Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid

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auf dem Papier ab­zeichnete. Leider versiegte die ok­kul­te Quelle bald wie­der, und Desmoulin kehrte zur Por­trät­malerei zurück.

      In den 1920er-Jahren beauftragte ein men­schenfreundlicher Industrieller den damals noch unbekannten Archi­tek­ten Le Corbusier mit dem Bau einer Wohn­siedlung für seine Arbeiter. Spä­ter ging dem Auftraggeber das Geld aus, aber ein Teil der Cité Frugès in Pes­sac (→ Link) wurde fertig­ge­stellt: fröh­lich-bunte Reihenhäuser, jedes mit einer an­deren Ar­chitektur. Le Cor­bu­siers revo­lu­tio­nä­res Konzept stieß aller­dings auf we­nig Ge­genliebe, erst Jah­re nach Fertig­stellung fanden sich die ersten Mieter. Später ver­fielen die Häu­ser, einige sind mit­tler­weile res­tau­riert, und eines ist als Mus­terbeispiel für Le Corbusiers inno­vative Wohnar­chitektur der Öffent­lich­keit zu­gäng­lich.

      Kaum hatte die deutsche Wehrmacht 1940 Bordeaux besetzt, ließ sie von Zwangsarbeitern aller Nationen einen riesigen Bunker für U-Boote bauen, 235 Meter lang und 162 Meter breit. Dieser wurde 1944 kurz vor der Befreiung mit­samt den stationierten U-Booten zer­stört. Übrig blieb ein düsterer Beton­klotz mit Trockendocks und Bassins, in den kein Tageslicht dringt. Heute wird die „Base Sous-Marine“ von Bor­deaux (→ Link) als Galerie für hoch­karä­ti­ge Ausstellungen genutzt - ein Kunst­besuch in einem außer­gewöhn­lichen Am­biente.

      In Salz- und Süßwasser

      Die Düne der Côte d’Argent, der Silberküste, die nur vom Arca­chon­-Becken unterbrochen wird, reicht von der Médoc-Spitze im Norden bis zur Adour-Mündung im Süden. Das sind rund 230 Kilo­meter Sandstrand, an dem sich ausgiebig baden und surfen lässt. Auch die Fortsetzung, die baskische Küste, verfügt über ideale Strände.

      Im Landesinneren kommen Kanu­ten und Kajakfahrer auf ihre Kosten, vor allem auf der Dordogne und ihren Zuflüssen, aber auch am Fuß der Pyrenäen.

      Immer wieder führen Stichstraßen von der Hauptstraße zur Küstendüne. Sie en­den stets an einem Parkplatz, oft findet sich im Pinienwald dahinter ein Cam­pingplatz, manchmal sogar eine Strand­siedlung mit Restaurants und Snackbuden, die im Winter zum Geis­te­rort wird. Jahraus, jahrein belebt sind die Orte Soulac im Norden, Hosse­gor und Capbreton im Süden und da­zwi­schen Arcachon.

      Nicht selten macht hoher Wellen­gang das Baden gefährlich. An orts­nahen Strän­den zeigt in der Regel eine Be­flag­gung die Gefahrenstufe an.

      Surfer haben die Nase meist gut im Wind. Lacanau-Océan (→ Link) und Hos­se­gor (→ Link) sind re­gel­mä­ßig Aus­tragungsort für Welt­meis­ter­schaf­ten.

      Hier ist der Gegensatz von Ebbe und Flut augenscheinlich: Zweimal am Tag leert sich das riesige Becken, zweimal am Tag füllt es sich. Bei Flut kann geba­det werden, Surfer finden ein An­fän­gern freundlich gesinntes Gewässer vor. Bei Ebbe sind Fußfischer unter­wegs, die den Meeresboden nach Mu­scheln und Krebsen absuchen.

      Den Gezeitenunterschied wusste man in Audenge (→ Link) zu nut­zen. Dort wurde ein Was­ser­reser­voir zum Meer­was­ser­schwimm­bad um­ge­baut. Bei Flut wer­den die Schleusen ge­öff­net, zweimal täglich strömt fri­sches Bade­wasser ins 100 Me­ter lange Becken.

      Die ersten Surfbretter kamen 1959 in Biarritz (→ Link) auf den Markt. Der Ort ist noch heute ein Eldorado der Wellenakroba­ten, zumal die Felsen vor der Stadt eine grandiose Kulisse ab­ge­ben. In Richtung Süden reihen sich die Strände bis zum schmu­cken Bas­ken­städtchen Saint-Jean-de-Luz (→ Link) und von dort weiter bis Hen­daye (→ Link) an der spa­ni­schen Grenze. Die bas­ki­sche Küs­te ist stark besiedelt, hier findet man keine einsamen Strand­ab­schnitte wie an der Côte d’Ar­gent.

      Die Seen

      Im Hinterland der nördlichen Cô­te d’Ar­gent liegen zwei größere Seen. Mit ei­nem Bad im Atlantik können sie natür­lich nicht kon­kur­rieren, inte­res­sant sind sie in erster Linie für Fa­mi­li­en mit Klein­kindern. Blutige Anfänger des Wind­surfens können hier bei wenig Wind versuchen, übers Was­ser zu glei­ten, ohne ab­zu­stürzen. Am See von Hour­tin-Carcans besucht man dazu am besten am südlichen Ende Maubuisson (→ Link), am See von Lacanau ist der Strand bei Le Moutchic (→ Link) am nördlichen Ufer ein geeigneter Ort.

      Für Kanus und Kajaks „schiffbar“ ist die Dordogne von Souillac (→ Link) bis Trémolat (→ Link), weiter ab­wärts folgen ein Kraftwerk und der we­nig interessante Kanal von Lalinde. Ver­lei­her finden sich an allen Orten, die am Fluss liegen. Schwimmweste, was­ser­dichter Kanister, Rücktransport sind meist im Preis inbegriffen.

      Schmaler ist die Vézère, die von Mon­ti­g­nac (→ Link) bis zur Mün­dung in die Dordogne bei Limeuil (→ Link) be­fahren wird. Aufregend schön ist die Strecke von Saint-Lèon-sur-Vézère (→ Link), vorbei an der spek­ta­ku­lä­ren Felswand der Roque Saint-Chris­to­phe und dem Höhlendorf La Madeleine nach Les Eyzies (→ Link).

      An der Dronne liegt das Abtei­städt­chen Brantôme (→ Link), das kom­plett vom Wasser umspült ist. Hier wer­den kommentierte Bootsfahrten an­ge­bo­ten, schöner aber ist es, mit dem Ka­jak auf der Dronne das Städtchen zu um­runden.

      Schneller als auf den Gewässern des Péri­gord fahren Kanuten auf den „Gaves“, wie die Flüsse im Béarn genannt wer­den. Be­sonders beliebt ist die Strecke auf dem Gave d’Oloron zwischen Navar­renx (→ Link) und Sauve­terre-de-Béarn (→ Link). Zu­dem sind beide se­henswerte Städtchen: Navarrenx ist komplett ummauert, Sauveterre über­rascht mit einer foto­gen­en Brücke, die mitten im Fluss endet.

      Im Baskenland lädt die Nive zu ra­san­ten Kajak- und Raftingfahrten ein. Vorschlag: bei der „Höllenbrücke“ von Bidarray (→ Link) starten und an den Felsen des Pas de Roland vorbei bis Ixtassou (→ Link) fahren. Beide Orte haben eine Kajak- und Rafting­basis.

      Das Périgord schrieb Menschen­geschichte. Vor rund 100.000 Jahren ließ sich der Neander­taler in den Höhlen des Vézère-Tals nieder, ihm folgte der Cro-Magnon-Mensch. Herden von Mam­muts und Wisents streiften durchs Land, und unsere Vor­fahren stritten sich mit Höhlen­löwen ums Rentier­fleisch. Rund um Les Ey­zies sind bemalte Grot­ten aus der Früh­zeit des Homo sapiens zu besichtigen. Etwas abseits davon liegt Lascaux, die stein­zeit­liche Wohn­stätte, deren Ausgestaltung der Kultur­philosoph Geor­ges Bataille als Geburt der Kunst feierte.

      Ein weiterer Tourismusmagnet des Périgord sind die zahlreichen Schlösser und Burgen, von denen insbesondere die über der Dordogne gelegenen


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