Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek

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Randy.

      »Jap. Was denn sonst?«

      »Und jetzt?«

      »Hm. Wir beobachten.«

      »Alter, du hast gar keinen Plan, oder?«

      »Ich dachte, wir improvisieren«, gab Mason zu. »Immerhin wissen wir, dass Thompkins so ziemlich der Einzige ist, der regelmäßig das Zeug vertickt, also muss er auch Zugang zu den Chemikalien haben, die für die Herstellung benutzt werden. Entweder hat er das Zeug selbst in meinen Schrank gesteckt oder jemanden damit beauftragt.«

      »Aber warum sollte er es dir unterjubeln? Das kostet ihn ’ne Menge Geld.«

      »Ich glaube auch nicht, dass es seine Idee war.« Mason ließ das Fernglas sinken. »Irgendwer hat ihn dazu angestiftet und das Zeug bezahlt, um mich fertigzumachen. Ich wette auf Brian.«

      »Der Kotzbrocken findet es doch toll, dich an der Schule immer wieder auflaufen zu lassen. Kann mir nicht vorstellen, dass er dich loswerden will. Da hätte er ja niemanden mehr zum Mobben. Außerdem, stell dir mal vor, sein Dad kriegt das raus.«

      Ein netter Gedanke. Was würde der Sheriff von Barrington Cove tun, wenn sein Sohn dabei überführt wurde, wie er einem anderen Jungen Drogen unterschob? Der Gedanke gefiel Mason. Andererseits waren Randys Argumente nicht von der Hand zu weisen: Würde Brian ein solches Risiko eingehen, obwohl gerade alles so gut für ihn lief? Aber wer hatte sonst genug Geld, Einfluss und Mut, um so etwas durchzuziehen?

      Randy nahm das Fernglas. »Oh, wow, da unten geht es gerade richtig zur Sache.«

      »Was?«

      »Danielle Holt – du weißt schon, die hochnäsige reiche Blonde – knöpft sich gerade Thompkins vor. Wie geil ist das denn?«

      »Zeig her.«

      Mason riss ihm das Fernglas aus der Hand.

      *

      Danielle hatte genug gesehen. Sie stapfte aus ihrem Versteck, donnerte den schmalen Weg nach unten in den Steinbruch und baute sich vor Thompkins auf.

      Dieser elende Wicht stand vor ihr, begrüßte sie mit einem schmierigen Lächeln und zwinkerte ihr zu. »Na, Kleines. Wie geht‘s denn so?«

      Vermutlich fand er das auch noch charmant. Wahrscheinlich hatten die Drogen ihm bereits alle Gehirnzellen zur Selbstreflexion zerfressen. Wenn es nicht um ihre Gran gegangen wäre, Danielle hätte sich diesem Subjekt nicht auf zehn Meter genähert. Bei dem Gedanken ballte sie die Fäuste. Ob sie es wagen konnte, ihn am Kragen zu packen?

      »Hast du das Zeug auch an Mischa Blackwood verkauft?!«

      »Was, wer?«

      »Mischa Blackwood.« Sie betonte jede Silbe. »Der Pfleger im Zur rüstigen Eiche.«

      Er zuckte die Schultern. »Kann schon sein.« Sein Blick fuhr über ihren Körper. »Wer bist du denn?«

      Thompkins überragte sie deutlich. Genau genommen, überragte er mit seinen 1,95 Metern jeden Schüler um Längen.

      Wie immer trug er einen schwarzen, abgewetzten Ledermantel und dazu passende Boots. In seiner Nase steckte ein Ring, was ihm in Kombination mit den kleinen Äuglein und der Knollennase das Aussehen eines überdimensionalen Schweins auf zwei Beinen verlieh.

      »Das ist die kleine Holt«, sagte einer seiner Lakaien, ein rothaariger mit Wampe. »Voll die reiche Bitch.«

      Weitere Helfer tauchten auf. Einige zogen ihre Schlagringe über die Hände.

      Erst jetzt wurde Danielle bewusst, dass sie alleine war, während Thompkins eins, zwei, drei, ganze vier Helfer hatte. Was sie in deren Augen sah, verhieß nichts Gutes.

      Dass die anderen Schüler im Steinbruch ihr halfen, war unwahrscheinlich. Die meisten hier konnten sie nicht leiden, standen sie sozial doch so weit unter ihr, dass der Neid jede Hilfsbereitschaft im Keim erstickte.

      »Also … Ich wollte …« Sie atmete tief durch. »Glaubst du etwa, deine Schläger machen mir Angst?«

      »Hm. Du scheinst nicht viel in der Birne zu haben, wenn du keine Angst hast.«

      Hat er mich tatsächlich gerade als dumm bezeichnet? »Also, wenn ich den Abschluss nicht geschafft hätte, wäre ich nicht so vorlaut. Wie oft hat der Sheriff dich im letzten Monat verhaftet? Zählst du überhaupt noch mit?«

      Thompkins wurde rot.

      Treffer, versenkt. Danielle freute sich.

      »Das letzte Mal war gerade vergangene Woche«, sagte er auf einmal gefährlich leise. »Körperverletzung. Vielleicht hätte Bruker mich nicht gehen lassen sollen.«

      Plötzlich stand er vor ihr. Ein Atem, der nach Alkohol und Fäulnis stank, wehte ihr ins Gesicht.

      Bevor Danielle wirklich nachdenken konnte, hatte sie schon ausgeholt und ihm eine gescheuert.

      »Das«, sagte er drohend, »hättest du nicht tun sollen«.

      *

      Das ist jetzt ein Witz, dachte Olivia.

      Sie lag zwischen zwei Findlingen, hatte das Teleobjektiv auf ihre Nikon geschraubt und beobachtete das Geschehen. Natürlich hatte ihr verdammtes Gewissen sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Mason Collister war ein arrogantes Arschloch, aber eben auch ein Opfer. Und nur weil sie keine Hilfe hatte, musste er nicht ebenfalls allein dastehen.

      Ihre Schwester hatte mal gesagt, dass Olivia ein Helfersyndrom in die Wiege gelegt bekommen hatte – so wie alle anderen in der Familie auch. Das war natürlich lächerlich. Aber wenn ein Idiot wie Collister alleine zu ermitteln begann, verletzte er sich womöglich noch.

      Also hatte Olivia ihre Kamera eingepackt, war zum Crest Point gefahren und lag nun hier – seit Stunden. Sie beobachtete und wartete darauf, das eine Bild zu schießen, mit dem sie Pratt Thompkins zu einem Geständnis bewegen konnte.

      Dann war wie aus dem Nichts Danielle Holt aufgetaucht, eine zierliche Blonde, mit der sie gemeinsam den Mathekurs besuchte. Sie tobte wie ein Tornado den schmalen Pfad nach unten und verpasste Pratt schließlich eine Ohrfeige. Eine mutige, aber ganz und gar dämliche Tat. Diese kleine reiche Kuh musste wahnsinnig geworden sein.

      Olivia überlegte gerade, was sie tun sollte, als Mason Collister und Randy Steinbeck hinter einem Ginsterbusch hervor gekrochen kamen und hinunter rannten. Es war abzusehen, dass sie Danielle Holt zu Hilfe eilten.

      »Ihr macht mich fertig, Leute.«

      Sie richtete das Objektiv aus und knipste, was das Zeug hielt.

      *

      Mason kam schlitternd zum Stehen, wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. »Du wirst doch kein Mädchen schlagen.«

      »Das Trio Infernale«, sagte Thompkins. Er lachte. »Da hat wohl der Kindergarten Auslauf bekommen? Und was wollt ihr jetzt tun, hm?«

      Improvisieren, dachte Mason. »Wir haben den Sheriff alarmiert.«

      »Ja, ist klar.«

      Er nickte Randy zu. Vorsichtig zog dieser eine Fernbedienung aus der Hosentasche und betätigte einen Knopf. Eine Sirene begann zu heulen. Sie war noch weit entfernt, kam aber beständig näher. Im Steinbruch brach Tumult aus. Plastikbecher wurden weggeworfen, Mitschüler rannten davon.

      »Netter Trick.« Thompkins zog die Nase hoch und spuckte einen schleimigen Klumpen auf die Erde. »Aber ich kenne das Geräusch. Hat da jemand einen Geräuschgenerator aufgepeppt?« Er schaute zu Randy. »Interessante Idee, die sind normalerweise leiser. Aber wenn du genau hinhörst, erkennst du den Unterschied zu ’ner echten Sirene.«

      Er griff in die Tasche und zog einen Schlagring hervor. »Weißt du, Collister, ich schlage tatsächlich nur ganz selten Weiber. Aber wo wir jetzt auch zwei


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