Die Prätorianer. Ritchie Pogorzelski
href="#u5116f1cf-a203-4bd3-ab8c-2076c98f5a13">Maximinus Daia
Maxentius – der verkannte Kaiser
Constantinus – man nennt ihn auch den Großen
Das Ende der Prätorianergarde – die Schlacht an der Milvischen Brücke
Schlussbetrachtung – Revision eines überkommenen Bildes
Einleitung
Der Begriff Prätorianer ist seit ihrer Gründung mit einem eher negativen Bild verbunden. Kaisermörder und Kaisermacher sind nur zwei Begriffe, mit denen wir heute die Prätorianer bezeichnen. Doch woher kommt dieser negative Bekanntheitsgrad? War ihr Ruf wirklich so schlecht? Vielleicht hängt es mit ihrer Rolle als ausführendes Organ der kaiserlichen Macht zusammen? Schließlich waren die Prätorianer die einzige Möglichkeit des Kaisers, seine Macht direkt im Zentrum des Imperiums durchzusetzen, was sie oft wie Folterknechte des jeweiligen Kaisers aussehen lässt. Aber auch ihr Wandel von einer Ordnungsmacht zu einer Inthronisierungstruppe hat viel zu ihrem Negativimage beigetragen. Im Folgenden wird sich zeigen, dass die Prätorianer nicht nur Salonoffiziere, die in Rom ein durch Dekadenz und Luxus geprägtes Leben führten, sondern eine schlagkräftige und bestausgebildete Elitetruppe waren.
Wenn man sich die Anzahl der Kaiser ansieht, die durch die Prätorianer tatsächlich getötet wurden, und sie der Gesamtzahl aller römischen Kaiser gegenüberstellt, so wird schnell deutlich, dass Mord nur in sehr seltenen Fällen vorkam. Oftmals wird die komplette Garde als Mörder bezeichnet, obwohl die Tat in den meisten Fällen nur von einer kleinen Gruppe geplant und durchgeführt wurde. Oft waren es nur die Präfekten, die sich als Mörder betätigten und den Rest vor vollendete Tatsachen stellten. Wie wir sehen werden, waren es im 1. Jh. n. Chr. zwei, im 2. Jh. n. Chr. nur einer und im durch Krisen gekennzeichneten 3. Jh. n. Chr. sechs Kaiser, die durch die Hände der Prätorianer getötet wurden. Darunter waren Persönlichkeiten wie Caligula oder Domitian, die in der Geschichtsschreibung häufig negativ skizziert und als wahnsinnig oder grausam bezeichnet wurden. Dem gegenüber steht die weit größere Zahl von Herrschern, die durch Soldaten der Legionen zu Tode kamen. Durch die große Machtfülle ihrer Präfekten konnte die Garde schnell in politische Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Der Ehrgeiz einzelner Präfekten sorgte oft für eine ungewollte Teilnahme der gesamten Garde am politischen Sturz bestimmter Kaiser. Die Garde war an sich nicht an der Politik, sondern vielmehr am Geld interessiert. Regierte ein in den Augen der Prätorianer eher geiziger Kaiser, griffen diese mitunter auch in die Politik ein. Jedoch bewies die Garde gerade bei guten und starken Kaisern absolute Loyalität.
„ …; darüber hinaus erhielten die Prätorianer pro Kopf 1.000 Denare, weil sie sich Sejan nicht angeschlossen hatten, …“
(Sueton, Tiberius, 48)
Von der Regentschaft Vespasians bis zum Tode des Commodus vergingen über 120 Jahre, in denen die Prätorianer dem jeweiligen Kaiserhaus treu ergeben waren. Nur bei „schlechten“ und schwachen Kaisern zog die Garde bzw. Teile von ihr die Konsequenzen und setzte ihre Macht ein, um einen neuen aus ihrer Sicht fähigeren Kaiser auf den Thron zu setzen. Auf Caligula folgte z. B. Claudius und auf Elagabalus Severus Alexander. Der Ruf der Prätorianer ist weitaus schlechter als ihre Taten in Wirklichkeit waren. Gerade unsere jüngere Vergangenheit und, nicht zu vergessen, Hollywood haben diesen Ruf erst geschaffen bzw. verstärkt und so zu unserem heutigen Verständnis beigetragen. Denn alle Leibgarden von Diktatoren oder anderen Despoten wurden über die Jahrhunderte automatisch mit den Prätorianern gleichgesetzt. Mit dem vorliegenden Band soll Licht in die bisher dunkle Geschichte dieser Garde gebracht und gezeigt werden, dass diese Soldaten nicht nur Folterknechte, sondern die Elitetruppe des römischen Heeres waren.
Abb. 1: Münze des Galba mit adlocutio-Szene. Galba steht auf einem Podest vor seinen Liktoren und Prätorianern. Der vorderste Soldat trägt einen rechteckigen Schild mit einem Umbo in Form eines Kopfes. Es scheint sich um das Gesicht Galbas zu handeln. Hierdurch sollte die enge Verbindung zu ihm verdeutlicht werden. (Fundort unbekannt, Privatbesitz). Aufnahme: Andreas Pangerl, www.romancoins.info.
Um das Problem gleichzeitig agierender kaiserlicher Protagonisten und ihrer Prätorianer aufzulösen und die teilweise eng miteinander verwobenen Geschicke der einzelnen Personen adäquat darzustellen zu können, hat sich der Autor zu einer konsequent chronologischen Darstellung der Kaiser und ihrer Prätorianerpräfekten entschieden.
Wie schon im ersten Band des Autors „Die Traianssäule in Rom – Dokumentation eines Krieges in Farbe“ wurden auch hier die Reliefs farbig gefasst, um eine größtmögliche Anschaulichkeit zu gewährleisten. Farbreste an Grabsteinen und Reliefs, literarische Hinweise über Farben der römischen Kleidung sowie die große Anzahl an Wandmalereien und bunten Mosaiken haben hierbei als Vorlage gedient.
Die malerischen Arbeiten von Angi Delrey waren dem Verfasser eine wertvolle Hilfe, mit der es möglich wurde, einen Großteil der hier abgebildeten Reliefs farbig darzustellen.
Für die Entstehung dieses Bandes dankt der Autor vor allem dem Nünnerich-Asmus Verlag für alle im Vorfeld notwendigen Arbeiten, um diesen Band erscheinen zu lassen, dem archäologischen Institut in Köln für die Möglichkeit der Recherche, Herrn Andreas Pangerl und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) für die freundliche Bereitstellung von Abbildungsmaterial. Einen Großteil der Informationen über die castra praetoria verdankt der Autor der Arbeit von Frau Alexandra W. Busch, die in ihrem Werk „Militär in Rom“ den archäologischen Befund zusammengefasst hat.
Außerdem sei Holger von Grawert für die Unterstützung beim Entstehen des Bandes gedankt.
Ganz besonders herzlich möchte der Autor sich bei seinen Kindern Janina und Nicolas bedanken, die oft auf ihren Vater verzichten mussten, damit dieser die für diesen Band notwendigen Arbeiten durchführen konnte. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.
Die Prätorianer
Die Prätorianer (lateinisch: praetoriani) waren keine Leibwächter, sondern eine Leibgarde. Die Leibgarde unterscheidet sich in einem wichtigen Aspekt von einer Wache: Sie steht nur einem Souverän zu. Als wichtigste Truppe in Rom war die Leibgarde das Instrument des Kaisers, um Verschwörungen und Rebellionen zu verhindern und Unruhen niederzuschlagen. Ihre Angehörigen waren der Kern der kaiserlichen Macht, konnten allerdings auch seine tödlichsten Feinde werden. Bei einer Garde hat es sich schon immer um eine Elitetruppe gehandelt, deren Mitglieder nach strengen Kriterien aus der Armee ausgesucht wurden. Die Anforderungen, die an einen Gardisten gestellt wurden, waren außer einer bestimmten Mindestgröße auch Treue dem Herrscher gegenüber, Loyalität, militärische Disziplin, Fitness, Pflichterfüllung bis zur Aufopferung, ein gutes Erscheinungsbild und Intelligenz. Dies konnte nur von den Besten erfüllt werden. Über all dem stand der Korpsgeist als ideologischer Überbau.
Prätorische Kohorten bestanden schon in der Römischen Republik. Bei der Belagerung Numantias im Jahr 133 v. Chr. war es der römische Feldherr Scipio Aemilianus, der die bisherige Militärtradition wandelte. Auf seinen Befehl hin wurde eigens zu seinem persönlichen Schutz eine komplette Kohorte aufgestellt, die weder aus Liktoren noch aus Extraordinarii bestand. Somit ist