Swingerclub-Anekdoten. Howard Chance

Swingerclub-Anekdoten - Howard Chance


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und leg es dir unter.«

      »Darf man hier auch spielen?«

      »Ja, der einzige Raum, wo wir davon bitten abzusehen, ist tatsächlich der Essensraum. Ansonsten kann hier überall erotisch zur Sache gegangen werden.«

      Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ließ sich Beate die Räume zeigen, die Dunkelkammer, den Pranger, die Lustschaukel, unsere Fickmaschine, die sie minutenlang allein durch den Anblick zum Lachen brachte, den Gyn-Stuhl, aber auch das Buffet und die Duschen.

      Gerade als ich sie wieder bei ihrem Spind ablieferte, hörte ich meinen Namen. Ich entschuldigte mich, erntete ein »Klar, man sieht sich.« und ging zur Theke.

      »Howard, ein Mädel hat sich beschwert, dass sie im Sexos beim Sex angegrabscht worden ist.«

      »Äähhh?« Die Verwirrung musste mir im Gesicht gestanden haben, denn meine Kollegin schüttelte den Kopf.

      »Nein, nicht von dem Mann, mit dem sie gerade zugange war.«

      »Uuunnnddd?«

      Eine Hand auf der Schulter war durchaus als erste Kontaktaufnahme üblich – im Sexos, unserer Dunkelkammer, konnte besagte Hand schon einmal auf einem anderen Körperteil landen – beabsichtigt oder unbeabsichtigt lasse ich einfach einmal dahingestellt.

      »Angegrabscht, wie von hinten mit beiden Händen an die Brüste gefasst und aus dem Hinterhalt heraus massiert.«

      »Wer war es?«

      »Wenn ich das wüsste, hätten sich die Jungs von der Sicherheit schon darum gekümmert.«

      Ja, für solch einen Fehltritt war definitiv eine Verwarnung angesagt. Nur weil Frau im Swingerclub war, war sie ja noch lange kein Freiwild und musste jeden Mann an sich herumfummeln lassen. Vorsichtiges Herantasten war erwünscht, Grabschen unerhört. Und manchen Männern musste der Unterschied in einem kleinen, energischen Gespräch nähergebracht werden. Die meisten kapierten es beim ersten Mal, manche beim zweiten und die anderen durften gehen – bis sie die Spielregeln beherrschten.

      Aber ehrlich? Manche kapierten es einfach nie. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es sich dieses Mal um genauso jemanden handelte. Unauffällig prüfte ich das Erdgeschoss und hielt nach verdächtig wirkenden Männern Ausschau. Nichts. Im ersten Obergeschoss ebenfalls … nichts. Nur die üblichen Pärchen, die sich miteinander, übereinander und durcheinander vergnügten.

      Auf dem Weg zum Buffet kam mir eine Frau entgegen, die mitgenommen wirkte und sich die Wange hielt.

      »Alles in Ordnung?«

      »Ja«, nuschelte sie und ein kleiner Blutfaden lief ihr über die Lippe.

      »Aber du blutest doch.«

      »Deswegen ist ja alles in Ordnung«, sie lächelte mich an. Es kam von Herzen.

      »Ist dir irgendetwas Merkwürdiges aufgefallen?«, fragte ich und hätte mich im nächsten Moment am liebsten geohrfeigt. Hatte ich gerade echt eine Frau, die sich über ihr eigenes Blut freute, gefragt, ob sie etwas Merkwürdiges gesehen hatte?

      Aber sie überraschte mich positiv. »Ja, so ein Spanner hat eben über meine Toilettentür geschaut, als ich auf dem Pott saß.«

      »Und der hat dich gehauen?«

      »Nein, nein. Den habe ich gehauen.« Sie klang sehr selbstsicher. Vor allem, wenn man das Blut auf ihrer aufgeplatzten Lippe bedachte. »Eine saftige Ohrfeige.«

      »Gut gemacht!«, meinte ich und ging an ihr vorbei Richtung Toilette. Ein Mann mit einem Handabdruck auf der Wange sollte nicht so schwer zu finden sein.

      »Ich würde ihn auch wiedererkennen!«, rief die hilfsbereite Frau mir hinterher und ich nickte grimmig. Dazu würden wir sicher gleich kommen.

      Ein Schrei ließ mich schneller werden. Er kam eindeutig von einer legendären Transe, die scheinbar große Qualen litt. Drei Gänge weiter traf ich auf den Ursprung des infernalen Lautes. TV Gustl, ein langjähriger Stammgast, lag auf einer eindeutig benutzten Lustwiese, eine hysterisch wirkende Frau stand direkt neben ihr. Beate. Meine Erstbesucherin. Aber etwas stimmte nicht an dem Gesamtbild.

      Nach einigen Sekunden kam ich drauf: Gustl hielt sich den Fuß, nicht die Wange, trotz des schummrigen Lichts war Blut zu sehen. Beate wich langsam zurück.

      »Was ist passiert?« Ich gab mir Mühe, meine Stimme ruhig zu halten, was angesichts der Situation nicht leicht war.

      »Die dumme Kuh hat mir fast den Zeh abgebissen. Sie hat mich mit der Zunge an allen erdenklichen Körperstellen verwöhnt, wollte mir einen blasen und, ja, hat mir zum krönenden Abschluß in den Fuß gebissen«, jammerte Gustl.

      Die »dumme Kuh« sagte gar nichts, sondern starrte unsere Premium-Transe mit großen Augen an. Was auch immer hier gelaufen war, es hatte definitiv nichts mit meinem Grabscher zu tun. Und es war wirklich viel Blut. Ich kniete mich neben Gustl nieder und prüfte den Fuß. »Der Zeh ist noch dran.«

      »Entschuldigung«, murmelte Beate. »Das war keine Absicht.«

      Gustl schimpfte los, es klang hysterisch. Schließlich prustete sie, ein wenig ehrfürchtig: »Was für ein Orgasmus!«

      »Oh«, machte ich. »Beate, Du hast Gustl gebissen, als Du gekommen bist?«

      »Ja?!«

      Beate sah zweifelnd aus, als könne sie sich selbst nicht erklären, was eben vorgefallen war. Aber die Sache war wohl eindeutig. Kontrollverlust beim Sex.

      »Lauf mal schnell los und hol den Erste-Hilfe-Koffer vom Eingang!«, befahl ich.

      Dankbar sah mich Beate an und war so schnell weg, dass sie einen Rekord damit hätte brechen können. Zum Glück war sie genauso schnell wieder zurück. Gustl hatte derweil die ganze Spielwiese vollgeblutet und jedwede Erotik auf der Etage zum Erliegen gebracht. Sogar eine kleine Menge Schaulustiger hatte sich vor uns versammelt.

      »Lass mich mal.« Die Frau mit der blutenden Lippe nahm mir den Koffer ab und legte innerhalb einer halben Minute einen perfekten Verband an. Sie hatte eindeutig Übung!

      »Danke.«

      »Gerne.« Sie zwinkerte mir zu und half der Verletzten auf die Beine. Offensichtlich war ich hier überflüssig geworden. Also zurück zu meinem Grabscher und der Suche nach ihm.

      Auf dem Weg zur Theke lief ich meinem Chef über den Weg und berichtete kurz von allen Geschehnissen. Von Grabscher, Zehenbeißer und der hilfsbereiten Frau mit der blutigen Lippe.

      »Ah, du meinst Britta.« Mein Chef strahlte.

      »Du kennst sie?«

      »Ja, wer hat ihr denn wohl eine geknallt?« Das Strahlen wurde intensiver.

      »Du hast …«

      »War schließlich ihr Geburtstagswunsch.« Er zuckte nonchalant mit den Schultern und ging Richtung Hintereingang.

      Ich sah ihm nach. Manche Leute musste man nicht verstehen und manche SMler einfach so nehmen, wie sie waren. Aber ein Warnschild wäre schon nett gewesen.

      Aber der Weg meines Chefs hatte mich immerhin auf eine Idee gebracht. Ich schlich durch den Hintereingang und nach draußen. Inzwischen war der Parkplatz so voll, dass dort niemand mehr parken konnte und sich die Fahrzeuge mit dem Straßenrand begnügen mussten. Kurt lungerte ein wenig gelangweilt mit leidender Mine auf seinem Stuhl herum.

      »Alles in Ordnung mit dir.«

      »Nein.« Unwillkürlich griff er sich an die Wange.

      »Zahnschmerzen?«, fragte ich und verkniff mir ein fieses Grinsen.

      »Die hatte einen ganz schönen Schmackes im Schlag!«, klagte Kurt.

      »Voll verdient, oder?«

      Der Parkplatzwächter nuschelte etwas Unverständliches.

      »Muss ich dich abmahnen, oder hast du das Nein und die Regeln verstanden?«

      »Verstanden!«,


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