte er etwas. „Nein. Es gibt viel mehr Gebäude als bei unserem letzten Besuch. Es ist zwar derselbe Ort, aber eine andere Zeit. Wir sind nicht hier, um uns von Leonardo helfen zu lassen. Wir sind hier, um jemand anderen zu finden.“

      Aus irgendeinem Grund fühlte es sich sogar noch seltsamer an, an einem Ort zu sein, den sie zuvor schon einmal besucht hatten. Erst vor Stunden waren sie gemeinsam mit Leonardo da Vinci auf diesen Straßen gegangen, um ihre Mission zu erfüllen. Jetzt befanden sie sich auf denselben Straßen, aber Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, später. Es war verrückt.

      „Es ist nicht allzu viel Zeit vergangen“, sagte Hazel und kratzte sich am Kinn. „Es gibt mehr Gebäude, aber es handelt sich um denselben architektonischen Stil. Ich denke nicht, dass wir mehr als hundert Jahre nach unserem letzten Besuch gelandet sind. Welche anderen außergewöhnlichen Italiener gibt es, zu denen Professor Amethyst uns geschickt haben könnte?“

      „Naja, neben da Vinci und Michelangelo“, begann Oliver, „gibt es natürlich noch…“

      Aber er konnte seinen Satz nicht vollenden, da genau in dem Moment jemand um die Ecke gerannt kam und mit ihm zusammenprallte.

      „Tut mir leid!“, rief der junge Mann.

      Oliver richtete sich auf und strich seine Kleidung glatt. „Alles gut. Keine Sorge.“

      Hazel keuchte. „Oliver, du sprichst italienisch!“

      „Tatsächlich?“, fragte Oliver.

      Doch der junge Mann unterbrach ihn.

      „Ich bin spät dran für meinen Unterricht in der Accademia delle Arti del Disegno“, sagte er. „Es ist der Unterricht von Professor Galileo.“ Dann eilte er weiter.

      Oliver drehte sich zu seinen Freunden um. „Hat der Mann italienisch gesprochen?“

      Sie nickten beide.

      „Ja!“, rief Ralph. „Genau wie du!“

      Oliver schüttelte den Kopf. „Aber ich verstehe nicht. Wie ist das möglich?“

      Dann erinnerte er sich. Lucia Moretti, die Lehrerin, die er bei seinem letzten Abenteuer kennenlernen durfte, hatte einige ihrer Fähigkeiten auf Oliver übertragen. Vielleicht war auch die italienische Sprache darunter?

      „Warte“, sagte Oliver plötzlich. „Er meinte, er sei auf dem Weg zu seiner Vorlesung bei Galileo.“

      Hazels Augen traten hervor. „Natürlich. Galileo ist ein Florentiner, der nach da Vinci lebte. Wir müssen uns im Italien des sechzehnten Jahrhunderts befinden.“

      „Wir sollten ihm folgen“, sagte Ralph.

      Oliver nickte zustimmend und sie rannten dem Mann hinterher.

      KAPITEL FÜNF

      „Wir sind also in der griechischen Antike“, sagte Walter. „Und was nun?“

      Esther sah sich um und hob erneut die Hand vor die Augen, um sich vor dem hellen Sonnenlicht zu schützen. „Wir sollten in Richtung Stadt gehen“, sagte sie.

      Die Jungs stimmten ihr zu und sie machten sich auf den Weg. Dabei folgten sie den Rillen, die der Streitwagen im Boden hinterlassen hatte.

      Die Stadt bestand aus vielen interessanten Gebäuden. Tempel aus riesigen Steinblöcken. Gigantische kreisförmige Freiluft-Theater, in denen dramatische Stücke aufgeführt wurden. Lärm und Geschrei schallten aus dem naheliegenden Stadion. Sie sahen eine Burg mit großen Säulen und einem wuchtigen Zugbrückentor, das bestimmt fünfzehn Meter hoch war. Sie passierten ein großes, quadratisches Gebilde, das aus mehreren Säulen und einem


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