Zum Tee bei Elisabeth Kübler-Ross. Группа авторов
fragte Elisabeth, wie sie begonnen hatte, sich für Tod und Sterben zu interessieren. Sie gab mir keine direkte Antwort. Sie lenkte von unserem Gespräch ab, indem sie mich fragte, ob ich einen Whiskey sour wollte, weil sie dabei sei, für sich selbst einen zu machen. Sie zerkleinerte das Eis im Mixer und mischte das vorgefertigte Pulver mit dem Alkohol. Elisabeth goss den Drink in zwei Gläser und machte eine Bemerkung über unsere komatösen Ehehälften im Wohnzimmer, die das Nachsehen hatten.
Sie setzte sich, zündete eine Zigarette an und saß schweigend da. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, schnippte die Asche in den Aschenbecher und sagte: “Das ist eine lange Geschichte. Es ist meine Geschichte. Ich möchte sie dir erzählen, damit du verstehst, warum diese Arbeit mir so viel bedeutet.”
Anderthalb Stunden lang strömte ihre persönliche Geschichte aus ihr in einem stillen, fast monotonen Redefluss. Obwohl sie mit leiser Stimme sprach, fanden die Bilder, die sie mit ihrer nüchternen Art zeichnete, einen mächtigen Widerhall in meiner Vorstellung.
Sie begann zu erzählen, wie sie sich einer kleinen Gruppe Freiwilliger angeschlossen hatte, um nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau zu helfen. Sie sprach davon, wie sie vor ihrem Medizinstudium darum gekämpft hatte, Menschen in Polen nach dem Krieg helfen zu können. Dann berichtete sie gefasst von dem Grauen, als sie das Konzentrationslager Majdanek einige Monate nach der Befreiung besucht hatte. Hunderttausende Juden waren dort vergast und in Öfen verbrannt worden. Sie schilderte, wie sie im Geist immer noch das verwesende Fleisch riechen konnte, obwohl Jahre vergangen waren, seit die Öfen ihre grauenvolle Arbeit verrichtet hatten. Sie beschrieb die Waggons mit ihrer entsetzlichen Fracht von Menschenhaar, Kinderkleidern und Babyschuhen. Sie war damals eine junge Frau von neunzehn Jahren.
Die bleibenden Zeugnisse der Kriegsgräuel gruben sich ihrem Bewusstsein ein als eine Verpflichtung, zu lieben und die Grausamkeit abzuwehren, wo immer sie ihr begegnete.
Sie erzählte diese Geschichte nicht zum ersten Mal. Aber vielleicht war es das erste Mal, dass sie erzählte und sich gleichzeitig selbst zuhörte. Sie hielt inne. Sie schluchzte und weinte nicht, sie stieß nur einen tiefen Seufzer aus, der voller Tränen war. In diesem Seufzer drückte sich ihre Seele aus.
Das ist es also, was dieses Buch für sie bedeutet, dachte ich. Es ist ihre Waffe, die sie benutzen wird, um die Liebe gegen Unmenschlichkeit, Grausamkeit und Unterdrückung ins Feld zu führen. Da verstand ich den Ursprung ihres Auftrags zu lieben, der die zentrale und treibende Kraft ihres Lebens wurde. Damit hatte sie meine Frage beantwortet.
*** Dr. Mwalimu Imara ist Pfarrer und emer. Professor für “Menschliche Werte und Ethik” an der Morehouse School of Medicine in Atlanta, Georgia. Zur Zeit gehört er der Fakultät des Instituts für Gestaltpsychologie in Cleveland, Ohio, an. Dr. Imara arbeitete mit Elisabeth seit dem Beginn der Bewegung von Tod und Sterben an den Kliniken der Universität von Chicago.
Raymond Moody
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Der Verfasser des weltberühmten Buches “Leben nach dem Tod” gedenkt seiner Freundschaft mit Elisabeth.
Ich hatte das Vergnügen, Elisabeth im Herbst 1975 in Atlanta kennen zu lernen. Mein Buch “Leben nach dem Tod” stand knapp vor dem Erscheinen, und mein Verleger hatte ihr ein Vorausexemplar geschickt, da er ahnte, dass es sie interessieren würde. Ich war wirklich geehrt, ja überwältigt, als sie sich bereit erklärte, das Vorwort zu schreiben. Danach kreuzten sich unsere Wege von Zeit zu Zeit auf diversen Tagungen, und wir freuten uns immer über unsere Begegnungen.
Es erregt gewöhnlich Verwunderung, wenn ich sage, dass Elisabeth und ich kaum je über Tod und Sterben oder das Leben nach dem Tod gesprochen haben.
Es verblüffte sie, dass ich bei der Meinung blieb, dass Nahtoderfahrungen kein wissenschaftlicher Beweis für ein Leben nach dem Tod sind und dass diese Frage wissenschaftlich gar nicht zu beantworten ist. Statt dessen bestand unsere Beziehung in einer Freundschaft, die auf unser gemeinsames Interesse am Gespräch und der Freude an gutem Essen gegründet war. Außerdem bin ich entzückt, sagen zu dürfen, dass sie meinen Humor schätzte und dass ich sie fast immer zum Lachen bringen konnte. Sie mochte es, wenn ich sie nachahmte, und manchmal veranlasste sie mich sogar, es anderen vorzuführen.
1983 erwarb Elisabeth meine Farm in Headwaters, Virginia. Sie erinnerte sie an ihre Schweizer Heimat, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte und sehr glücklich gewesen war.
Nach Elisabeths Tod rief mich ein Journalist an und erbat von mir einen Nachruf auf sie. Mein Sohn Samuel, der gerade zu Besuch war, hörte das Ende des Gesprächs mit an und packte ebenfalls seine Erinnerungen aus. Er erinnerte sich, dass Elisabeth ihm oft Geschichten vorgelesen hatte, als er noch klein war, wenn sie zu uns zu Besuch kam.
Auch ich gedenke ihrer als einer gütigen Freundin, die freilich manchmal auch schwierig und reizbar sein konnte. Aber das war nur ein Teil ihres Charmes und ihrer Liebenswürdigkeit, wie alle bezeugen können, die sie kannten.
Seit sie von uns gegangen ist, tut es mir manchmal Leid, dass wir nie dazugekommen sind, über Tod und Sterben und das Leben nach dem Tod zu sprechen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen und in meiner Beziehung zu Elisabeth etwas ändern könnte, wäre es wahrscheinlich dies.
*** Dr. Raymond Moody ist ein weltberühmter Gelehrter und Forscher und die führende Autorität über Nahtoderfahrungen, eine Bezeichnung, die er in den 1970er Jahren prägte. Er ist der Verfasser von zwölf Büchern, u. a. von Bestsellern wie “Leben nach dem Tod”, von dem über 10 Millionen Exemplare verkauft wurden. Er leitet die Raymond Moody Research Foundation, eine gemeinnützige Organisation, die sich der Lehre, Erforschung und Entwicklung von Techniken widmet, damit wir verstehen können, was beim Sterben geschieht.
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