8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld


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ganz nach geschäftlichen Differenzen aus, wenn man das so bezeichnen will“, sagte Chief Lantanaglia. „Aber was O’Rourke angeht, könnte es da noch eine alte Rechnung geben. Er war schließlich erst seit ein paar Monaten hier bei uns im Revier. Vorher gehörte er zu Drogenabteilung eines Reviers in der Bronx.“

      „Bei uns sind die Akten noch nicht angekommen“, gab ich Auskunft. „Ich kenne nur die Kurzfassung, die uns Mister McKee gegeben hat.“

      „Die Sache ist ganz einfach: O’Rourke wurde verdächtigt, kleine Drogendealer und Mitglieder von Gangs erpresst zu haben, indem er ihnen Drogen unterschob und Beweismittel manipulierte. Es lief ein Verfahren der Abteilung für Inneres gegen ihn. Dieses Verfahren ist inzwischen eingestellt worden, aber man hielt es für besser, O’Rourke trotzdem in ein anderes Revier zu versetzen.“

      „Und in eine andere Abteilung!“, ergänzte ich.

      „Ja, er sollte nichts mehr mit Drogen zu tun gaben.“

      „Dann war seine Weste vielleicht doch nicht so rein, wie das eingestellte Verfahren vermuten lässt?“, fragte ich.

      Lantanaglia zuckte die Schultern. „Jemand, der in der Drogenfahndung arbeitet, vollführt täglich einen Tanz auf der Rasierklinge. Man sieht wie die Dealer mit Millionen jonglieren und der Cop denkt an die Hypotheken für sein Haus und daran, dass sein Wagen noch nicht abgezahlt ist und sich seine Kinder beklagen, dass schon im zweiten Jahr nacheinander keine Urlaubsreise drinsitzt, während der Drogenboss mit dem Privatjet mal kurz nach Miami Beach hinüber fliegen kann. Da braucht man schon einen stabilen Charakter, um auf der richtigen Seite zu bleiben.“

      Ich hob die Augenbrauen. „Wem sagen Sie das!“

      „Glauben Sie, O’Rourke besaß nicht den nötigen Charakter?“, mischte sich Milo ein.

      „Wie gesagt – die Untersuchung konnte den Verdacht gegen ihn nicht erhärten.“

      „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“

      Lantanaglia lächelte dünn. „Ja, Sie haben Recht. Aber wer von uns kann schon in den Schädel eines Kollegen hineinschauen?“ Lantanaglia machte eine kurze Pause, erhob sich aus seinem Schreibtischstuhl und füllte seinen Kaffeebecher wieder auf. Nachdem er einen Schluck genommen hatte, sagte er schließlich: „Ich will ehrlich sein. Am Anfang war ich sehr skeptisch, was O’Rourke anging. Dafür kann ich Ihnen noch nicht einmal einen greifbaren Grund angeben. Es war einfach mein Bauchgefühl – und in all den Jahren, in denen ich als Cop hier in Queens meinen Mann stehe, habe ich gelernt, dass es einem das Leben retten kann, wenn man sich auf dieses Gefühl verlässt. Aber was O’Rourke angeht, hat mich mein Instinkt wohl getrogen. Jedenfalls gab es keinen Ärger, so lange er hier war und soweit ich das beurteilen kann, hat er gute Arbeit geleistet.“

      „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit“, sagte ich.

      Lantanaglia nickte. „Vielleicht kann Ihnen Captain Del Mar etwa mehr dazu sagen, schließlich arbeitete er mit O’Rourke direkt zusammen.“

      5

      Captain Del Mar ließ auf sich warten, so aßen wir eine Pizza, die vom Express Service für das ganze Revier geliefert wurde. Captain Del Mar, der Leiter der Homicide Squad I traf schließlich doch noch ein. Er bat uns in sein Büro.

      „Tut mir Leid, dass es etwas später geworden ist, aber ich war bei einem Tatort und bin auf dem Rückweg leider in einen Stau geraten.“

      „Ist schon in Ordnung“, sagte ich.

      „Sie sind Trevellian und Tucker, nicht wahr?“

      „Ja – und wir suchen zurzeit den Mörder Ihres Kollegen Lieutenant Brian O’Rourke“, bestätigte Milo.

      „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, weshalb der Fall nicht in unserer Zuständigkeit geblieben ist!“

      „Weil die Tatwaffe im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität benutzt wurde“, gab ich Auskunft.

      Del Mar zuckte mit den Schultern. „Meiner Ansicht nach sagt das nicht viel aus. Diese Waffen gehen doch von Hand zu Hand. Andererseits könnte da natürlich ein Zusammenhang bestehen. Über O’Rourkes Vergangenheit in der Drogenabteilung des 87.Reviers in der Bronx wissen Sie ja sicher inzwischen Bescheid oder?“

      „In Ansätzen. Es gab da wohl mal einen Verdacht gegen O’Rourke, wonach er Verdächtige erpresst haben soll.“

      „Deswegen war er auf unserem Revier. Die Sache ist niedergeschlagen worden, es kam nicht einmal zu einer offiziellen Anklage. Aber wie heißt es so schön? Es bleibt immer etwas hängen. Ganz besonders, wenn es um einen Cop geht. Der kleinste Flecken auf der weißen Weste kann schon dazu führen, dass man wie ein Paria behandelt und bei Beförderungen übergangen wird.“ Del Mar zuckte die Schultern. „So ist das nun einmal und bevor man sich auf das Spiel einlässt, informiert man sich am besten über die Regeln und akzeptiert sie.“

      „Wollen Sie damit sagen, dass O’Rourke etwas angehängt wurde?“

      „Mir gegenüber hat er in diese Richtung ein paar Andeutungen gemacht. Ist doch klar, wenn ich ein Drogenhändler wäre und hätte mit einem Cop eine Rechnung offen, kann ich ihm doch am besten schaden, in dem ich seine Gesetzestreue in Frage stelle!“

      „Aber wenn das wirklich so gewesen ist, dann hatten diese Leute doch ihr Ziel erreicht. O’Rourke war kalt gestellt. Wozu ihn noch ermorden?“

      „Das würde ich auch gerne wissen.“

      „Was wissen Sie über O’Rourkes Privatleben?“, fragte Milo.

      „Ehrlich gesagt, war er ein ausgeprägter Einzelgänger. Ihm fehlte der Teamgeist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn die Beamten einer Schicht zum Bowling gingen, fuhr er nach Hause, oben in Riverdale. Er hat mal erwähnt, dass er dort ein Haus hat. Und ich nehme an, dass er gar nicht daran dachte, hier in die Gegend zu ziehen. Vielleicht nahm er auch an, dass die Versetzung irgendwann zurück genommen werden würde.“

      „Wie waren die Chancen dafür denn?“

      „Gar nicht so schlecht. Wahrscheinlich hätte er hier noch ein halbes Jahr abreißen müssen und wäre dann wieder zurück in sein altes Revier gekommen, falls nicht zwischenzeitlich doch noch Beweise aufgetaucht wären, dass er irgendwie Dreck am Stecken hatte. Aber dafür gab es keine Hinweise.“

      „Wir brauchen die Anruflisten seines Telefons hier im Revier“, sagte ich.

      „Die können Sie haben“, versprach Captain Nelson Del Mar.

      „Zeigen Sie uns bitte noch seinen Schreibtisch.“

      „Ich führe Sie hin.“

      „An was für einem Fall arbeitete er im Moment?“

      „Denken Sie, dass seine Ermordung damit zusammenhängt?“

      „Wir müssen allen Spuren nachgehen, Captain.“

      „In der Crescent Street wurde eine Rentnerin von ein paar Jugendlichen ausgeraubt und niedergestochen. Sie ist an den Folgen der Verletzungen gestorben. O’Rourke bearbeitet den Fall zusammen mit Lieutenant Tomasino und Lieutenant Wolfe, die Sie beide gerne dazu befragen können.“

      Del Mar führte uns zu O’Rourkes Schreibtisch. Das Dienstzimmer teilte er sich mit den Lieutenants Wolfe und Tomasino. Die beiden berichteten uns von dem Fall, an dem sie mit O’Rourke zuletzt gearbeitet hatten. Es schien sich um Routineermittlungen zu handeln.

      „Er hat ziemlich viel mit seiner neuen Flamme telefoniert“, berichtete uns Lieutenant Tomasino noch.

      „Wissen Sie, wer das war?“, hakte ich nach.

      „Sie heißt Christine. Den Nachnamen kenne ich nicht, aber ich nehme an, dass sie die Telefonlisten überprüfen und anhand der Daten werden Sie das leicht herausfinden.“

      Der Schreibtisch selbst bot


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