Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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eine.

      Warum nutzte ich sie nicht? Warum redete ich mich auf das blöde Betriebsklima aus? Ich begann mich selbst nicht mehr zu mögen.

      Susan lachte girrend an meinem Ohr. Das kitzelte und ließ einen angenehmen Schauer über meinen Rücken rollen.

      „Im Gegenteil, Biff“, sagte sie samtweich. Die Katze hatte die Krallen eingezogen und schnurrte mir nun um den Körper. Es war ein betörendes Gefühl.

      „Im Gegenteil?“, fragte ich und tastete nach ihren nackten Schultern.

      „Dann wäre meiner Meinung nach erst ein ideales Verhältnis geschaffen.“

      „Verhältnis“, nickte ich begeistert.

      „Ja, Biff, Verhältnis.“

      Über meinem Kopf knisterten hunderttausend Volt. Die Hitze versengte meine Lockenpracht. Es war mir egal, denn ich war sicher, dass Susan mich auch mit Glatze nehmen würde. Ich habe eben genügend innere Werte!

      „Nun, wenn du meinst, Schatz ...“, sagte ich mit der Stimme eines Frauenfressers.

      Das wirkte kolossal auf Susan. Sie wurde Wachs in meinen Händen. Ich konnte es spüren.

      „Ja, ich meine, Biff ...“, sagte sie. Sie war von Kopf bis Fuß auf Empfang eingestellt. Ich brauchte nur noch zu senden.

      „Weißt du, was ich glaube, Schatz?“

      Sie bekam kaum noch die Augen auf. Und den Mund auch nicht. Sie schnurrte, räkelte sich. Ich spürte den atemberaubenden Druck ihres herrlichen Busens in meiner Magengrube. Die Sauna war eine Kühlkammer gegen unser Büro.

      „Was, Biff?“, fragte Susan träge.

      Ich küsste ihr Ohrläppchen. Ich arbeitete mich zu ihrem schlanken Hals hinunter. Sie neigte den Kopf zur Seite und ließ alles mit sich geschehen.

      Wachs! Sie war nur noch Wachs!

      „Ich glaube, dass der Erpresser nicht bloß diese beiden Briefe losgeschickt hat. Es werden in nächster Zeit noch mehr von dieser Sorte auftauchen.“

      Ich gebe zu, es war ein Handkantenschlag für Susan. Ein Schlag, der verboten gehört hätte. Aber was sollte ich machen? Niemand kann aus seiner Haut heraus. Ich hatte ständig den toten Akim Kelly vor Augen, als ich meine Partnerin abknutschte. Da kann es einem schon vergehen.

      Das Wachs gefror auf der Stelle. Susan stieß mich von sich. Ich konnte sie trotzdem verstehen.

      „Weißt du, was ich glaube, Biff?“, fragte sie mit spröder Stimme. Sie war beleidigt. Natürlich war sie beleidigt. Mit Recht.

      „Was?“, fragte ich geistesabwesend.

      „Du hast Angst vor der Liebe mit mir.“

      „Das darfst du nicht sagen“, protestierte ich. Aber ich tat es nicht energisch genug. Ich protestierte nur, um ihre Behauptung nicht unwidersprochen zu lassen. „Ich liebe dich vor allem platonisch, Schatz.“

      Ich dachte, jetzt würde sie mir ins Gesicht spucken. Sie machte „Puh“ — und es kamen tatsächlich ein paar Tröpfchen mit.

      „Platonisch“, sagte sie geringschätzig. „Platonisch lieben ist wie ewig zielen und nie abdrücken.“

      Susan setzte sich und schlug die schönen Beine übereinander. Die Nylons knirschten, aber das machte keinen Eindruck auf mich. Ich war zu sehr mit Akim Kelly beschäftigt. Gott, wie sollte ich Susan das nur verständlich machen?

      Sie griff ohne Furcht in den Rachen ihres zahmen Werwolfs und holte die Zigaretten aus seinem Magen. Ich gab ihr sofort Feuer. Schließlich wollte ich mich bei ihr einschmeicheln.

      Susan rauchte aufgeregt. Ob die Zigarette ihr das Zusammensein mit mir ersetzen konnte? Ohne überheblich zu sein, wagte ich dies zu bezweifeln. Als sie sich etwas besser fühlte, warf sie mir einen Brocken hin: „Du sollst zu dieser alten Schachtel kommen.“

      „Zu Mary Scott“, sagte ich, um anzuzeigen, dass ich begriffen hatte. Dann erzählte ich Susan, was ich im Flugzeug erlebt hatte. Ich musste es endlich loswerden. Es quälte mich.

      Natürlich erwähnte ich nicht, dass es sich um einen Sexrundflug gehandelt hatte, denn damit hätte ich einen Wirbelsturm entfacht, der mir eine Menge Einrichtungsgegenstände an den Kopf geknallt hätte. Vielleicht hätte mir meine Partnerin im ersten Übereifer sogar die Augen ausgekratzt. Dann hätte ich Schnürsenkel verkaufen können. Ist auch nicht jedermanns Sache, nicht wahr?

      Ich erzählte von Akim Kelly, erzählte von dem ermüdenden Verhör, dem ich mich gleich auf dem Flughafen unterziehen musste, ließ Grace mitsamt ihrem sagenhaften Busen unter den Tisch fallen — aus den bereits bekannten Gründen — und berichtete schließlich, dass es mir gelungen war, zwei Passagierlisten zu organisieren, die uns bei unseren weiteren Ermittlungen sehr nützlich sein würden.

      „Sind Julia und Charles immer noch hinter dem entlaufenen Millionärstöchterchen her?“, fragte ich zwischendurch mal. Susan nickte. „Zu dumm. Jetzt hätten wir sie gut gebrauchen können“, meinte ich. Ich legte eine Passagierliste vor Susan hin. Sie warf einen Blick darauf und sah lauter fremde Namen. „Wir werden alle diese Leute überprüfen.“

      „Aber das hat doch schon die Polizei getan“, sagte meine Partnerin.

      „Dann werden wir es eben noch mal tun. Doppelt hält bekanntlich besser.“

      „Vergiss Mary Scott nicht, Biff“, erinnerte mich meine Partnerin.

      Ärgerlich fragte ich: „Was soll ich denn bei der miesen Vogelscheuche? Was will sie denn noch? Hat sie nicht alles gesagt, was zu sagen war?“

      Susan zuckte die nackten Schultern. Ein Spaghettiträger rutschte nach unten, und auch der obere Rand ihres Kleides sank etwas tiefer.

      „Vielleicht ist ihr nach einem schönen jungen Mann.“

      Ich lachte wie Humphrey Bogart, wenn er einen bösen Schurken spielte.

      „He, Schatz! Was ist aus deiner schrecklichen Eifersucht geworden?“

      „Sieh dir Mary Scott erst mal aus der Nähe an! Dann wirst du verstehen, dass man auf diese Dame nicht eifersüchtig zu sein braucht.“

      Wenn Susan sich ihrer Sache so sicher war, konnte ich sicher sein, dass ich mich auf allerlei gefasst zu machen hatte. Ich holte deshalb schnell mein Desinfektionsmittel aus dem Schreibtisch.

      „Auch einen?“, fragte ich meine Partnerin und wies auf die halbvolle Whiskyflasche.

      „Einen ganz kleinen“, nickte sie.

      Ich tat ihr genau die Menge ins Glas, die in einen kleinen Fingerhut gepasst hätte, worauf Susan mich — was mir gänzlich unverständlich war — Geizhals nannte. Die zweite Füllung fiel dann normal aus. Diesmal hatte die heikle Susan nichts einzuwenden.

      Nachdenklich meinte ich: „Der Erpresser scheint seine Drohung nicht nur sehr ernst zu nehmen. Er schlägt auch sofort tödlich zu, wenn sich sein Opfer nicht an die Anweisungen hält.“

      Susan drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Sie nippte schweigend an ihrem Drink und wartete darauf, dass ich weiterredete.

      Ich sagte: „Kelly hat sich an mich gewandt — nun ist er tot!“ Ich ließ die goldene Flüssigkeit in meinem Glas kreisen. Einer der Passagiere hatte es getan. Aber welcher? „Mary Scott hat sich an dich gewandt“, sagte ich sinnierend.

      „Denkst du, dass auch sie sich jetzt in Lebensgefahr befindet?“, fragte Susan schnell.

      „Möglich“, erwiderte ich und jagte den Drink hinter meine Mandeln. Dann stellte ich das Glas auf meinen Schreibtisch und erhob mich.

      Der Kuss, den ich Susan auf die Lippen hauchte, fiel nicht einmal stiefväterlich aus. Ehrlich gesagt, es war eine Schande, dass ein Mann wie ich zu einem solchen Kuss überhaupt fähig war.


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