Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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Hörer wechselte in die Hand des Polizeibeamten. Dessen Miene wurde im Verlauf des ziemlich langen Gespräches nur unwesentlich freundlicher.

      Schließlich knallte er den Hörer auf die Gabel und fauchte Bount an: „Ich warne Sie, Mir Reiniger. Wenn Sie noch ein einziges Mal in unserer Stadt unangenehm auffallen, kommen Sie nicht wieder ungeschoren davon.“

      Bount bedankte sich höflich. Er wunderte sich nun nicht mehr über die geringe Aufklärungsquote bei Schwerverbrechen in dieser Stadt.

      Wenn es nach ihm ginge, würde er sicher nicht mehr auffallen. Er befürchtete aber, dass die Männer des Meisters dabei auch noch ein gewichtiges Wörtchen mitreden wollten.

      8

      Die Nacht verlief ruhig. Bount verließ das Hotel nicht mehr, um den Gangstern ihr Geschäft nicht unnötig zu erleichtern.

      In aller Frühe rief er Phra Kwan Ho an, um sich nach dem Abflugtermin zu erkundigen.

      Der Notar hatte am Vortag mehrfach versucht, ihn zu erreichen.

      „Haben Sie sich Bangkok angesehen?“, erkundigte er sich.

      „Nur eines seiner Polizeireviere“, erklärte Bount und berichtete von dem Überfall.

      „Diese Verbrecher schrecken vor nichts zurück“, sagte Phra Kwan Ho grimmig. „Sie haben großes Glück gehabt, Mr. Reiniger.“

      „Stimmt. Besonders bei der Polizei.“

      „Ich kann leider nicht zum Flughafen kommen“, erklärte der Chinese bedauernd. „Ein wichtiger Termin. Sie verstehen?“

      „Ich komme schon alleine zurecht“, versicherte Bount.

      Er befürchtete, dass die Gangster noch einmal alles auf eine Karte setzen würden. Sie durften nicht zulassen, dass er mit der Elefantensammlung ins Flugzeug stieg.

      Er rief Myang an, dass sie sich bereithielt.

      Die Fahrt von der Bank bis hinaus nach Don Muang würde noch einmal kritisch werden. Bei den chaotischen Verkehrsverhältnissen boten sich den Gangstern zweifellos zahlreiche Möglichkeiten eines Überfalls.

      Im Shop des Hotels kaufte Bount einen schwarzen Aktenkoffer, eine Reisetasche als Ersatz für sein aufgeschlitztes Gepäck und noch ein paar Kleinigkeiten. Er zahlte seine Hotelrechnung und ließ sich ein Taxi bestellen.

      Als der Wagen eintraf, fuhr Bount mit ihm zu Myang, um sie abzuholen.

      Die Chinesin wartete schon ungeduldig. Sie hatte zwei voluminöse Koffer und eine große Tasche gepackt. Außerdem trug sie eine flache Ledertasche am Schulterriemen.

      Bount blinzelte ihr aufmunternd zu. „Können wir, Myang?“

      Die Chinesin nickte tapfer.

      „Ich wollte, wir säßen schon in der Maschine“, gestand sie.

      Bount schnappte sich die Koffer. Myang trug die Reisetasche hinterher. Sie verstauten alles im Kofferraum des Taxis.

      „Zur Thai Farmers Bank“, befahl Bount, als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten.

      Der Fahrer begann einen halsbrecherischen Slalom, während Bount ständig darauf achtete, ob ihnen ein Fahrzeug in verdächtiger Weise folgte.

      Er konnte nichts entdecken, was aber nichts zu bedeuten hatte. Die Gangster wussten ja offensichtlich, bei welcher Bank Shao Ch’eng die wertvolle Sammlung zur Aufbewahrung gegeben hatte. Dort brauchten sie nur auf ihn zu warten.

      Die Halunken waren bestens informiert. Sie kannten seinen Namen und wussten auch sonst mehr, als Myang und ihm lieb sein konnte. Trotzdem war Bount eisern entschlossen, ihnen das Nachsehen zu geben.

      Das Taxi hielt nicht unmittelbar vor der Bank, sondern musste noch zwanzig Meter weiterfahren, was das Risiko beträchtlich erhöhte.

      „Warten Sie hier auf uns“, bat Bount den Thai, „und fahren Sie sofort los, sobald wir wieder da sind.“

      Der Fahrer blickte den Amerikaner misstrauisch an. Das hörte sich doch fast nach einem geplanten Banküberfall an.

      „Sie zahlen vorher“, verlangte er.

      Bount grinste dünn und gab ihm einen Schein.

      „Passen Sie gut auf“, warnte er. „Falls Fremde versuchen, sich in den Wagen zu drängen, fahren Sie los, ohne auf uns Rücksicht zu nehmen. Bringen Sie dann unser Gepäck zum Flughafen und geben Sie es am Informationsschalter ab. Das Geld müsste für diese Strecke reichen.“

      „Gewiss, Sir.“

      „Lieber wäre es uns aber, wenn Sie uns mitnähmen“, verdeutlichte Bount. „Und versuchen Sie nichts Unanständiges. Ich habe mir Ihre Autonummer gemerkt.“

      Der Fahrer beteuerte, kein Hundesohn zu sein. Er sah seinen beiden merkwürdigen Fahrgästen mit gemischten Gefühlen nach.

      Myang und Bount Reiniger blieben exakt vier Minuten und achtzehn Sekunden im Bankgebäude. Man hatte weisungsgemäß alles vorbereitet. Bount brauchte nur noch den Empfang der acht Sammlerstücke zu bestätigen, die ein Angestellter aus dem Tresor geholt hatte.

      Bevor sie auf die Straße traten, überzeugte sich Bount, dass er nirgends das Babygesicht vom Vortag entdeckte.

      „Bleiben Sie dicht neben mir“, wies er die Chinesin an. „Auf mein Kommando werfen Sie sich gegebenenfalls sofort hin.“

      „Glauben Sie, dass es jetzt passiert?“, erkundigte sich Myang ängstlich.

      „Jetzt oder am Flughafen. Ich vermute aber, dass die Gang sich noch eine letzte Möglichkeit offenhalten will, falls es hier schiefläuft.“

      Sie verließen das Bankgebäude und hielten auf das Taxi zu, das tatsächlich noch wartete. Der Fahrer hatte nicht gewechselt, und auch die Nummer stimmte noch.

      Myang stieg ein und schlug die Tür zu.

      Bount musste auf die andere Seite gehen.

      Eine Dreirad-Rikscha rollte heran. Der Lenker schrie sich den Weg frei. Sein Fahrgast war ein würdiger Greis in buddhistischem Gewand.

      Bount machte Platz und drängte sich gegen das Taxi, als die Rikscha an ihm vorbeirollte.

      Im nächsten Moment erhielt er einen Fausthieb gegen den Kopf. Jemand riss ihm den Aktenkoffer aus der Hand. Die Rikscha raste im Höllentempo weiter.

      Myang schrie vor Entsetzen auf. „Die Elefanten! Oh Bount, wie konnte das passieren!“

      Bount warf sich in den Fond des Wagens und befahl wütend: „Folgen Sie der Rikscha. Aber schnell!“

      Es war ein aussichtsloses Unterfangen. Der angebliche Greis, der sich zweifellos nur geschickt verkleidet hätte, kannte sich in dieser Gegend aus. Bount beobachtete gerade noch, wie er den Koffer einem bulligen Burschen zuwarf, der in der Menge untertauchte. Dann sprang auch der Greis aus der Rikscha und floh zu Fuß weiter.

      Myang liefen Tränen des Zornes über die Wangen.

      Bount legte tröstend seinen Arm um ihre Schultern und wies den Fahrer an, die Verfolgung aufzugeben und lieber auf dem schnellsten Weg zum Flughafen zu fahren.


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