Demenz - Wenn das Leben entgleitet. Prof. Dr. Gabriela Stoppe
Umgang damit revolutionieren. In gewisser Weise haben sie sehr lange das Alter verdrängt. So wird an vielen Orten bereits von einer »demographischen Herausforderung« gesprochen. Wie dieser Alterung, für die es historisch in ihrer Dimension kein Beispiel gibt, begegnen?
In einem Positionspapier von acht Akademien der Wissenschaften Europas wurde im Jahr 2014 festgehalten, welche strukturellen Änderungen es braucht, um dem demographischen Wandel zu begegnen. So wurde gefordert, Bildung, insbesondere die lebenslange Bildung, zu fördern und für möglichst breite Bevölkerungsschichten zu erschließen. Es sollte einerseits möglich werden, länger im Beruf tätig zu sein, andererseits eine größere Flexibilität in den Berufsbiografien zu entwickeln. Auch die Unterstützung der Familien müsse darauf abgestimmt werden bzw. eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschaffen werden, heißt es. Ein wichtiges Feld sei auch die Integration von Migration in Europa. Essentielle Grundlage jeglicher Strategie müsse eine möglichst große Gesundheit bzw. eine gute Gesundheitsversorgung für alle sein.
WIE VIELE BETROFFENE GIBT ES?
KOMMEN WIR NOCH ZU DEN ZAHLEN. Wie groß ist das Problem Demenz eigentlich? Wie viele Menschen sind davon betroffen? Die Weltgesundheitsorganisation hat 2012 eine Publikation zum Thema Demenz herausgegeben, demnach waren im Jahre 2010 mehr als 35,6 Millionen Menschen wahrscheinlich an einer Demenz erkrankt. Weltweit sei mit 7,7 Millionen neuen Fällen pro Jahr zu rechnen. Das bedeutet, dass es alle vier Sekunden einen neuen Fall von Demenz gibt. Die Kosten, die mit einer Demenz verbunden sind, wurden auf 604 Millionen US-Dollar pro Jahr gerechnet. Das Titelbild der Publikation zeigt zwei Frauen aus Indien und weist somit darauf hin, dass keineswegs nur die eher reichen, westlich geprägten Länder, sondern auch ärmere Regionen von dieser Erkrankung betroffen sind. Relativ verschont bleiben nur Länder mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung unter 60 Jahren. Aber in diesen Länder wollen wir wahrscheinlich alle nicht leben.
Demenz hat mit dem Alter zu tun, die Häufigkeit in der Bevölkerung steigt exponentiell in der letzten Lebensphase. Wir gehen davon aus, dass die Häufigkeit von Demenz bei den 60-Jährigen noch bei 1 Prozent liegt, sie auf mehr als 10 Prozent bei den 70- bis 80-Jährigen ansteigt, bei mehr als 20 Prozent bei den 80- bis 90-Jährigen und bei mehr als 30 Prozent jenseits des 90. Lebensjahrs liegt. Bevölkerungsprognosen zufolge wird es einen Zuwachs besonders der über 80-Jährigen in der Gesellschaft geben. Schon jetzt ist es übrigens nicht mehr so selten, 90 Jahre und älter zu werden. Diese an sich erfreuliche Entwicklung der Lebenserwartung ist jedoch mit einer größeren Häufigkeit von typischen Alterserkrankungen verbunden – und dazu gehört eben auch die Demenz.
Eine fast ähnliche Häufigkeitsverteilung hat zum Beispiel auch die altersassoziierte Makuladegeneration (AMD), eine Augenerkrankung. Interessanterweise kommt hier kaum jemand auf die Idee anzunehmen, es sei keine Krankheit. Bei den Demenzen hingegen wird diese Frage immer noch diskutiert.
Doch Demenz ist eine Volkskrankheit – in Anbetracht von 1,6 Millionen Betroffenen in Deutschland und 140 000 Betroffenen in Ländern wie der Schweiz oder wie in Österreich. Doch was heißt das letztlich für eine Gesellschaft? Lassen Sie sie uns all diese hier aufgeworfenen Fragen im Folgenden genauer betrachten.
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