Allgemeinbildung zum Mitnehmen. Bärbel Hoffmann

Allgemeinbildung zum Mitnehmen - Bärbel Hoffmann


Скачать книгу
KAISER KARLS DES GROSSEN (768-814)(https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Frankenreich_768-811.jpg#file)

       Karl der Große (747–814): Er führt die fränkische Tradition weiter und setzt auf Kirche und Papst. Karl führt erfolgreich Kriege gegen die Langobarden an der Elbe, gegen das arabische Spanien. Unabhängigkeitsbestrebungen in Bayern macht Karl ein Ende. Im Norden und Osten setzt er Markgrafen mit großen Vollmachten ein. Karl ist aber auch sehr aufgeschlossen für Bildung, er selbst spricht Latein und versteht Griechisch. Er fördert das Gelehrtentum. Durch die Neubesinnung auf die Werke der Antike – ein Kennzeichen für die spätere Kulturepoche der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert – nutzt Karl die Kenntnisse der griechischen Gelehrten, und übernimmt ebenfalls den Baustil der Antike. Das alles führt zu einem kulturellen Aufschwung, der auch als karolingische Renaissance bezeichnet wird. Gleichzeitig bewahrt Karl das germanische Volkstum, indem er beispielsweise die alten germanischen Heldenlieder festschreiben lässt. So steht das Reich Karls des Großen auf drei wichtigen Säulen: dem Erbe der Antike, der christlichen Religion und dem germanischen Gedankengut. Im Jahr 800 wird Karl in Rom zum Kaiser gekrönt. Damit greift er die Tradition der römischen Kaiser auf, sieht sich als Schutzherr von Papst und Christenheit sowie als Herrscher im Westen Europas.

      Nach dem Tod Karls des Großen zerfällt das Frankenreich. Der Gedanke des Kaisertums lebt allerdings weiter.

      911 kommt es zur Bildung eines neuen deutschen Königtums. Beteiligt sind die Herzogtümer Sachsen, Schwaben, Bayern, Franken und Lothringen. Der Begriff deutsch wird erstmals verwendet, er leitet sich ab aus dem germanischen diut für Sprache, Volkssprache. Der sächsische Kaiser Otto I. (936–973) führt das von Karl dem Großen begründete Kaisertum, das Heilige Römische Reich weiter.

       Heiliges Römisches Reich (962–1806): (Ab dem späten 15. Jahrhundert wird gelegentlich auch der Zusatz deutscher Nation verwendet.) Gemeint ist das – bereits besprochene – Herrschaftsgebiet der römisch-deutschen Kaiser. Der Name leitet sich zum einen ab von dem Anspruch, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und zum anderen die Herrschaft als Gottes heiligen Willen zu rechtfertigen, also die enge Verzahnung mit der Kirche.

      Und die Kirche wird immer mehr in den Dienst des Reiches gestellt, erhält Verwaltungsaufgaben. Abteien und Bistümer werden an Geistliche vergeben, die am Königshof tätig sind. Äbte und Bischöfe nehmen Aufgaben in Politik und Verwaltung wahr. Dieses Reichskirchensystem ergibt eine immer enger werdende Verflechtung von Reich und Kirche. Das allerdings führt zu einem schweren Konflikt, dem Investiturstreit, der fast 50 Jahre (1076–1122) dauert und zur Trennung von geistlicher und weltlicher Macht führt.

       Investiturstreit: Im Zentrum steht die Frage, wer berechtigt ist, Bischöfe und Äbte in ihre Ämter einzusetzen. Der König beansprucht das für sich, der Papst ist der Ansicht, die Einsetzung, also die Investitur, könne nur mit göttlicher Befugnis erfolgen. Dem uneinsichtigen deutschen König und späteren Kaiser Heinrich IV. gegenüber, der gemeinsam mit den Bischöfen sogar den Papst absetzen will, spricht Papst Gregor VII. nun den Bann aus, droht also mit dem Ausschluss aus der Kirche. Es kommt zu Kämpfen zwischen den zerstrittenen Lagern. Um den Zwist zu beenden, tritt Heinrich IV. seinen berühmten Gang nach Canossa an:„Der König hat keine Alternative. Direkt von Trebur aus bricht er nach Canossa auf, wo sich der Papst zu dieser Zeit aufhält. Ort und Burg Canossa befinden sich in der Region Emilia-Romagna, am Rand des Apennin, rund tausend Kilometer entfernt. Bei seinem bitteren, lebensgefährlichen Marsch begleitet den König nur eine Gruppe von wenigen Getreuen. Weil die meisten Alpenpässe von seinen Gegnern gesperrt sind, bleibt ihnen nur der gefahrvolle Weg über den Mont Cenis in den Westalpen. Der Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld, nicht unbedingt ein Fan des Königs, beschreibt die winterliche Reise hoch-dramatisch: Danach kämpft sich die königliche Familie mit kleinem Gefolge über den Pass des Mont Cenis. Die Männer kriechen auf Händen und Füßen, die Frauen werden auf Rinderhäuten über das Eis gezogen; die meisten Pferde sterben oder werden schwer verletzt.Heinrich kommt also nicht in königlichem Glanz und Gloria in Canossa an. Zu weiterer Demütigung verbringt er drei Tage barfuß im Schnee im Vorhof der Burg, bevor er Gregor VII. weinend und im Büßerhemd um Absolution bittet. Schließlich erkennt der Papst Heinrichs Reue an und spricht den König frei.“ 1

      Letztlich wird der Bann, die Exkommunikation des Königs, von Rom aufgehoben. Doch der Streit geht weiter. Es folgen jahrelange militärische und politische Auseinandersetzungen. Die werden erst von Heinrich V., dem Sohn des Kaisers, durch das Wormser Konkordat 1122 beendet. Kaiser Heinrich V. akzeptiert unter anderem den Anspruch der Kirche auf das Recht der umstrittenen Investitur, also der Einsetzung der Kirchenvertreter. Das Königtum verliert zwar seine kirchliche Bedeutung, wird aber in seinen weltlichen Aufgaben und Kompetenzen gestärkt. Geistliche und weltliche Macht stellen nun getrennte Bereiche dar, was ja eines der signifikanten Merkmale moderner Staatsgebilde ist ( Politik / Gesellschaft: S. 57).

      Im Gegensatz zu den zentral verwalteten Monarchien in Frankreich, England oder Spanien besitzt der Kaiser im Deutschen Reich keine höchste Gewalt. Die Reichsfürsten bestimmen mit. Demgegenüber entwickelt sich ein starkes Lehnswesen, auch als Feudalismus bezeichnet. Es ist gekennzeichnet durch eine starke Bindung zwischen Grundherr und Vasall, also Gefolgsmann. Die Könige überlassen ihren Gefolgsleuten für ihre Dienste Land und öffentliche Ämter – leihweise (Leihe = Lehen). Ein Bindung, die zudem geprägt ist von Treue und Gehorsam.

      Daneben ruft Papst Urban II. 1095 zum ersten Kreuzzug zur Eroberung Palästinas auf, nachdem das türkische Herrschergeschlecht der Seldschuken große Teile des Byzantinischen Reiches, das östliche Römische Reich, erobert hat. Der Kreuzzug ist zum einen eine bewaffnete Pilgerfahrt von Laien, zum anderen ein Zug von Ritterheeren aus Frankreich und Deutschland. Bei den weiteren Kreuzzügen – bis ins 13. Jahrhundert, treten politische und wirtschaftliche Absichten hinzu. Der Zusammenhalt der römisch-katholischen Kirche im Westen und griechisch-orthodoxen im Osten schwindet allmählich. Byzanz mit der Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) wird später osmanisches Reich.

       Von 1138 bis 1250 stellt das Adelsgeschlecht der Staufer die Könige im Heiligen Römischen Reich. Die Staufer bringen einige schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervor. Der Name Staufer rührt von der Burg Hohenstaufen auf dem bei Göppingen gelegenen Berg Hohenstaufen. Bedeutende Herrscher sind Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. und Friedrich II. Im Jahre 1250 bricht die staufische Machtstellung zusammen.

      Es folgt eine kurze Phase des Machtvakuums. In dieser Zeit steigen die sieben ranghöchsten Fürsten zu Kurfürsten auf. Wobei die Bezeichnung Kurfürst auf das mittelhochdeutsche Wort kur/kure, also Wahl zurückgeht. 1356 wird die Goldene Bulle, ein kaiserliches Gesetzbuch, zu einem Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches. Dieses Gesetzbuch legitimiert die Kurfürsten zur Königswahl; die Goldene Bulle soll die Wahl von Gegenkönigen verhindern. Der Einfluss der deutschen Fürsten wächst, der Föderalismus wird weiter gestärkt. In den folgenden Jahrhunderten bauen die Fürsten in ihren Regionen eigene Staaten auf. Diese Entwicklung bestimmt das heutige föderale Deutschland ( Politik / Gesellschaft: S. 57).

      Als Anfang der europäischen Frühen Neuzeit und Ende des Mittelalters wird in der Regel das Jahr 1500 angesehen. Nachdem die Osmanen 1453 Byzanz erobert haben, kommen viele griechische Wissenschaftler und Gelehrte nach Europa. Eine Basis für das Entstehen der Renaissance, in der ja das Interesse an der Antike und an den Wissenschaften wächst ( Bildende Kunst: S. 207 und Literatur: S. 163). Der Mensch im Diesseits rückt in den Fokus. Galilei und Kopernikus entwerfen das heliozentrische Weltbild und erbosen die Kirche, da die Erde nun nicht mehr im Mittelpunkt des Universums stehen soll. Die neuen Ideen sind auch Impuls für Reformation und Aufklärung. Durch die Reformation nimmt der Einfluss der Kirche auf die Politik ab.

      Sie beginnt mit den 95 Thesen Martin Luthers (1483–1546),


Скачать книгу