Leide nicht - liebe. Werner Ablass

Leide nicht - liebe - Werner Ablass


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die niedrigste Ebene in der Schwingungsskala? Weil es keine Emotion gibt, die dich stärker gefangen hält, zusammenzieht und verkrampft. Angst ist zwar ein notwendiges Signal, um existentielle Gefahren zu erkennen, außerhalb dieses Bereichs führt sie allerdings in totale Isolation, besonders wenn sie uns über einen längeren Zeitraum beherrscht.

      Die Ebene der Ablehnung ist nicht weit von ihr entfernt, denn auch sie führt in einen höchst unersprießlichen inneren Zustand, in dem du weder dich noch andere magst. Selbst ein Stuhl, an dem du dich stößt, kann auf dieser Ebene Aggressionen auslösen: “Welcher Idiot hat diesen blöden Stuhl hier hingestellt!”

      Gleich darüber kommt die Ebene der Gleichgültigkeit. Du lehnst zwar deinen Zustand nicht ab, nimmst ihn aber auch nicht aktiv an, sondern befindest dich in einem neutralen Raum. Selbst schrecklichste Ereignisse auf diesem Globus berühren dich dann nicht. “So ist’s halt! Was kümmert es mich?”

      Erst auf der Ebene der Akzeptanz nimmst du das Leben so an, wie es sich dir jeweils darstellt. Auf dieser Ebene befindest du dich sozusagen bereits im grünen Bereich, du bist in einer positiven Grundstimmung und gibst auch dein inneres OK zu den Herausforderungen des Lebens.

      Die nächsthöhere Ebene ist Faszination. Zumeist erleben wir die Schwingung dieser Ebene nur dann, wenn wir beispielsweise in Urlaub gehen, eine Gehaltserhöhung bekommen, einen Karrieresprung machen oder irgendeinen Menschen kennenlernen, dessen Aussehen oder Aura uns begeistert.

      Liebe ist zweifellos die höchste Schwingungsebene. Wirf nur einmal ein Auge auf ein frisch verliebtes Paar, und du weißt, was ich meine. Nichts macht uns so lebensfroh, nichts macht uns glücklicher, nichts gibt uns mehr Power, nichts dehnt unser Gewahrsein mehr aus, nichts befreit uns mehr als die Liebe. Sie kann, muss jedoch nicht romantischer Natur sein, um dich zu beglücken. Liebe schließt die zwei darunterliegenden Ebenen ein, denn wer liebt, ist gleichzeitig fasziniert und hat natürlich auch nicht das geringste Problem, seine Situation zu akzeptieren. Und sie schließt die drei unteren Ebenen aus, denn kein Liebender kann dem Leben gegenüber gleichgültig, ablehnend oder gar ängstlich sein.

      Ich übte mich jahrelang im sogenannten “Loslassen”, also in der Akzeptanz meiner jeweiligen Situation. Der Kosmos reagierte entsprechend: Er akzeptierte mich auch. Aber das war’s dann auch schon! Liebevoll erfuhr ich ihn erst, als ich mich auf Liebe einzuschwingen begann. Liebe erhöht dein Schwingungsniveau wie nichts anderes. “Nun aber bleiben Hoffnung, Glaube, Liebe, diese drei. Die Liebe aber ist die Größte unter ihnen.” (1. Kor. 13:13)

      Wer sich auf Liebe einstellt, “schwingt” nicht andauernd in euphorischen Liebesgefühlen und wird auch nicht notwendigerweise zu einem verklärten Heiligen oder abgehobenen “Gutmenschen” werden. Was jedoch in jedem Fall geschehen wird, ist, dass sich die Person, die dir am nächsten steht, nämlich DU, in allen Lebensbereichen erfolgreicher und harmonischer erleben wird als zuvor. Und ich meine, das ist doch schon eine ganze Menge, oder?

      3) Hier und im Folgenden zitiert aus der Elberfelder Übersetzung der Bibel.

      AGAPE – die Liebe ohne Objekt

      Schon nach wenigen Tagen des Liebe-Übens begriff ich, dass ich auf eine Goldader gestoßen war, doch als ich den Versuch unternahm, meine Erfahrung zu kommunizieren, machte ich die verblüffende Entdeckung, dass nahezu niemand verstand, wie das funktionieren soll. “Liebe kann ich doch nur dann empfinden, wenn es dafür einen konkreten Anlass gibt”, hielt man mir entgegen, “wenn ich verliebt bin zum Beispiel. Wenn mir Liebe entgegengebracht wird oder wenn ich richtig gut drauf bin! Aber wie um alles in der Welt soll ich denn unter all den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens in der Schwingung der Liebe bleiben? Kann man Liebe denn einfach so mir nix dir nix erzeugen? Liebe ist doch schließlich kein Instant-Getränk aus dem Automat!”

      Stimmt. Nur dass die Liebe dir viel näher ist, als jeder Automat es sein könnte. Liebe ist deine wahre Natur. Sie ist ständig bei dir. Ja sogar in dir. Sie ist dir näher noch als die Luft, die dich von allen Seiten umgibt. Ist es etwa anstrengend zu atmen?

      Denk doch bitte mal daran, wie das war, als du dich verliebt hast. Wie kam das? Und was geschah da eigentlich mit dir? Du lerntest jemanden kennen, der dich magnetisch anzog. Vielleicht kannst du noch nicht einmal genau sagen, was genau der Grund dafür war. Auf jeden Fall hat es Zoom gemacht, oder? Die Liebe ergriff dich. Du warst wie verzaubert. Wie ausgewechselt. Wie umgedreht. Selbst wenn sich der geliebte Mensch nicht in deiner Nähe befand – du musstest nur an ihn denken, und schon stellten sich die grandiosen, elektrisierenden Empfindungen ein. Man konnte es dir ansehen. Man sprach dich vielleicht sogar darauf an: “Mein Gott, du bist ja auf Wolke sieben!”

      Erinnerst du dich? Weißt du noch, wie glänzend du dich dabei fühltest? Entstand dieses wundervolle Gefühl etwa außerhalb von dir? “Natürlich nicht”, wirst du antworten, “natürlich entstand es in mir”. Wenn es aber in dir entstand, hast du es dann nicht in dir selbst erzeugt? “Nein, nein!” wirst du jetzt wahrscheinlich erwidern, “nicht ich habe es erzeugt, Peter, Petra (oder wie auch immer der geliebte Mensch hieß) hat es in mir erzeugt! Ohne ihn/sie wäre das völlig unmöglich gewesen!”

      Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich bewies dir die geliebte Person lediglich, zu welch großen Liebesgefühlen DU fähig bist! Mit anderen Worten: Sie befreite das Potenzial deiner eigenen Liebesfähigkeit. Sie durchbrach die Mauer, hinter der du dein Potenzial, zu lieben und geliebt zu werden, im Allgemeinen verbirgst. Sie fand den Schlüssel zu deinem Herzen. Und deshalb strömte die Liebe aus dir heraus. Denn wo nichts ist, kann nichts werden. Wie bei einem Dammbruch: Ohne aufgestautes Wasser kann ein Damm unmöglich brechen! Peters oder Petras Liebe zu dir ließ den Strom deiner Liebe ansteigen und brachte den Damm, hinter dem sich deine Liebe verbarg, zum Einsturz. Die Liebe war jedoch vorher schon da. War in dir selbst, in deinem Herzen. Nur eben nicht offenbar, nicht manifest.

      Vielleicht hast du dich schon öfter als einmal verliebt. Warst du nicht irgendwann mal der Meinung, du könntest niemand anderen als “Peter oder Petra” so sehr lieben? Weshalb konntest du dann einige Zeit später beispielsweise gegenüber “Rainer oder Gabi” dieselben oder zumindest ganz ähnliche Empfindungen hegen? Manche Menschen verlieben sich während ihres gesamten Lebens viel öfter als zweimal und glauben dennoch jedes Mal, nun endlich, endlich die große Liebe gefunden zu haben. Hatten sie sich jedes Mal vorher getäuscht? Nein, sicher nicht! Sie hatten jedes Mal – wenn auch in verschiedener Intensität – ihre ihnen vorher lediglich verborgene Liebe im eigenen Inneren erfahren. Nur stellten sie später fest, dass die Person, die ihre Empfindungen zu erwecken vermochte, im Zusammenleben nicht zu ihnen passte. Und das blockierte schließlich den Liebesstrom in ihrem eigenen Inneren. Und so glaubten sie nun, sie hätten die Liebe wieder verloren …

      Wenn wir begreifen, dass die Schwingung der Liebe nicht abhängig ist vom Objekt unserer Liebe, können wir uns jederzeit selbst in den Zustand der Liebe versetzen. Natürlich nicht mit den speziellen Gefühlen erotischer Liebe. Liebe in Form von EROS ist nur in romantischen Beziehungen oder sexuell stimulierenden Situationen erfahrbar. Zur Unterscheidung benutzten die alten Griechen für freundschaftliche Gefühle der Liebe den Begriff PHILIA. Und wenn sie uneigennützige oder absichtslose Liebe empfanden, nannten sie diese AGAPE.

      AGAPE manifestiert sich jedoch nicht nur, wenn wir absichtslos lieben. Sie ist vielmehr der Ursprung aller anderen Formen der Liebe und lässt sich daher in keine Kategorie pressen. Wann immer du liebst, ob mit oder ohne Objekt, ist AGAPE essentiell gegenwärtig.

      AGAPE scheint so weit von uns entfernt zu sein wie der Mars von der Erde. In Wirklichkeit aber ist uns AGAPE am allernächsten. Gerade AGAPE lässt sich zu jedem Zeitpunkt und in jeder Situation in uns selbst erzeugen, weil sie nicht von äußeren Umständen abhängig ist. Wie? Denke einfach das Wort “Liebe”, oder sage dir innerlich: “Ich liebe.” Behaupte es einfach, versuche nicht, es zu empfinden. Wenn du ein Gefühl erwartest, verweigert es sich paradoxerweise gerade dann, wenn du dich darauf konzentrierst oder es unbedingt


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