Allgemeinbildung zum Mitnehmen. Bärbel Hoffmann

Allgemeinbildung zum Mitnehmen - Bärbel Hoffmann


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rasche Verbreitung seiner Schriften wird befördert durch die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Das Resultat: die Kirche spaltet sich in unterschiedliche Konfessionen. Ebenfalls teilen sich die Staaten des Heiligen Römischen Reiches in Protestanten und Katholiken. Gleichzeitig beginnt der Deutsche Bauernkrieg – auch ausgelöst von der Reformation.

      Der Deutsche Bauernkrieg von 1524 bis 1526 gehört in eine lange Reihe europäischer Aufstände, die bereits im Spätmittelalter, also vor 1500, beginnen. An den Aufständen beteiligen sich nicht nur Bauern, sondern auch Städter und Bergleute. Die Aufständischen fordern die Nutzung von Jagd, Weide und Gewässer, die Abschaffung von Hörigkeit, das heißt die Abhängigkeit vom Grundherrn – und Wegfall weltlicher Kirchenherrschaft. Die Bauern begründen ihre Forderungen auch aus der Bibel und beziehen sich auf Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen mit seiner weltlichen Vorstellung von Gerechtigkeit – und fordern sie ein für ihr diesseitiges Leben. Der Aufstand breitet sich im ganzen Reich bis nach Österreich und die Schweiz aus. Die Bauern zerstören etliche Burgen und Klöster. Nach anfänglichen Siegen – etwa unter dem Feldhauptmann Götz von Berlichingen – unterliegen die Aufständischen schließlich. Unterschiedliche Ziele, schlechte Planung und Führung wirken sich aus.

      Die drastische Bilanz des Bauernkriegs: Etwa 100.000 Bauern sind gefallen, die Überlebenden werden grausam bestraft. Sieger sind die Landesfürsten. Für fast 400 Jahre scheidet die Bauernschaft aus dem politischen Leben aus.

      Die theologischen Streitigkeiten werden auf dem Augsburger Religionsfrieden 1555 vorübergehend geschlichtet. Später münden erneute Konflikte 1618 in den Dreißigjährigen Krieg ( Dreißigjährige Krieg: S. 16). Die religiöse Spaltung fördert aber vorerst die Macht der Länder und schwächt den Einfluss des Königs.

       Die Entdeckung Amerikas 1492 durch den Spanier Christoph Kolumbus hat weitreichende Folgen. Sie öffnet Europa den Weg nach Amerika. Spanien errichtet in der Folge sein globales Kolonialreich, das sich über Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien erstreckt. Dieses größte Reich in der Menschheitsgeschichte besteht vom 15. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

      Zur Ausweitung des Konflikts kommt es, als Erzherzog Ferdinand 1617 böhmischer König wird. Er führt harte Maßnahmen zur Rekatholisierung durch und schränkt die Rechte der protestantischen Stände ein. Am 23. Mai 1618 eskaliert die Situation nach einer Versammlung der Protestanten endgültig. 200 ihrer Vertreter ziehen zur Prager Burg. Der Prager Fenstersturz löst den Dreißigjährigen Krieg aus.

      Prager Fenstersturz

      „Nachdem sie sich Zutritt verschafft hatten, trafen sie dort auf die katholischen Statthalter Wilhelm Slavata und Jaroslav Borsita Graf von Martinitz sowie den Kanzleisekretär Philipp Fabricius. Kurzerhand wurde ein Schauprozess improvisiert und alle Drei mit Gewalt zum Fenster geschleppt und 17 Meter in die Tiefe geworfen.

      Mit viel Glück konnten alle drei den gewaltigen Sturz überleben. Gründe hierfür dürften u. a. die nach außen schräge Wand, ihre dicken dämpfenden Mäntel und die Tatsache, dass sie sich teilweise noch festklammern konnten, sein. Eine andere Legende, die besagt, sie seien auf einem Misthaufen gelandet, konnte bis heute nicht belegt werden und gilt als unwahrscheinlich.

      Nutzen aus dem Krieg ziehen die Fürsten sowie Frankreich und Schweden. Verloren haben der Kaiser, das Haus Habsburg, das Deutsche Reich und das Volk mit sehr vielen Verlusten. Am 24. Oktober 1648 unterzeichnen die Kriegsparteien in Münster den Westfälischen Frieden. Der Friedensvertrag legt die Gleichstellung der christlichen Glaubensrichtungen fest. Die Souveränität des Kaisers wird beschnitten und die Fürsten erhalten mehr Macht. Das Reich wird eher zu einem lockeren Staatenbund, was in der geschichtlichen Entwicklung erneut die Föderation begünstigt ( Politik / Gesellschaft: S. 57). Die Schlachten, Hungersnöte und Seuchen haben ganze Landstriche verwüstet. In Teilen Süddeutschlands überlebt nur ein Drittel der Bevölkerung.

      Renaissance, Humanismus und Reformation lösen die starre christliche Ordnung der mittelalterlichen Gesellschaft auf. Gelehrte hinterfragen den Einfluss der Religion auf das politische und gesellschaftliche Leben. Vernunft, Tugend und Freiheit sind die Forderungen der Zeit. Doch noch sind Staatsmacht, großer Einfluss der Kirche und Ständegesellschaft vorherrschend. Etwa im Ancien Régime in Frankreich.

      Mit Ancien Régime wird ursprünglich die Zeit in Frankreich vor der Französischen Revolution ( Französische Revolution: S. 19) bezeichnet. Wird später aber als Bezeichnung auf ganz Europa übertragen. Die Epoche ist geprägt von der feudalen Ständegesellschaft, von Adel und Absolutismus. Bei Letzterem hat der Monarch alle Macht inne. Vor allem der Sonnenkönig Ludwig XIV (1638–1715) in Frankreich gilt als Symbol des Ancien Régime. Seine prunkvolle Hofkultur wird zum Vorbild für Höfe in ganz Europa. Ludwig fördert Kunst und Wissenschaft, was eine Blütezeit der französischen Kultur zur Folge hatte. Französisch wird zur Sprache des europäischen Adels.

      Auch gilt das von ihm erbaute Schloss Versailles ( Bildende Kunst: S. 207) als Höhepunkt der europäischen Palastarchitektur. Seine expansive Außenpolitik und mehrere Kriege festigt Frankreichs Stellung als dominierende Großmacht in Europa. Durch die Verschwendung des Hofes und expansive Kriegspolitik leidet das Volk jedoch unter der Steuerlast.

       Um 1700 setzt die Entwicklung ein, die als Aufklärung ( Deutsche Literatur: S. 163) bezeichnet wird. Rationales Denken soll den Fortschritt befördern, neues Wissen eingesetzt werden. Vernunft ist die Instanz, durch die man sich von Althergebrachtem, von starren Vorstellungen und Ideologien befreien will. Das bedeutet eine Hinwendung zu den Naturwissenschaften sowie religiöse Toleranz. Gesellschaftspolitisch zielt die Aufklärung auf mehr persönliche Handlungsfreiheit, Bildung, Bürgerrechte, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht. Die von Gott legitimierte Herrschaft eines Monarchen, die Ständegesellschaft, überhaupt die Vorrechte von Adel und Klerus werden in Frage gestellt.

      Bereits 1688 werden in England die Rechte des Monarchen von der Verfassung eingeschränkt – das Land wird zur konstitutionellen Monarchie. Die politische Macht hat das demokratisch gewählte Parlament.

       Englische Vordenker der Aufklärung sind John Locke (1632–1704) und Thomas Hobbes (1588–1679). Locke konstatiert, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung des Volkes besitzt und Naturrechte wie Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Hobbes wird durch sein Hauptwerk Leviathan bekannt – und gilt als Begründer des aufgeklärten Absolutismus. Worunter eine Fürstenherrschaft zu verstehen ist, in die aufklärerische Reformen eingehen. Umgesetzt etwa im Russischen Zarenreich, in Preußen und in der österreichischen Habsburgermonarchie.

      Die französischen Philosophen Rousseau


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