GEGEN UNENDLICH 16. Группа авторов

GEGEN UNENDLICH 16 - Группа авторов


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am Himmel von einem Gebäude zum nächsten. Manchmal, an Tagen, an denen sich die staubige Wolkendecke etwas lockert, glaube ich sogar Fußsohlen durch den transparenten Tubenboden erkennen zu können.

      Die Tür zu dem Aufzug liegt in einem Hof. Diese runde Aussparung im Häuserdickicht ist in das tiefrote Licht einer surrenden Lampe getaucht, die gleich über der Tür zum Fahrstuhl hängt. Als ich den Hof das erste Mal fand, während ich mich mit Absicht in den Wirrungen des Labyrinths verlor, fühlte ich mich ganz unreal im rubinroten Licht. Es malte mich in einer Farbe an, die nicht mir zu gehören schien. Ich entdeckte die Tür, weil zwischen ihren beiden Flügeln ein heller Schlitz leuchtete. Ich zog sie auf, betrat das überraschend geräumige Innere und fand einen Knopf mit der unglaublichen Zahl 137. Damals wagte ich nicht, ihn zu drücken.

      Jetzt presse ich meinen Finger energisch auf die 137. Im Inneren des Fahrstuhls schiebt sich eine Tür vor meinen Ausgang, der letzte Schimmer des roten Lichts verschwindet. Ich halte den Atem an. Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Lastenaufzug handeln muss. Wer weiß, was die von da oben zu uns herunter transportieren müssen. Was sie loswerden müssen. Ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass sie wohl kaum die Türen eines Lastenaufzuges überwachen werden. Und selbst wenn, werden sie wohl kaum ein Kind aus dem hundertsiebenunddreißigsten Stockwerk werfen. Keine Zeit zum Zweifeln. Der Fahrstuhl fährt bereits. Ich spüre, wie Stockwerk nach Stockwerk an mir vorüberzieht. Ein Kribbeln steigt in meine Finger. Meine Füße fühlen sich schwer wie Stein an, mein Herz leicht wie Sand. Die Gedanken an meine Wehrlosigkeit verfliegen. Auf einem Display steigen die Zahlen immer höher. Plötzlich flutet gleißendes Licht den Fahrstuhl. Erschrocken reiße ich die Hände vor das Gesicht. Die Aufzugkabine ist in Wirklichkeit ein Glaskasten, der nun von einem dunklen in einen transparenten Schacht gewechselt hat. Tageslicht flutet ohne Gnade vor meinen lichtentwöhnten Augen auf mich ein. Fassungslos trete ich an die durchsichtige Wand heran und schaue hinaus in die Stadt, die klein und verschlungen und zerfressen von Schatten unter mir liegt. Kein Wunder, dass niemals jemand von hier oben zu uns herunterkommt.

      Ich hebe den Blick, löse ihn vom schrumpfenden Labyrinth unter meinen Füßen. Ich sehe rechteckige Hochhäuser mit schimmernden Fassaden, an denen ich vorbeiziehe, bis ich auf ihre flachen Dächer schauen kann. Ich sehe keine grünen Gärten darauf, aber riesige Satellitenschüsseln. Suchen sie Kontakt? In einiger Ferne erkenne ich das Gerüst einer Druckmaschine. Vermutlich thront sie auf einem niedrigeren Gebäude und sprüht gerade Schicht für Schicht heißes Plastik aufeinander, bis daraus ein neues Dutzend Schachtelwohnungen entsteht. Dann schichtet sie eine Handvoll geräumiger Wohnungen für die oberen Etagen darauf, und wer weiß, was zu guter Letzt als krönender Abschluss folgt. Vielleicht sind wir getrennt durch Ebenen und Stockwerke, doch das Plastik aus den Druckmaschinen macht uns alle gleich. Es war das einzige Material, dass wir auf die große Flucht mitnehmen konnten. Viel hat nicht auf unsere Schiffe gepasst, die in die schwärzeste See stachen, um unserer brennenden Heimat zu entfliehen. Noch nicht einmal Mitleid für jene, die wir zurückgelassen haben, in dem Chaos, das wir durch unsere Gier und Selbstsucht entzündet haben. Wir ließen sie glauben, sie könnten die Welt mit Bio-Siegeln, Fair-Trade-Kaffee und ein bisschen Klimaschutz retten, dabei war der Untergang längst unabwendbar und unsere Flucht lange geplant. Es gab keine andere Wahl, sagt Vater immer, verzweifelt und geschlagen vor Schuld. Jetzt gibt es nichts mehr zu wählen, sagt Mutter dann immer, ernüchtert und ausgebrannt von der Erkenntnis, dass sie jetzt zu denen gehört, die man einmal zurücklassen wird.

      In weiter Ferne, hinter den riesigen Pumpen der Druckmaschine und den letzten Hochhausfassaden, erkenne ich das vage Schimmern der Glocke, die dort als Wand in die Vertikale steigt. Mein Blick wandert an ihr empor, bis sie sich wie ein Himmel aus Plastik über die Dächer unserer neuen Stadt spannt. Hinter ihr, in noch weiterer Ferne, nach einer Wüste aus rotem Staub und Fels, sehe ich eine weitere Glocke. Und bevor ich die Linie ausmachen kann, die Land und Himmel trennt, noch eine dritte und eine vierte Stadt unter ihrer eigenen Plastikglocke. Geschützt vor Staub, Wind und Strahlung. Und der atemlosen Luft unseres neuen Planeten.

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