Die Nicht-Königin. Fiona West
Lesen, während ich zuhause rumhänge. Offen gesagt, es ist regelrecht langweilig gewesen. Ich habe Parker gesagt, dass ich sie nicht brauche, aber er ist ein Mann, also ...«
»Mädchen, ich versteh’s.« Lauren rieb erwartungsvoll ihre Hände aneinander. »Okay, lass uns diese Briefe anschauen und dann muss ich zurück zur Arbeit.«
Abbie grub in ihrer Tasche nach ihrer Post, lud sie dann in einem Haufen auf den Tisch.
»Was ist das?«
»Oh, das.« Abbie schnappte den Brief von Lauren zurück und stopfte ihn in ihre Tasche.
»Ja, das. Was war das? Es war kein juristisches Dokument ...«
Abbie blitzte sie an. »Nein, war es nicht, Naseweis. Die Regierung meines Bruders will, dass ich als Beraterin herankomme. Sie verstehen offensichtlich meine Beziehung mit ihm nicht. Er ruft mich nicht einmal zurück, seit ich Brevspor verlassen habe.«
Lauren zog ihr Haar zurück. »Hast du versucht ihm eine SMS zu schreiben?«
»Ja. Und E-Mail. Nichts.«
»Hmm. Sonderbar. Was will er, Rauchzeichen?«
Abbie seufzte. »Ich wünschte, ich wüsste es.«
»Er ist ziemlich jung, oder?«
Sie nickte und lehnte sich zurück. »Achtzehn. Und er muss heiraten. Und zwar bald.«
»Wow.«
Abbie kippte ihren Kopf vor und zurück. »Es ist nicht so unüblich in Brevspor. Ungewöhnlich für einen Mann vielleicht. Aber nicht für eine Frau. Die Volljährigkeit liegt bei sechszehn. Aber die meisten Frauen schieben die Hochzeit auf, bis sie einen Ehemann ernähren können.«
Lauren kicherte. »Ich würde gerne sehen, wie ein Rudel unterwürfiger Männer dir hinterherläuft.«
»Einer ist genug, danke. Und ich bin diejenige, die immer einen Schritt hinterher läuft.« Sie tippte auf die anderen Papiere auf dem Tisch und Lauren nahm sie pflichtgemäß auf und begann zu lesen.
»Hmm. Wir werden dir einen Rechtsanwalt in Orangiers suchen müssen, um sich um manches von diesem Zeug zu kümmern. Ich kann dir eine Anfrage auf Verschiebung schreiben, bis du das nächste Mal hingehst – was wann ist?«
»Dieses Wochenende.«
»Das ist wahrscheinlich okay, aber wir werden es trotzdem prüfen. Und für deinen tatsächlichen Gerichtstermin wird ein Wochenende nicht angehen; es muss unter der Woche sein.«
»Mehr verpasste Arbeit. Großartig.«
»Die Tatsache, dass sie keine Sammelklage gebildet haben, sagt eine Menge. Sie hoffen, dass du aufgibst; sie wollen dich in Gerichtsterminen, Papierkram, Anwaltsgebühren ertränken ... Sie müssen sich nicht organisieren; die haben das Geld, um gegen dich zu kämpfen.«
»Na ja, es funktioniert.«
Lauren schenkte ihr einen mitfühlenden Blick. »Halte durch, Süße. Es wird es alles wert sein.« Sie behielt ihre Augen auf dem Papierkram. »Habt ihr über Mediation nachgedacht?«
Abbie schüttelte ihren Kopf. »Ich will das nicht in die Hände einer Person legen.«
»Das wäre es nicht«, sagte Lauren geistesabwesend, noch immer lesend, während sie sprach. »Das ist das Schiedsgericht, dies ist Schlichtung. Es ist nicht bindend, aber du brauchst jemand Unparteiischen. Das wäre der schwierige Teil.«
»Na ja, das klingt vielversprechend. Ich werde darüber nachdenken.«
»Kann ich die mitnehmen?«
Abbie zuckte mit den Schultern. »Sicher. Ich schätze ich werde mit irgendetwas anderem Feuer machen.«
Lauren kniff ihre Augen zusammen. »Hör auf zu posen. Du hast nicht einmal eine Feuerstelle.« Sie ließ ihre Papiere in ihren ledernen Aktenkoffer gleiten. »Du bekommst meine Rechnung mit der Post. Er kann sich das leisten.«
Abbie grinste. »Ja, das kann er.«
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KAPITEL ACHT
130 Tage bis zur Hochzeit
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PARKER GING AUF DEM Weg ins Sprechzimmer voraus und fühlte sich dabei unerklärlich nervös.
»Abbie. Schön Sie wiederzusehen.«
»Ebenso«, erwiderte Abbie und schüttelte Dr. Honakers schmale khakifarbene Hand. Die zierliche schwarzhaarige Frau bedeutete ihnen sich zu setzen.
»Und das muss Ihr Verlobter sein ...«
»Ja; Dr. Honaker, das ist Edward.«
»Schön Euch kennenzulernen, Edward.« Sie verbeugte sich leicht.
»Und Sie, Doktor. Es ist mir ein Vergnügen.« Er unterdrückte ein Lächeln. Jemand muss sie verständigt haben, dass sie nicht versuchen sollte seine Hand zu schütteln, wodurch der unangenehme Moment vermieden wurde, den sie bereits wenige Minuten zuvor mit ihrer Nephrologin gehabt hatten.
»Wie fühlen Sie sich, Abbie?«
»Ziemlich gut.«
»Schlafen Sie gut?«
»Größtenteils.«
»Was nehmen Sie, wenn Sie es nicht können?«
»Baldrian. Und ich nehme ständig Magnesium.«
»Was war nochmal die Dosierung?«
Abbie tippte durch diverse Schirme auf ihrem Handy. »Es ist Magnesiumcitrat, zweihundert Milligramm.«
»Das ist wirklich nicht sehr viel. Wir könnten das hochsetzen, wenn Sie möchten.«
»Nein, es hat das letzte Mal mit meiner Verdauung herumgepfuscht; das ist das Höchste, was ich vertrage.«
»Okay. Und essen Sie gut?«
»Die meiste Zeit.«
»Wachen Sie erholt auf?«
»Manchmal.«
»Wie viel Prozent der Zeit?«
»Ungefähr die Hälfte.«
Sie fühlt sich nur die Hälfte der Zeit ausgeruht und sie meckert mich an, dass ich mehr schlafen soll? Ich muss aufhören sie so spät nachts anzurufen. Ich halte Sie wahrscheinlich wach.
»Ist es sicher anzunehmen, dass Ihr Morbus Raynaud Sie zu dieser Zeit des Jahres nicht belästigt?«
Abbie nickte.
»Irgendwelche Beschwerden hinsichtlich Ihrer Verdauung?«
Sie blickte ihn so flüchtig an, dass Edward nicht sicher war, ob sie es tatsächlich getan hatte.
»Ja, manchmal laufen die Dinge etwas zu schnell.«
»Hmm. Irgendeine Ahnung, was es auslöst?«
»Ich bin nicht sicher. Wir hatten darüber gesprochen