Lebensborn e.V. - Tatsachenroman. Will Berthold

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Westroff-Meyer Kartenbilder entrollt und aufgehängt, auf die er mit dem Zeigestock deutet wie in der Schule. Seine Stimme klingt ölig. Er agiert, als hätte er sein Leben lang davon geträumt, Zuhörer zu finden. Jetzt hat er es geschafft. Nach einem erfolglosen Versuch in Juristerei und Medizin sattelt er auf ein anderes Pferd um. Auf das Paradepferd der Bewegung. Auf die Rassenhygiene.

      Die Kartenbilder sind mit Blumen, mit Erbsen und Kastanien bemalt. Wirre Linien zeigen auf, wie man sie kreuzte. Aus roten Blüten werden weiße, aus runden Erbsen kantige, aus stacheligen Kastanienschalen glatte. Mit seiner Auffassung von Biologie beginnt der Heimleiter von der Pike auf . . .

      »Diese botanischen Erkenntnisse können wir ohne weiteres auf den Menschen übertragen«, ruft der Heimleiter seinen Schülern zu, die weder Erbsen noch Kastanien, sondern Menschen sind, die gleichgültig vor sich hinstarren, zum Fenster hinausschauen, oder an seinen Lippen hängen.

      Erika, die Praktische, denkt an das Gemüse, das sie beim Arbeitsdienst geputzt hat. Und dann erschrickt sie. Wo ist Doris? Sie fehlt! Erika will aufstehen und im Zimmer der Freundin nachsehen, aber sie wagt es nicht. Mein Gott, denkt sie, wenn Doris tatsächlich geflüchtet ist, ohne Marschbefehl, ohne Abmeldung, ohne Urlaubsschein . . .

      Ganz in ihrer Nähe sitzt Klaus, der nicht mehr über Doris nachdenken will und doch muß, der sie mit den Augen sucht und sich fragt, wo sie sein könnte. Und dann die Frage wieder wegwischt, und mit aufgeworfenen Lippen den rassereinen Mischmasch über sich ergehen läßt.

      Auch das gehört zum Lebensborn, wie die Säuglingsheime, wie die blitzblanken Säle, wie der biedere Standartenführer in der Verwaltungszentrale, der seine Lebensborn-Heime so ordentlich leitet, daß Jahre später der Nürnberger Gerichtshof ihn ausdrücklich freisprechen wird. Auch beim Lebensborn gilt: was die Rechte tut, braucht die Linke nicht zu wissen. Die Bewegung freilich ist Linkshänder. Während man nach außen hin einen beinahe idyllischen Rahmen wahrt, während der Rassechef persönlich beteuert, daß die Erziehung eines Kindes im Schoß der Familie durch nichts ersetzt werden kann, hatte er in einem Erlaß vom 28. Oktober 1939 schon die Zeugung des außerehelichen Kindes auf dem Verwaltungswege angeordnet. Er macht das größte Wunder der Natur, die Geburt, zum SS-Befehl! Geburt um jeden Preis! Mit allen Mitteln! Planmäßig gesteuert, überwacht vom SS-Rasse- und Siedlungshauptamt, das alles das in Bewegung bringt, was später unter dem Sammelbegriff Lebensborn bekannt werden soll.

      Der Sturmbannführer doziert weiter, kunterbunt durcheinander; Binsenwahrheiten, Halbwahrheiten; Parolen und Irrtümer. Er hat seinen Himmler im Kopf und seine Leute im Blick. Und während er spricht, wandern seine Augen mechanisch durch die Reihen, registrieren genau und taxieren rücksichtlos . . .

      Auf einmal stockt der Heimleiter. Wo ist die Schwierige? Das Mädchen aus dem RAD-Lager, das nicht mitmachen und ausscheren wollte?

      Sein Zeigestab sinkt nach unten. Seine Adern treten an der Stirne hervor.

      »Eine Teilnehmerin fehlt«, ruft er in den Saal. »Ich bitte mir aus, daß mir die Vollzähligkeit künftig richtig gemeldet wird . . . Los«, sagt er zu Erika, »holen Sie Doris her!«

      »Das . . . das geht nicht«, antwortet sie zögernd.

      »Was soll das heißen?« brüllt Westroff-Meyer.

      »Doris ist . . . ist abgereist.«

      »Abgereist?« wiederholt der Heimleiter gefährlich leise.

      Dann brüllt er los: »Das ist Fahnenflucht . . .! Desertion! Fahnenflucht«, schreit er noch einmal erbost in den Saal.

      Jetzt erst begreift Oberleutnant Klaus Steinbach ganz und erschrickt. Fahnenflucht, dröhnt es in seinen Ohren nach.

      Er weiß nur zu gut, was das bedeutet . . .

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