Das Tor zu Europa. Lisa Luxor
und ewiger Liebe, deine Lisa.“
Danach buchte ich bei meiner Freundin im Reisebüro eine Reise nach Kuba. Diese Reise sollte mich ans andere Ende der Welt bringen, so weit weg wie nur möglich, und so lange dauern, so lange mein Budget ausreichte. So schlug sie mir schlussendlich eine dreiwöchige Kubareise vor, die ich auch buchte. Sie sollte für mich den notwendigen Abstand zu Tony bringen und die schon so benötigte Erholung. Somit war ich beinahe den gesamten Juli unterwegs.
Meine Flucht ans andere Ende der Welt – August 2010
Tony wurde von mir im Vorfeld informiert, dass ich drei Wochen nicht erreichbar wäre, doch er reagierte kaum darauf. Als ich ihm mitteilte, dass ich am nächsten Tag wegfliegen würde, war er außer sich. Ich musste ihm erklären, warum ich so lange wegfliegen würde und wo Kuba überhaupt sei, und ich musste ihm versprechen, mich mit keinem Kubaner anzufreunden. Er zeigte sich plötzlich sehr besorgt, ich verstand ihn einfach nicht. Und schon packte ich meine Sachen und war unterwegs zum Flughafen.
Der Hinflug war extrem spannend, saß ich doch neben dem Fenster und zudem inmitten einer großen Gruppe von Kubanern, die auf Verwandtenbesuch heimflogen. Sie sprachen fast ausnahmslos spanisch, so war ich auch bald richtig in Urlaubsstimmung. Nach vielen Stunden Flug angekommen stellte sich bald heraus, dass das Hotel zwar reserviert, aber nicht benutzbar war, da die Klimaanlage im ganzen Hoteltrakt nicht funktionierte. Nach stundenlangem Warten wurde ich in der Nacht per Taxi in ein anderes Hotel gebracht, das dann meinen Vorstellungen entsprach. Ich war nach den unzähligen Ägyptenaufenthalten ohnehin nicht sehr verwöhnt vom Standard. Schon bald bemerkte ich, dass die Hotelgäste vorwiegend aus Kanada kamen, manche auch aus Spanien oder Italien. Schnell fand ich Anschluss zu etlichen Menschen, ich hatte viel Spaß und war auch abends immer unterwegs. Ich freundete mich rasch mit zwei Italienerinnen an, denen ich auch von Tony erzählte. Sie hatten für Gespräche immer offene Ohren und machten mich seelisch etwas stärker. Ich begann, mich von allen Gedanken zu lösen und zu entspannen. Auch der Schlaf kehrte wieder zurück. Und schon kamen sie wieder – die SMS von Tony.
Er fühlte mich und er spürte, dass ich Spaß hatte. Nach etlichen Tagen schrieb ich zurück. Schon kam die nächste SMS, warum ich nicht schneller zurückgeschrieben hätte. Wieder geriet ich unter Druck. Tony hatte mich verlassen, aber er ließ nicht ab von mir.
Ich packte meinen Rucksack und fuhr drei Tage nach Havanna, wo ich mir an Ort und Stelle ein billiges Hotelzimmer mitten im Zentrum reservierte. Ich fuhr mit dem Bus kreuz und quer durch die Stadt und besichtigte alles, was in meinem Reiseführer als sehenswert angeführt wurde. Und am Abend ging ich in die weltbekannte Diskothek Casa della musica. Bei tollen kubanischen Rhythmen amüsierte ich mich bis in die Morgenstunden. Tagsüber war ich dann wieder mit meinem Rucksack unterwegs und erkundete Havanna. Auch in Varadero, in dem Ort, in dem ich das Hotel gebucht hatte, fand ich Anschluss sowohl zu Urlaubern als auch zu Einheimischen und konnte daher mit diesen auch echte kubanische Lokale und Diskotheken besuchen. Als Europäerin hatte ich den Vorteil, mit Kubanern tanzen und feiern zu können. Ich genoss meinen Urlaub und das Meer und auch die Erinnerungen an Tony gerieten immer mehr in den Hintergrund.
Ich baute einige neue Freundschaften zu Menschen aus Kanada, zu Amerikanern, aber auch zu Spaniern und Italienern auf. Vor meinem Abflug veranstalteten die Italienerinnen für mich ein Fest im Hotel, an dem auch die Spanier und Kanadier teilnahmen. Sehr ergriffen und emotional rannen mir die Tränen beim Abschied herunter. Sie luden mich auch nach Italien in ihre Häuser ein. Viele Menschen hatte mich als liebenswürdig in ihr Herz geschlossen. Doch mit dem Abschied holte mich auch die Realität wieder ein.
Der tiefe Fall, aber – ICH LEBE NOCH – September 2010
Tony
Wunderbar. Endlich bist du da. Du fehlst mir. Wie war dein Urlaub?
Ich
Hallo. Danke, der Urlaub war schön. So ein toller Strand und so ein neues, fremdes Land.
Hat irgendein Mann versucht, mit dir zu reden?
Bist du vielleicht eifersüchtig?
Sicher.
Ich bin hübsch. Alle haben versucht, mit mir zu sprechen. Fabricia von Italien hat gestern geweint, als ich nach Hause gefahren bin. Und sie hat mich in ihr Haus nach Sardinien eingeladen. Sie sagte mir, ich wäre die netteste Person, die sie heuer im Sommer kennen gelernt hätte. Und ich habe dann auch ein bisschen geweint.
Du bist auch eine nette Person. Mir geht’s gut. Ich vermisse dich nur so viel. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, weil du eine so hübsche Frau bist. Und viele Männer werden versuchen, mit dir in Kontakt zu kommen.
Ich habe ihnen erzählt, dass ich geschieden bin und viele Probleme zu Hause hätte. Dass ich all meine Probleme vergessen möchte und mich nur erholen möchte, um neue Kraft für meine Arbeit zu sammeln.
Hast du ihnen erzählt, dass du einen Mann hast, der dich liebt.
Sicher.
Gut. Du fehlst mir so. Ich habe jetzt ein Handy, wir können jederzeit chatten.
Ok. Kann ich dich noch etwas fragen? Chattest du jetzt auch mit anderen Frauen?
Sicher nicht!
Bitte vergiss nicht…
Was???
Ich bin nicht nach Kuba gefahren, weil ich wegfahren wollte. Ich wollte eigentlich zu DIR fahren. So sei also jetzt nicht eifersüchtig und nicht böse auf mich…
Entschuldigung…
Und Tony schaffte es doch tatsächlich, mich zu einer schnellen Buchung für einen Flug nach Hurgharda zu überreden. Allerdings hatte ich für diesen Urlaub nur noch eine Woche Zeit, da dann mein gesamtes Urlaubsvolumen aufgebraucht war. Er hatte mir fest zugesagt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt, das wäre die erste Septemberwoche, zwei Ringe besorgen würde und wir uns dann verloben würden. „And we will have very, very nice rings“, bestätigte er mir sogleich. Mehrmals erkundigte er sich nach meiner Ringgröße, die ich von verschiedenen Juwelieren in Österreich messen ließ, um mit Gewissheit keine falsche Ringgröße weiterzugeben. Er erzählte mir auch sogleich, dass er für mich ein gutes Parfüm gekauft hatte und dass er es mit einer Dame aus Graz mitschicken würde. Ich könne es dann in Graz bei dieser Dame abholen. Also buchte ich kopflos den nächsten Flug, den ich so kurzfristig noch buchen konnte.
Tony säuselte mir durchs Netz, wie sehr er mich vermissen würde und wie sehr er sich freuen würde, mich bald wieder in die Arme schließen zu können. Dass er gerade sechs Wochen zuvor gestorben war, um meine Übersiedelung nach Ägypten unmöglich zu machen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt komplett verdrängt. Und wieder glaubte ich ihm. Ich buchte einen Flug um € 750,- ohne Stornoversicherung, um mir zusätzlich anfallende Kosten zu ersparen. „Du bist meine wunderbare, großartige Frau. Ich freue mich schon so, in deinen Armen einzuschlafen. Ich liebe dich so sehr“, gaukelte er mir vor. „Ich werde dir das Gefühl geben, dass du dich bei mir immer zu Hause fühlst. Ich liebe dich so sehr und ich werde alles für dich tun, um dich glücklich zu machen.“
Wieder glaubte ich Tony alles, und so war ich auch vom Glück verzaubert, als Ende August endlich mein Flugticket im Reisebüro abzuholen war. „Ich bin am 2. September um 8:20 Uhr in Hurgharda, “ teilte ich ihm verzückt mit. „Habibi, soon you will be my wife“, bestätigte mir Tony wieder. Hatte er mir doch tatsächlich versprochen, diesmal gemeinsam Eheringe zu kaufen, damit wir uns nun endlich verloben konnten. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Doch dann wurde ich plötzlich krank.
Ich spürte förmlich, wie das Fieber in mich hineinkroch und meine Stirne immer heißer wurde. Ich legte mich hin und bekam fürchterliche Kopfschmerzen. Der Bauch tat ebenfalls enorm weh. Mir