Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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um deinen Schützling. Unsere Freunde stehen in diesem Moment auf Abruf bereit. Sie warten nur auf unseren Anruf.“ Er schielte auf seine protzige Armbanduhr und fuhr fort: „Wenn der innerhalb der nächsten sechs Minuten nicht erfolgt, statten sie der kleinen Myang einen Besuch ab. Willst du wissen, was dann mit ihr geschieht? Sie landet in einem Bordell, in dem nur die ärmsten Schweine verkehren. Da hat sie nichts zu lachen, und innerhalb eines Jahres ist sie ein altes Weib. Es liegt nur an dir.“

      Es konnte ein Bluff sein, aber das würde Bount erst erfahren, wenn es zu spät war.

      Die Anweisung, nicht das Haus zu verlassen, bedeutete noch keinen sicheren Schutz für Myang. Schließlich hatte auch er sich hier im Hotel überrumpeln lassen.

      Bount deutete auf das Telefon neben dem Bett. „Bedient euch!“

      „Wo sind die Elefanten?“, kam es messerscharf. Die beiden Chinesen rückten von zwei Seiten drohend gegen ihn vor.

      „Auf der Bank, wo sie hingehören“, sagte Bount wahrheitsgemäß. „Dort sind sie vor Strolchen wie euch sicher.“ Die Gangster zögerten.

      „Du hast sie noch nicht abgeholt?“, fragte Lao zweifelnd. „Du warst vorhin auf der Bank.“

      „Habt ihr euch eingebildet, ich wollte im Hotel mit den Tierchen spielen? Die lasse ich erst übermorgen aus dem Safe holen. Kurz vor dem Abflug.“

      Er nannte den falschen Tag, machte sich aber keine Illusionen, dass das Pack darauf hereinfiel.

      „Übermorgen?“, wiederholte Lao auch prompt. „Was tust du bis dahin in Bangkok?“

      „Ich antworte auf geistlose Fragen“, gab Bount verächtlich zurück.

      Er spielte ein riskantes Spiel. Er durfte sich nicht auf die Nervenstärke der Gangster verlassen.

      Guan, der Narbige, sprang ihn mit einem Wutschrei an. Er versuchte, Bount die schwere Pistole gegen den Kopf zu knallen.

      Bount trat erst im letzten Moment einen halben Schritt zur Seite. Seine Handkante traf den rechten Unterarm des Angreifers und lähmte ihn. Die Pistole fiel herab.

      Bount fing sie geschickt auf, riss mit der freien Linken den Ganoven an der Jacke zu sich heran und setzte ihm den Schalldämpfer an die Schläfe.

      „So“, sagte er, „und damit unser Quiz nicht zu langweilig wird, werdet ihr mir jetzt zur Abwechslung ein paar Fragen beantworten. Wieso seid ihr so gut informiert? Wie viele seid ihr? Wo ist euer Schlupfwinkel? Wer ist dieser sogenannte Meister? Habt ihr Shao Ch’eng ermordet? Hattet ihr es dabei ausschließlich auf die Elefanten abgesehen?“

      „Ich sage nichts“, quetschte Guan heraus. Seine Augen weiteten sich. So ein Schalldämpfer an der Schläfe kann äußerst unangenehm sein.

      Bount legte den Sicherungshebel herum. Das Knacken ließ den Chinesen erstarren.

      „Nur zur Erinnerung“, sagte Bount ruhig. „Ich brauche dich nicht lebend. Wenn du nicht parierst, lege ich dich um.“

      Der Chinese schluckte krampfhaft. Dann öffnete er den Mund.

      „Er schießt wirklich, Lao“, stöhnte er. „Ich bin doch nicht verrückt, für den Meister zu sterben. Er hätte uns Leng Fing mitgeben sollen. Dann wäre alles klargegangen.“

      „Wie heißt euer Meister?“, bohrte Bount.

      „Er heißt ...“

      Die Augen des Halunken wurden so groß und rund, wie das bei einem Chinesen kaum zu erwarten war.

      Bount riss ihn zur Seite. Er hatte gesehen, wie Lao blitzschnell den Arm hob und das Messer schleuderte. Doch Bounts Reaktion kam zu spät. Die Klinge steckte exakt zwischen Guans Schulterblättern.

      Bount ließ ihn fallen und hetzte dem Mörder nach, der die Flucht ergriffen hatte. Er jagte um die Ecke und kam bei den Fahrstühlen an. Bei einem schloss sich gerade die Tür. Er setzte sich nach unten in Bewegung. Der andere fuhr nach oben.

      Bount raste die Treppen hinunter. Er musste vor dem Killer die Halle erreichen.

      Die Tür des Lifts schwang gerade zurück, als Bount außer Atem unten ankam.

      Eine bezaubernde Asiatin lächelte ihm verheißungsvoll zu. Ihr grauhaariger Begleiter schenkte Bount einen ungehaltenen Blick.

      Sonst befand sich niemand im Aufzug. Bount hatte sich für die falsche Richtung entschieden. Der Gangster war inzwischen längst über das Dach entkommen.

      Bount fuhr bis zur obersten Etage und befand sich auf der im Augenblick verwaisten Dachterrasse. Ein einziger Blick verriet ihm, dass ein mittelmäßiger Sportsmann das Dach des Nebengebäudes ohne große Gefahr durch einen Sprung erreichen konnte. Es war aussichtslos, die Verfolgung aufzunehmen. In dem brodelnden Hexenkessel Bangkok kannte sich der Killer wesentlich besser aus.

      Bount dachte an Myang. Bluff oder nicht, er musste sie unbedingt warnen.

      Als er in sein Zimmer stürzte, stellte er fest, dass sich Guan in der Zwischenzeit nicht von der Stelle bewegt hatte. Sein Kumpan hatte ihn tödlich getroffen und damit verhindert, dass er redete.

      Bount verzichtete auf den Drink, der noch immer auf dem Tisch stand, obwohl er gern den bitteren Geschmack hinuntergespült hätte. Er traute dem Gesöff nicht, dass ihm die Gangster serviert hatten.

      Dafür nahm er den Telefonhörer ab und zog den Zettel aus der Tasche, auf dem er Myangs Anschlussnummer notiert hatte.

      Sie kam sofort an den Apparat.

      Bount legte ihr ans Herz, unter keinen Umständen die Tür zu öffnen. Er erzählte ihr, was er erlebt hatte.

      „Oh Gott!“, stieß sie erschrocken hervor. „Ihnen ist doch nichts passiert, Bount?“

      „Mir nicht“, beruhigte er die zarte Chinesin. „Aber die Gegenseite hat einen Mann verloren. Vielleicht war er der Mörder Ihres Vaters, Myang.“

      7

      Fast den ganzen Rest des Tages verbrachte Bount auf einem unzumutbaren Polizeirevier. Er musste die anzüglichsten Fragen über sich ergehen lassen. Man wollte ihm nicht glauben, dass er den Chinesen nicht erstochen hatte.

      Seine Lizenzkarte machte ihn noch zusätzlich verdächtig. Selbst die Tatsache, dass die Hotelleitung bestätigte, dass der als Kellner gekleidete Mann nicht zu den Angestellten des Hauses gehörte, konnte die Beamten nicht überzeugen.

      Erst gegen Abend gelang es Bount, Toby Rogers telefonisch zu erreichen. In New York war es gerade frühmorgens.

      „Verlange nur nicht, dass ich mich ins nächste Flugzeug setze und nach Bangkok komme“, brummte der Captain. „Ich war die ganze Nacht auf den Beinen. Wir haben den Würger vom Broadway gejagt. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen.“

      „Das habe ich gemerkt, Dicker. Während man mir einen freundlichen Mord anhängen will, fährst du in der Gegend spazieren. Ich gebe dir jetzt einen Kollegen von dir. Er ist genau wie du zuständig für unappetitliche Bluttaten. Vielleicht kannst du ihn überzeugen, dass ich ein durch und durch harmloser Zeitgenosse bin.“

      Toby Rogers knurrte etwas Unverständliches und ergänzte: „Das wäre die Chance, dich endlich


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