Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum. Nina MacKay

Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum - Nina MacKay


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einen Blick mit ihrem Haustier. »Oh natürlich. Herbert und ich sind dabei. Aber lasst uns zuerst Reds Großmutter retten. Danach teilen wir uns auf. In Richtung Zwerge, Schneekönigin und Bevölkerungsbeschwichtigung.«

      »Rexia und ich gehen mit Rapunzel.« Pain salutiert.

      Das war ja klar. Ich schüttle den Kopf. So sehr die Hexen die Prinzen verachten, so sehr lieben sie Rapunzel. Auch heute haben sich Rexia und Pain ähnlich wie Rapunzel in ein senfgelbes Kleid mit braunem Taillengürtel geworfen. Ich kneife die Augen zusammen, als mir aufgeht, dass das ein großer Zufall ist. Alle in derselben Farbe …

      »Hast du dir mein Wollknäuel ausgeborgt, Fear?«

      »Das ist immer noch meins«, gibt sie bissig zurück. »Und Rexia und Pain haben sehr nett gefragt. Nicht so wie du. Und ich wiederhole mich: Das Wollknäuel ist mein Eigentum, daher kann ich damit anstellen, was ich will.«

      »War es mal.« Obwohl ich sie ungern erpresse, muss ich es aus Sicherheitsgründen tun. Das magische Wollknäuel darf nicht missbraucht werden. »Spieglein mag eure Fußfesseleinstellungen gelockert haben, doch bevor ihr euch nicht bewiesen habt, könnt ihr keine magischen Artefakte beanspruchen. Seht es als langen Weg der Wiedergutmachung, den ihr abzuschreiten habt.«

      Fear presst die Lippen aufeinander.

      »Das wird schon, Mama«, flüstert Asher, der den Kopf in den Nacken gelegt hat und zu ihr aufsieht. »Irgendwann werden sie dich bedingungslos lieb haben. So wie ich.«

      Genau, Asher. Ganz genau.

      Kapitel 2

      Snow stellt uns an diesem Tag freundlicherweise eine Kutsche zur Verfügung, in der Jaz, ich, die Herzkönigin und Gretel gerade so Platz finden. Unser Ziel ist Rexias Backofen, also ein ganz normaler Dienstag.

      Da Gretel schon eine ganze Weile in ihr Headset brüllt und irgendwelche Aktien verkauft, reibe ich mir die schmerzende Stirn.

      Wir hoppeln über einen besonders großen Stein und jeder von uns muss sich an der Tür oder seinem Sitz festhalten. Da ich etwas zu spät reagiere, lande ich direkt auf Jaz’ Schoß. Er hält mich an der Hüfte fest und läuft erstaunlicherweise rot an, oder bilde ich mir das bloß ein? Ich runzle die Stirn.

      Sobald er meinen Blick bemerkt, fällt Jaz ein wenig in sich zusammen.

      »Entschuldige, ich habe nur gerade von dir geträumt und dann das.« Er nickt in Richtung seiner Knie.

      Und dann falle ich ihm in den Schoß. Ich verstehe. Noch während ich überlege, wie ich mit der Situation umgehen soll, beginnt mein Magen zu hüpfen. Aber sicher ist die Kutsche nur über einen weiteren Stein geholpert.

      »Ekelhaft«, hustet ein ziemlich verschnupft klingender Spieglein aus dem Rückspiegel der Kutsche.

      Eilig ziehe ich die Vorhänge am Fenster zu, womit wir den Stalker aussperren.

      »Habt ihr Aladin erreicht und ihm die Falle gestellt?«, fragt Quinn mit schief gelegtem Kopf.

      Nachdem Jaz sich mit den Fingernägeln an der Wange gekratzt hat, lehnt er sich zurück. »Wir haben ihm die Informationen zukommen lassen, die wir wollten. Er wird kommen, da bin ich mir sicher.«

      Ich werfe beiden einen Seitenblick zu. Immerhin kommunizieren sie mittlerweile ohne Anfeindungen miteinander. Ein fast normales Mutter-Sohn-Gespräch.

      »So ganz verstehe ich unseren Ausflug in die Hölle immer noch nicht«, sagt Gretel, die gerade ihr Headsetmikrofon hochklappt. Es ist eins dieser winzigen Bluetooth-Teile, die man sich an ein Ohr klemmt.

      »Wir schlagen damit zwei böse Feen mit einer Klappe«, sage ich, nachdem ich von Jaz’ Schoß gerutscht bin. »Erkläre ich dir später.«

      »Red möchte wohl eine Revanche für ihre letzte Youtube-Challenge gegen den Teufel, bei der sie so kläglich versagt hat!«, kräht Spieglein von draußen.

      Ich reagiere nicht mal, lasse mich auf keine Provokation von Snows zweidimensionalem Schoßhündchen ein.

      »Wie viel Schaden werden die Prinzen und Flavia wohl im Norden anrichten? Und wer von ihnen am meisten?« Quinn hat einen Finger an die Vorhänge gelegt und linst hinaus. »Ich nehme noch Wetten an.«

      »Wir können von Glück sagen, wenn danach noch etwas vom Norden übrig ist«, sagt Jaz.

      Gretel nickt. »Lang lebe der Märchenwald.«

      »Nun ja, erst mal sind sie ja mit den anderen unterwegs zur Dreizehnten Fee«, gebe ich zu bedenken. »Der Norden bekommt also noch etwas Aufschub.«

      »Hey, ich habe ein Foto von Pain geschickt bekommen«, sagt Quinn unvermittelt.

      Hat sie?

      »Ihr alle!«, informiert uns Spieglein. »Rundmail.«

      Aha. Ich hebe beide Augenbrauen. Da ist wohl Pains Handy von ihm gehackt worden … Die Arme hatte es ganz neu von Rapunzel geschenkt bekommen.

      Gleichzeitig angeln wir alle nach unseren Smartphones.

      Gretel prustet als Erste los. »Ernsthaft?«

      »Da muss ein gewisser Jemand wohl einen Niesanfall bekommen haben«, sagt Jaz mit ebenso breitem Grinsen wie ich.

      Abwechselnd auf meinem und seinem Smartphone verfolge ich das Video, in dem drei Prinzen, zumindest vermute ich, dass es sich um die drei Prinzen handelt, in etwas herumhüpfen, was wie Ganzkörper-Dinosaurier-Jumpsuits aussieht. Aufgeblasene T-Rex-Köpfe wackeln, als sie immer wieder gegeneinanderprallen, offenbar im Versuch, sich der Anzüge zu entledigen. Letzteres ist nicht besonders von Erfolg gekrönt, soweit ich das beurteilen kann. Die Zwölfte Fee huscht panisch zwischen ihnen herum. Mal wieder auf der Suche nach ihrer inneren Ruhe und dem richtigen Zauberspruch für die Rückverwandlung, wie es scheint.

      Zuerst schmunzle ich, doch dann schweift mein Blick durch den Spalt am Fenster. Wir sind auf dem Weg in die Hölle. Dorthin, wo mein Ever immer noch schmort. Weil ich ihn bisher nicht habe retten können. Ich schlucke schwer.

      Als würde er spüren, an was ich denke, streicht Jaz über meine Hand. Vor und zurück. Bis mein Handrücken prickelt. Irgendwann lässt er sie auf meiner liegen. Die Herzkönigin schielt in unsere Richtung.

      Ausgerechnet. Dieser selbstzufriedene Ausdruck auf ihren Lippen lässt mich unruhig auf meinem Sitz hin und her rutschen.

      Sie würde uns nur allzu gern verkuppeln. Ich starre sie an und sie starrt zurück. Ohne tierischen Begleiter, denn sie wollte kein Tier mit in die Hölle nehmen. Die bemuttert sie viel zu sehr, als dass sie sie einer Gefahr aussetzen würde.

      Als wir endlich an der verrotteten Lebkuchenhütte ankommen, habe ich das Gefühl, zum ersten Mal wieder richtig ausatmen zu können.

      Ich springe zuerst aus der Kutsche. Laub raschelt unter meinen Füßen. Direkt hinter mir klettern Jaz und Quinn heraus. Nur eine Person fehlt. »Gretel?« Ich klopfe gegen die Wand der Kutsche. »Machst du da drin Überstunden, oder wie?«

      Hinter mir räuspert sich Jaz. »Gib ihr noch eine Sekunde.« Dann sieht er sich um, betrachtet den grauen Zuckergussrand an der Dachrinne.

      Oh. Jetzt dämmert es mir.

      Ganz ähnlich wie ihr Sohn räuspert sich nun Quinn. »Eventuell hat da jemand Juckpulver-Aktienkurse an der Börse gecheckt, während wir über einen gewissen Backofen sprachen, und nicht richtig zugehört, wo genau sich der Eingang zur Hölle befindet.«

      »Gretel?«, versuche ich es erneut. »Du weißt doch, dass Rexia jetzt zu uns gehört? Vegan lebt und so? Keine Sorge, hier will dich niemand in einen Käfig sperren. Und generell ist bei Rexia der Ofen aus.«

      Von irgendwoher meine ich Spieglein kichern zu hören.

      »Gegen Käfigangst kann man nichts machen.« Die Herzkönigin


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