Das Tor zu Europa. Lisa Luxor

Das Tor zu Europa - Lisa Luxor


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Ja, dann ist das eh kein Problem.

      Aber ich muss so viele Papiere mitnehmen. Die muss ich alle vorher organisieren.

       Willst du nicht, dass ich komme?

      Doch. Sicherlich will ich das, das weißt du.

      So sicher war ich mir da wohl nicht mehr. Doch schon drei Tag später, es war an meinem Geburtstag, schickte mir Tony liebe Geburtstagsglückwünsche. Und er schrieb mir, dass er nicht mehr länger auf mich warten könne, da er mich schon so begehren würde, er würde mich brauchen, er wäre verrückt nach mir. Und wenn wir chatteten, war alles immer ein Problem. Ich war in mir und in meiner Persönlichkeit schon komplett verunsichert und gespalten. Nur wenn ich wirklich Probleme hatte, war er bereit mir unverzüglich seine Zeit zu widmen. Und Tony spürte das, wenn’s mir mental wirklich schlecht ging. Er stand dann stets hinter mir. Aber das tat er auch, als das Siedeln unmittelbar bevor stand.

      „Ich wünschte, du hättest mir beim Tragen helfen können und beim Ausmalen. Ich werde schon dieses Wochenende mit dem Ausmalen beginnen, und jeder Raum muss ausgemalt werden. Und alles ist zum Putzen. Und im Dezember werde ich alle neuen Möbel bekommen, inzwischen werde ich am Boden auf einer Matratze schlafen.“ „Ja, schade, dass ich dir jetzt nicht helfen kann. Ich würde dich so gern jetzt unterstützen.“ „Ich werde dir dann immer alles mit der Web-Cam zeigen, was ich gemacht habe. Du wirst stolz auf mich sein“, strahlte ich Tony an und war froh, dass er mir zugehört hatte.

      Ich begann nun endlich zu siedeln. Mein Sohn schleppte die schweren Schachteln in den dritten Stock. Ein Raum war im Nu durch beschriebene Schachteln verbarrikadiert. Da ich noch keine Möbel hatte, lebte ich so die nächsten zwei Monate aus Schachteln. In dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, alle Räume auszumalen, die Böden abzuschleifen und zu sanieren, Sesselleisten zu verlegen, zwei Türen inklusive Türstöcke zu erneuern, das WC zu sanieren und die kaputten Fliesen auszutauschen. Es gab wirklich viel Arbeit. Oft war ich bis tief in die Nacht mit Ausbesserungsarbeiten oder mit Streichen beschäftigt, oft kam ich erst um drei Uhr nachts ins Bett. Obwohl ich mittlerweile wieder zu arbeiten begann und obwohl ich noch immer rekonvaleszent war, schaffte ich es irgendwie mich trotzdem zu erholen. Da sich diese Erholung im Kopf abspielte, weil ich einen kompletten Neubeginn wagte und ich mich auf mein neues Leben freute, begann auch mein Körper sich zu erholen. Glücklicherweise war die Küche schon da, ich musste sie ja vorab ablösen. Sie war wirklich elegant und gemütlich zugleich und entsprach so genau meinen Vorstellungen. Ich konnte also meine Diätmahlzeiten, die ich noch lange Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt für mich zubereiten musste, gut kochen und einhalten. Daher schaffte ich es, auch körperlich schneller zu gesunden.

      Am 31. Oktober erfuhr Tony endlich, dass er seine mittlerweile letzte Prüfung an der Uni bestanden hatte. Tony erzählte mir, dass zwei Männer der Universität zu ihm nach Hause gekommen waren und seiner Mutter die Nachricht überbracht hatten, dass er die letzte Prüfung bestanden hatte. Dafür hätte sie 30 Ägyptische Pfund zahlen müssen, was in etwa 4 Euro entspricht. „Das sind ja Mafia-Methoden“, scherzte ich und war überglücklich, dass Tony nun den vorletzten Schritt vor seinem Abflug nach Österreich geschafft hatte. Jetzt war nur mehr die Angst vor dem Militär in mir. Hoffentlich ließen sie ihn frei. Bis jetzt hatte er ans Militär 4.200,- Euro für die Freistellung bezahlt, wovon € 3.200,- von mir finanziert wurden. „Und ich habe noch eine schöne Neuigkeit für dich. Morgen gebe ich dir die Adresse von einem Grazer Ehepaar. Sie werden dir ein Geschenk von mir mitbringen.“ Auf diese Weise bekam ich ein gut duftendes ägyptisches Parfum von einer sehr netten Dame aus Graz überreicht. Sie alle kannten unsere Liebesgeschichte und alle Damen und Herrn, die mir auf diesem Weg kleine Aufmerksamkeiten aus Ägypten brachten, ersuchten mich, sie bezüglich unserer Beziehung auf dem Laufenden zu halten. Natürlich konnte ich diesem Wunsch nicht nachkommen, ich kannte diese Menschen ja nicht.

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