Der Kandidat. Джек Марс

Der Kandidat - Джек Марс


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ein wenig großzügiger gewesen, als uns lieb wäre. Sie haben die meisten Täter mit einer Verwarnung davonkommen lassen.“

      „Was noch?“

      „Einige Mitglieder der Motorradgang Nazi Lowriders in Oakland ist in San Francisco in Chinatown eingedrungen und hat Leute auf offener Straße mit abgesägten Billard-Queues angegriffen. Mehr als 40 von ihnen wurden verhaftet. Zwei ihrer Opfer sind in kritischem Zustand im Krankenhaus.“

      Susan seufzte und schüttelte den Kopf. „Großartig. Sonst noch was?“

      „Ja. Wahrscheinlich die aufregendsten Neuigkeiten. Jefferson Monroe will heute Morgen auf einer Versammlung sprechen, vielleicht um die Gewalt letzte Nacht anzusprechen, vielleicht auch wieder, um Sie dazu aufzurufen, das Amt abzutreten. Niemand ist sich sicher, was er genau sagen wird. Aber das Beste ist, wo er seine Versammlung abhalten wird.“

      Susan mochte es gar nicht, wenn Kurt nicht direkt mit der Sprache herausrückte.

      „Na los, Kurt, raus damit. Wo?“

      „Lafayette Park. Direkt auf der anderen Straßenseite.“

      KAPITEL ELF

      9:21 Uhr Eastern Daylight Time

      Lafayette Park, Washington, D.C.

      Es war wunderschön mit anzusehen.

      Man nannte ihn auch Park des Volkes und heute war das Volk tatsächlich hier versammelt.

      Nicht die gewöhnlichen Besucher des Parks. Nicht die zahllosen verwilderten, nutzlosen, radikalen, ungewaschenen Verlierer, die die Politik des Präsidenten protestierten, egal wer an der Macht war.

      Nein. Nicht das Volk.

      Das hier war sein Volk. Ein sprichwörtliches Meer an Menschen – tausende, zehntausende – die letzte Nacht die Nachricht über soziale Medien verbreitet hatten, dass er heute hier sein würde. Es war eine verdeckte Operation gewesen, ein Messer im Rücken, die Art von Aktion, die Gerry O’Brien besonders gut beherrschte. Er hatte die Erlaubnis der Stadt gestern Nachmittag kurz vor Feierabend bekommen und die Nachricht hatte sich über Nacht wie ein Lauffeuer verbreitet.

      Jetzt waren sie alle hier in ihren riesigen Abraham Lincoln-Hüten und mit ihren Schildern – handbemalte Schilder, offizielle Schilder seiner Kampagne, oder professionell angefertigte Banner einer der dutzend Organisationen, die ihn unterstützten. Die meisten Menschen hatten sich in dicke Mäntel gehüllt, um sich vor der frühzeitigen Kälte zu schützen.

      Jefferson Monroe blickte von der Bühne auf die Menschenmasse vor ihm – es sah aus wie ein Rock’n’Roll-Festival – und er wusste, dass er für diese Art von Moment wie geschaffen war. Er war 74 Jahre alt und hatte zahlreiche Siegestouren hinter sich: ob in seinen Anfängen als jugendlicher Schläger in Appalachia, oder als wütender junger Streikanzettler, als ambitionierter Firmenchef oder schließlich als wichtiger Aktionär und Vorsitzender der Kohleindustrie.

      Später war er Senator West Virginias geworden und ein konservativer politischer Königsmacher, der stark von der Kohleindustrie unterstützt wurde, für die er einst gearbeitet hatte. Und jetzt… gewählter Präsidentschaftskandidat der Vereinigten Staaten. Lebenslange harte Arbeit, lange Jahrzehnte, in denen er die Leiter von ganz unten bis nach oben geklettert war. Und plötzlich, ganz überraschend (ein Ergebnis, dass niemand erwartet hatte, am wenigsten er selbst), war er der mächtigste Mann der Welt.

      Hier war er jetzt, um die amtierende Präsidentin dazu anzuhalten, das Weiße Haus verfrüht zu verlassen und das Amt an ihn abzutreten. Etwas Gewagteres hatte kaum jemand bisher versucht. Hinter der Menschenmenge und über den Park hinweg konnte er das Weiße Haus sehen, wie es auf dem grünen Rasen hervorragte. Ob sie ihn wohl sehen konnte? Sah sie ihm zu?

      Gott, er hoffte es.

      Er wandte sich für einen Moment von der Menge ab. Hinter ihm auf der Bühne war ebenfalls eine kleine Menge versammelt. O’Brien war hier, der Drahtzieher hinter seiner Kampagne, der dunkle Herrscher der Weißen Rassistengruppen, ein Mann, der mindestens so viel Antrieb wie Monroe selbst hatte. Sogar in diesem Moment bellte er noch Anweisungen in sein Handy.

      „Denkt an den Vogel“, schien Gerry der Hai zu sagen. Hatte er richtig gehört? Denkt an den Vogel? Was für eine merkwürdige Anweisung. Was meinte er damit?

      „Sorgt dafür, dass er da ist, klar? Er soll genau so landen, wie wir besprochen haben. Sag mir, dass ihr das schafft. Okay? Gut. Wann?“

      Monroe zuckte innerlich mit den Schultern. Mit Gerry zu arbeiten war mehr als eine Achterbahnfahrt – es war geradezu surrealistisch. Er entschied sich, seinen engsten Berater momentan zu ignorieren. Stattdessen wandte er sich an die anderen, die mit ihm auf der Bühne standen.

      „Könnt ihr das sehen?“, sagte er, während er das Mikrofon mit seiner Hand abdeckte und auf die Menschenmenge deutete. „Könnt ihr das sehen?“

      „Es ist das Schönste, was ich je gesehen habe“, sagte ein junger Assistent.

      Hinter ihm fingen die Menschen an zu klatschen – kein Durcheinander, sondern ein rhythmisches Klatschen von tausenden von Händen gleichzeitig – KLATSCH, KLATSCH, KLATSCH, KLATSCH…

      Ein Gesang stieg langsam auf. So fing es an, erst das Klatschen, manchmal ein Stampfen mit den Füßen. Und langsam kamen die Stimmen dazu.

      „U-S-A! U-S-A! U-S-A!“

      Das war ein guter Anfang.

      Monroe nahm seine Hand vom Mikrofon und ergriff das Podium. Er hob die andere Hand und der Gesang hörte innerhalb weniger Sekunden auf. Es war, als würde er die Lautstärke eines Fernsehers oder eines Radios herunterdrehen. Aber es war kein Lautstärkeregler, es waren tausende von Menschen, die er kontrollierte, ganz selbstverständlich, mit nur einer Handgeste. Nicht zum ersten Mal bewunderte er selbst, was für eine Macht er hatte. Wie ein Superheld.

      Oder ein Gott.

      „Wie fühlt sich die globale Erwärmung so an?“, fragte er und seine Stimme hallte über das Parkgelände. Die Menge lachte. Monroe wusste von zahlreichen Klimawissenschaftlern, die seine Kampagne angestellt hatte, dass die globale Erderwärmung ein unwiderlegbarer Fakt war und innerhalb des nächsten Jahrhunderts oder bereits früher eine Bedrohung für die gesamte Menschheit werden würde. Als Präsident würde er nach Möglichkeiten suchen, die diese Bedrohung abschwächen konnten, ohne der Industrie zu sehr zu schaden. Gleichzeitig würden seine eigenen Firmen ihre Investitionen in erneuerbare Energien erhöhen – Solar-, Wind- und Geothermaltechnologien, in denen die Zukunft lag.

      Doch seine Anhänger wollten davon nichts wissen. Sei wollten hören, dass die globale Erwärmung nur ein Schwindel war, der zum großen Teil von Chinesen verbreitet wurde. Also war das, was Monroe ihnen sagen würde. Gib den Leuten, was sie wollen. Und es war sowieso kalt heute, unverhältnismäßig kalt für einen frühen Novembertag und das war doch Beweis genug – niemand konnte guten Gewissens behaupten, dass sich hier irgendetwas erwärmte.

      „Heute ist unser Tag, wisst ihr das?“

      Die Menge jubelte in lauter Zustimmung.

      „Wir haben uns aus dem Nichts hochgearbeitet, ihr und ich. Okay? Wir sind aus dem Nichts gekommen. Wir sind nicht in teuren Penthäusern in Manhattan, San Francisco oder Boston aufgewachsen. Wir sind nicht auf besondere Privatschulen für besondere Menschen gegangen. Wir schlürfen keinen teuren Café Latte oder lesen die New York Times. Wir kennen diese Welt nicht. Wir wollen sie gar nicht kennen. Ihr und ich, wir haben unser ganzes Leben lang hart gearbeitet und verdient, was wir jetzt haben und was wir jemals haben werden. Und heute ist unser Tag.“

      Ihr Jubeln war wie eine Explosion – ein Erdbeben. Es schien, als würde sich ein riesiges Ungeheuer unter der Erde bewegen, das seit Jahrhunderten geschlummert hatte und nun jeden Moment erwachen und voller Gewalt hervorbrechen würde.

      „Heute ist der Tag, an dem wir eine der korruptesten Regierungen der amerikanischen Geschichte stürzen werden. Ja, ich weiß, ich weiß. Sie hat gesagt, sie will nicht gehen, aber ich sage euch etwas. Das wird nicht lange halten. Sie wird gehen und zwar viel schneller,


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