Zum Tee bei Elisabeth Kübler-Ross. Группа авторов

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das sie mir vorsetzte, gab es ein traditionelles Schweizer Gericht. Sie erhitzte einen großen Stein, auf dem ein Stück Emmentaler schmolz, und der geschmolzene Käse wurde auf einer gebackenen Kartoffel serviert.

      Zu meinen liebsten Erinnerungen an Elisabeth gehören ihre Fresspakete. Einmal bekam Ken einen Vorrat an Käse, als müsste er sein Leben lang damit auskommen, und der Käse roch auch, als wäre er ein Leben lang unterwegs gewesen. Ein anderes Mal fuhr Ken viele Meilen weit, um einen riesigen Kristall, einen Amethyst, abzuholen, den sie für ihn gekauft hatte. Trotz äußerster Beanspruchung ihrer Zeit und ihres Lebens dachte sie immer an ihre Familie.

      Die Welt kannte sie als die “Tod-und-Sterben-Tante”, aber es ging ihr um Liebe, um das Leben und darum, es voll auszuleben. Es war ihr um Freude und Lachen zu tun und darum, viel Schokolade zu essen.

      Auch das war etwas, das wir gemeinsam hatten. Meine Familie ist im Schokoladengeschäft. Als mein Großvater aus Griechenland einwanderte, verstand er sich auf nichts anderes als die Herstellung von Schokolade. Meine Onkels führen diese Tradition bis heute in ihrer Schokoladenfabrik fort. Sie erzeugen handgeschöpfte Schokoladen ohne Konservierungsmittel. Diese gemeinsame Leidenschaft für Schokolade und Konversation umspannte unsere ganze Beziehung.

      Es war ein solcher Segen für mich, dass ich Elisabeth kannte und Umgang mit ihr hatte. Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich schon alle Geschichten über sie gehört habe, erzählt mir jemand eine, die zur Fülle ihrer Liebe und ihres Mitgefühls noch etwas hinzufügt.

      Sie war wunderbar vorurteilsfrei. Ihre Liebe zu Menschen im Allgemeinen wurde nur von ihrer obsessiven Liebe zu Kindern und deren Akzeptanz übertroffen. Sie sprach oft zu mir von der großen Stärke von Kindern, wie sterbende Kinder sogar die innere Stärke haben, ihren trauernden Eltern zu helfen. Wenn sie mit Kindern umging, war es, als würde sie auf einen anderen Planeten versetzt.

      Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, meinte sie, dass Kinder das Leben verändern, wie man sagt. Sie sind vollkommen, wenn sie geboren werden, und dann verkorksen wir sie. Daran denke ich oft im Hinblick auf meine eigenen Kinder und gehe deshalb anders mit ihnen um.

      Elisabeth träumte von einem Zentrum, das ihr Werk weitertragen würde, wo alte Menschen und Kinder zusammenleben würden, um sich gegenseitig zu heilen. Ich weiß, dass mein lieber Freund Ken daran arbeitet, dass dieser Traum Wirklichkeit wird.

      *** Melina Kanakaredes, die zur Zeit die Hauptrolle in “CSI: New York” spielt, wurde für ihre frühere Rolle in der Fernsehserie “The Guiding Light” für zwei Emmys nominiert. Sie trat außerdem in “NYPD Blue” und in Spielfilmen wie “15 Minutes” mit Robert DeNiro und “The Long Kiss Goodnight” mit Geena Davis und Samuel L. Jackson auf.

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       Florence Wald

       Weggefährtinnen

      Neben Elisabeth, Dr. Balfour Mount und Dame Cicely Saunders gilt Florence Wald als die Mitinitiatorin der Hospizbewegung.

      “Tee mit Elisabeth” ist ein Bild, das mich nachdenklich stimmt. Ich sehe sie vor mir mit einer Baseballkappe, einer Zigarette in der einen und einer Tüte Schokoladeneis in der anderen Hand. Sie könnte das Teetablett aus dem Gleichgewicht bringen, wenn sie eine Pointe bringt und (in ihrem weichen Schweizer Akzent) fragt: “Trinkst du denn keinen Kaffee?” Man wusste immer, dass Elisabeth wirklich meinte, was sie sagte.

      Als wir uns im Frühjahr 1966 auf einer Tagung an der Yale Universität kennen lernten, war sie eine von wenigen betreuenden Personen, die sich zu sterbenden Patienten hingezogen fühlten. Sie kam von Chicago, und Cicely Saunders und Colin Murray Parkes, die ebenfalls Ärzte waren, kamen aus London. Elisabeths erstes Buch “Interviews mit Sterbenden” sollte erst drei Jahre später erscheinen.

      Ich erinnere mich an eine zeitlose Geste von ihr: Eine Hand auf dem Bauch, die andere an der Schläfe, sagte sie: “Reagieren Sie aus dem Bauch, nicht vom Kopf, wenn Sie Patienten zuhören.”

      Das fand einen Widerhall in mir! Wir lehrten unsere Schwesternschülerinnen, auf das zu hören, was der Patient sagt oder tut, richtig hinzuhören und sicher zu gehen, dass sie verstanden, was er sagen wollte, bevor sie handelten. Hier war Elisabeth, eine Ärztin, die dasselbe sagte im Gegensatz zu den Ärzten, mit denen wir arbeiteten. Diese waren dagegen, dass die Schwestern die Patienten und ihre Familien ermutigten, mitzureden und sie in Entscheidungen bezüglich ihrer Pflege einzubeziehen. Wir befanden uns in einer Zeit, als man gerade erst anfing, die Rechte von Patienten anzuerkennen. Elisabeth war an dieser Reform maßgeblich beteiligt.

      Während der nächsten zehn Jahre sollten wir uns oft begegnen. Die Anzahl unterschiedlicher Menschen, die sich zur Pflege todkranker Patienten hingezogen fühlten, vervielfachte sich rasch, und sie suchten in den Vereinigten Staaten und im Ausland Kontakt zueinander. Schließlich bildeten sich zwei Gruppen, genannt die “Macher” und die “Gefühligen”. Elisabeth war die Mentorin der Gefühligen.

      Ich wurde eine “Macherin”. Nachdem ich Dame Cicely Saunders, die Gründerin des St. Christopher Hospizes in London, gehört und eine allzu kurze Zeit als Pflegerin dort verbracht hatte, wusste ich, dass es meine Sache war, auf ein Mittelding zwischen Krankenhausund Heimpflege hinzuarbeiten. Ich wusste, dass es ein Ort sein musste, wo multiple Leiden von einem interdisziplinären Team behandelt werden konnten und wo es in erster Linie um die Patienten und ihre Familien ging.

      Mir war bewusst, wie viel ich zu lernen hatte: Symptome zu beherrschen, Familien zu helfen, sich in den Prozess einzubringen, finanzielle Unterstützung aufzutreiben und die Gemeinschaft zu engagieren. Während dieser Zeit stand ich auch in Verbindung mit Elisabeth.

      In den nächsten beiden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Kollegen aus verschiedenen Disziplinen in beiden Gruppen schnell an. Elisabeth war sehr gefragt und sprach zu immer größeren Auditorien. Ihr Schreiben dehnte sich auf populäre Zeitschriften aus. Während wir “Macher” unser Handwerk lernten und innerhalb der etablierten Medizin arbeiteten, war Elisabeth davon befreit. Nachdem ihr Buch “Interviews mit Sterbenden” erschienen war, befand die Medizinische Fakultät der Universität von Chicago, dass ihre direkte und klare Begegnung mit Patienten und ihr unbürokratisches Konzept nur geringen Wert hätten, und ihre Stelle wurde gekündigt. Als das klinische Milieu, in dem sie ihre Gespräche mit Sterbenden geführt hatte, ihre Praxis nicht mehr unterstützen wollte, nahm sie dies zur Kenntnis und brachte die Entschlossenheit und Stärke auf, neue Wege zu gehen.

      Als wir einmal an der Yale Universität eine Untersuchung mit Patienten durchführten, sprach Elisabeth mit einem Patienten vor einem großen Auditorium von Fachleuten. Der Widerstand der Mediziner gegen ihre Vorgehensweise wurde von der Bereitwilligkeit, mit der das Publikum diese annahm, beiseite gefegt.

      Pfarrer und Krankenschwestern waren die ersten, die ihr Verständnis entgegenbrachten und ihr Vorgehen würdigten. An sie wandten sich die Patienten, wenn die Ärzte ihnen die Antwort auf ihre Fragen schuldig blieben. Es bildeten sich Foren außerhalb der akademischen Zentren.

      Die Macher und die Gefühligen unterschieden sich zwar in ihrer Blickrichtung und im Stil, aber sie entwickelten auch eine Art von Synergie. Die Macher nahmen es mit dem medizinischen Establishment und den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen auf, um Palliativstationen in Krankenhäusern durchzusetzen. Zuerst wurde nur geredet, und dann vermehrten die Hospize sich schnell um ein Vielfaches. Inzwischen ging aus Elisabeths Vorträgen, Workshops, Büchern und Beratungen eine große Schar von BetreuerInnen mit zwischenmenschlichen Fähigkeiten hervor. Krankenschwestern hatten das größte Bedürfnis, die konventionelle Praxis der Pflege, die sich so lange von den Patienten distanziert hatte, zu verändern. Niemand konnte sie besser anleiten als Elisabeth, indem sie die Bindung und das Verständnis zwischen Patienten und Pflegerin unterstützte.

      Krankenschwestern, denen Elisabeths Lehre ein Bedürfnis war, waren weitgehend verantwortlich, dass so etwas wie eine freie Universität für sie geschaffen wurde. Zuerst organisierten sie einen Vortragsraum, dann kündigten sie die Veranstaltung öffentlich an. Zuerst kam Elisabeth, um einen Vortrag zu halten, aber bald


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