Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad. Gampe Theodor
gefälliges Aussehen. Die Kirche, 1535 erbaut, enthält vier gute Oelgemälde und einige ältere Glasmalereien.
Die gewundene Strasse führt uns zwischen herrlichen Thalgehängen aufwärts nach Bärenstein, der kleinsten Stadt Sachsens. 660 Einw. Das Schloss mit dicken runden Thürmen und hübschen Parkanlagen gehört dem Major von Lüttichau. Zwischen Bärenstein und Lauenstein kommt das Altenberger Wasser herab, das die Müglitz roth färbt.
Lauenstein. Stadt Teplitz. Gold. Löwe. 470 m. 860 Einw. Das ältere Lauensteiner Schloss liegt in Ruinen. Am neueren gefällige altdeutsche Giebel. Die Kirche besuche man um eines figurenreichen Denkmals willen, das einem Günther von Bünau gewidmet ist. Die Sandsteinarbeiten, von Lorenz Hornung in Pirna gefertigt, sind vorzüglich ausgeführt. Mehrere Hundert Figuren. Der Altaraufsatz ist gleichfalls bemerkenswerth.
Man bleibt nun entweder im Thal und geht über Gottgetreu und Müglitz zum Mückenthürmchen, oder man wählt den Weg über Löwenhain und Fürstenwalde. Weit verstreutes Gebirgsdorf mit 600 Einw. Die Kirche enthält ein altes Marienbild, zu welchem, obgleich die Kirche protestantisch ist, viele Katholiken am Feste Maria Heimsuchung wallfahrten und dort nach Beendigung des protestantischen Gottesdienstes unbehelligt ihre Gebete verrichten. Am Altar ausserdem Statuen der Heiligen Christoph, Nicolaus und Donatus.
Mückenthürmchen und weiter nach Teplitz siehe Tour 2, Seite 28.
4. Dresden-Niedersedlitz (9 km). Lockwitz (2 km). Bad Kreischa (6 km). Reinhardsgrimma (7 km). Luchau (4 km). Johnsbach bis zur Kirche (4 km). Hirschsprung (6 km). Altenberg (2 km). Geising (2 km). Fürstenau-Mückenthürmchen (7 km).
Diese Tour empfiehlt sich für Wanderer, welche freie, aussichtsreiche Höhen den Thalwanderungen an der Müglitz oder Weisseritz vorziehen. Man benutzt bis Niedersedlitz die Bahn. Lockwitz, stattliches Dorf am Eingang der Strasse in den Lockwitzgrund. Adams Gartenrest. 1460 Einw. Schloss der Familie Kap-herr.
Anmerkung. 2 km von hier gegen Wölkau zu liegt der schöne neue Sandsteinbau, der Lugthurm, inmitten hübscher Anlagen, errichtet von der Section des Gebirgsvereins der Sächs.-Böhm. Schweiz Niedersedlitz. Sommerrest. Panorama käuflich. Sehr schöne Aussicht auf das weite Elbthal, wie auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz.
Im Thalzug aufwärts gelangen wir nach Bad Kreischa im gleichnamigen Kirchdorfe. 2000 Einw. Das Bad ist in eine Heilanstalt für Nervenleidende umgewandelt worden. Ein Gasthof ist damit verbunden. Im Süden 3½ km entfernt liegt rechts unserer Tour der basaltische Wilisch. 476 m. Ein Aussichtsthurm ist projectirt, ohne welchen der Berg touristisch werthlos bleiben würde, weil der Gipfel völlig verwachsen. Der Basaltkegel gewährte sonst eine grosse Fernsicht über das Elbthal, die Sächs. Schweiz und das Erzgebirge.
In Lungwitz Rittergut mit Park, das dem Bennemann'schen Stift für Predigerswittwen zugehört. Sodann folgt Reinhardsgrimma, 356 m. Hübsches Rococcoschloss mit Park. Strohflechterei. Luchau am Luchberg (ein spitzer Basaltkegel, 581 m hoch, der die nördliche Abdachung des östlichen Erzgebirges völlig beherrscht). Das Dorf ist schon ein echtes Gebirgsdorf. Die Strasse senkt sich nun in ein tiefes Seitenthal der Müglitz, führt wieder hinauf über das grosse Kirchdorf Johnsbach nach Hirschsprung und Altenberg.
Altenberg. Altes Amthaus. Stadt Teplitz. Stadt Dresden. Rathskeller. 2016 Einw. Die Stadt liegt am basaltischem Geising 750 m hoch in stark bewegtem Terrain. 1458 wurde hier das Zinn fündig. Ein Köhler fand es unter seinem Meiler in geschmolzenem Zustand. Ein Denkmal unfern der grossen Binge bezeichnet den Fundort. Den Fuss des Denkmals bildet eine ganze Sammlung von Altenberger Zinnerzen. Der sog. Zinnzwitter ist ein Quarzporphir. Zinngraupen kommen seltener vor. Die jährliche Ausbeute beträgt noch immer 2200 Ctr. Zinn, 815 Ctr. Arsen, 10 Ctr. Wismuth. Die Erze streichen in mächtigen Lagern aus und müssen stockwerkartig abgebaut werden. Die Säulen, die man stehen lässt, sind jedoch nicht immer im Stand, die überhängenden Lasten zu tragen und so sind öfter Bergbrüche vorgekommen, deren grösster die schauerliche Binge dicht an der Stadt verursachte. Die Chronik erzählt, dass schon 1545 ein grosser Tagebruch stattfand, durch welchen 10 verschiedene Zechen verschüttet wurden. Darauf folgten 1578 zwei andere Zechen nach, 1624 aber, an dem für Altenberg ewig denkwürdigen 24. Januar stürzte durch einen ungeheuren Tagebruch das ganze unmittelbar vor der Stadt liegende, grosse Zinnbergwerk zusammen. Es war eine stürmische Nacht, der Schnee lag in Massen auf den unwirthlichen Gebirgen. Ruhig arbeitete der Bergmann in der Tiefe. Plötzlich, als eben die Glocke 4 Uhr schlug, krachte es wie Donner, die Erde bebte, und in einem einzigen Augenblicke stürzten mit entsetzlichem Getöse 4 Göpel mit ihren Zechen, als: Rietzschelzeche, Schellenzeche, Graupner-Zeche, Rathsschacht und noch verschiedene andere in den Abgrund. Alle Häuser der Stadt erzitterten; in den Gruben befanden sich zum Glück nur 24 Bergleute, vier davon waren todt, 19 wurden gerettet, einer jedoch gar nicht wieder aufgefunden. Wo einst ein 60 Fuss hoher Hügel gewesen, zeigt sich nun eine 120 bis 200 Fuss tiefe Binge, deren Wände aus Zechstein und Zinnzwitter bestehen. In einer der Weitungen, die hier unter der Erde geschaffen sind, könnte man den Münster zu Strassburg unterbringen. Die Höhe beträgt 160 m. Eine Cementquelle, welche eingelegtes Eisen überkupfert, entspringt in einer Tiefe von 283 m.
Altenberg ist auch Hauptort des Strohflechterbezirks, der das ganze östl. Erzgebirge umfasst. 25 000 Personen mögen mit Strohflechten beschäftigt sein, die für 6 Millionen Mark Strohgeflechte liefern. In der Hauptsache kommt Weizenstroh zur Verwendung. Die Halme werden so zerschnitten, dass die Knoten ausfallen, sodann bleicht man sie mit Schwefel und reisst sie, d. h. man zieht sie unter einem kleinen Stahlkamm hindurch, der sie in schmale Streifen theilt. Hierauf werden sie angefeuchtet, um sie mürber zu machen und das Flechten beginnt, eine Arbeit, die dem Strumpfstricken täuschend ähnlich sieht. Die Kinder beginnen schon mit 6 Jahren und überholen oft Erwachsene in ihren Tagesleistungen. Die fertigen Bündel gehen in die deutschen Strohhutfabriken oder nach England, Skandinavien und Russland.
1876 brannte die Kirche mit 30 Häusern nieder.
Der nahe Geising ist 823 m hoch und gleicht einem riesigen Heuschober. Oben ein Ahornbaum mit Wendeltreppe, doch warnt eine Tafel vor Betretung derselben, und es ist ihre Besteigung wirklich nicht ohne Gefahr. Die Aussicht auf den Kamm, auf die nördliche Abdachung des Erzgebirges und auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz verdiente, dass man sie durch Erneuerung des Ausschaugerüstes der Touristik erhielt, gerade um Altenberg ist auch die nahe Landschaft sehr formenreich. Der Berg zählt zu den 9 grossen Basaltdurchbrüchen des Erzgebirges.
Der Kahleberg, ein langgezogener Bergrücken 3 km von Altenberg im Südwest unfern der Strasse nach Rehefeld. 901 m ü. M. Thurm mit Gradmessungsstation. Gegen Böhmen ist die Aussicht beschränkt, dafür beherrscht das Auge einen Halbkreis vom Fichtelberg bis zum Colmberg bei Oschatz und zum Riesengebirge. Aus den grossen Teichen gegen Altenberg hin geht sowohl Wasser nach den Pochwerken der Zinnwäschen und nach der Müglitz als nach der anderen Seite, wo es die rothe Weisseritz bildet. Die Aussicht gehört, wie die vom Geising, zu den lohnendsten am Nordabhang des Gebirges.
Anmerkung. Wer die in Altenberg einmal gewonnene Höhe nicht wieder aufgeben, d. h. nicht erst nach dem Städtchen Geising hinabsteigen will, geht an Georgenfeld vorüber nach Zinnwald (4½ km) und durch die grossen fürstl. Clary'schen Wälder nach dem Mückenthürmchen. (7½ km) Schöne Strasse. Bei Neugeorgenfeld, das durch böhm. Exulanten begründet wurde, liegen die Lugsteine auf einem Plateau (Knieholz), 893 m, sie werden selten besucht, doch gewährt der höhere die herrlichsten Blicke nach Böhmen hinab. Zinnwald ist halb Sächs., halb Böhm. Zum Sächs. Reiter. Auf böhm. Seite Biliner Bierhalle. (Zugleich Gasthof.) 1 km von der sogenannten Ausspannung (höchste Stelle der Strasse nach Teplitz, wo der Wald beginnt) liegt links ein umfassender Aussichtspunkt nach Böhmen. Das vielerwähnte Häuschen in Zinnwald mit der Inschrift:
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