Die Prätorianer. Ritchie Pogorzelski
gegen die kaiserlichen Brandschutzvorschriften.
Aber auch die Prätorianer halfen aus, wie folgendes Zitat wiedergibt:
„Er (Drusus) wurde überdies ein solcher Trinker, dass er eines Nachts, als er zusammen mit den Prätorianern einigen Leuten, deren Besitz in Flammen stand, helfen musste …“
(Cassius Dio, Buch 57, 14, 10).
Später fielen den vigiles auch mehr und mehr polizeiliche Aufgaben zu. So konnte der römische Stadtpräfekt (praefectus urbi) sie bei Unruhen als Sicherheits- und im Notfall sogar als Kampftruppe einsetzen.
„In Puteoli und Ostia stationierte er je eine Kohorte, die die Aufgabe hatte, Feuersbrünste zu verhindern.“
(Sueton, Claudius, 25)
Die Peregrini
Die Peregrini bildeten keine feste Einheit, sondern waren Soldaten aus den verschiedenen Provinzen, die an einem Ort zusammengefasst waren. Diese wurden in der castra peregrina auf dem Caelius nahe dem kaiserlichen Palast stationiert. Das konnten abkommandierte Soldaten aus den Provinzen für einen speziellen Dienst in der Hauptstadt sein oder auch Flottensoldaten aus Misenum oder Ravenna. Die beiden größten Gruppen aber bildeten die speculatores legionis und die frumentarii. Die speculatores legionis zählten zum Stab des Statthalters und übermittelten Botschaften und Befehle zwischen den Provinzen und Rom. Sie waren mit einem besonderen Schuh, der speculatoria caliga, und einer besonderen Lanze (lanceae) ausgestattet, womit sie sich von den übrigen Soldaten des Heeres unterschieden. Wie diese genau aussahen, wird uns nicht überliefert. Befehligt wurden sie von einem princeps peregrinorum, seinem subprinceps und den centuriones peregrinorum.
Die Ausrüstung der Prätorianer
Der Annahme, die Prätorianer hätten antike, historisierende Waffen und Ausrüstung getragen, ist zu widersprechen. Man muss hier zwischen der Ausrüstung bei Zeremonien und der im Kampf getragenen unterscheiden. Die Prätorianer haben nach Quellen wie Herodian Waffen besessen, die reich mit Gold- und Silbereinlagen verziert waren. Über Farben der Tunika, des Helmschmuckes oder der Schilder haben wir allerdings kaum Kenntnisse. Es gibt lediglich eine kurze schriftliche Überlieferung eines Briefs von Kaiser Valerian an seinen Prätorianerpräfekten Mulvius Gallicanus mit der Bitte, den neuen Tribunen Probus mit zwei roten Tuniken auszustatten. Daraus ergibt sich, dass höhere Offiziere eine rote Tunika trugen und sich dadurch von den übrigen Chargen absetzten. Die Behauptung, dass Centurionen und gemeine Soldaten immer rot als Farbe trugen, ist demnach falsch. Auf kaum einem Relief oder Grabstein sind Farbreste erhalten. Hier müssen in Zukunft weitere wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen werden, um Farbreste zu belegen. Das einzige, was wir sagen können, ist, dass die Farben Purpur und Weiß nicht in Frage kommen. Es gibt zwar ein Mosaik, das sogenannte Nilmosaik von Palestrina (Abb. 5), auf dem zwei Soldaten gezeigt sind, die ein rechteckiges Schild mit sehr großem Skorpion, eine weiße Tunika und einen Helm mit weißem Busch tragen. Doch aufgrund der sie umgebenden Soldaten kann widerlegt werden, dass es sich um Prätorianer handelt. Die sie umgebenden Soldaten sind mit runden und ovalen Schilden ausgestattet. Sie tragen weiße, bläuliche und sandfarbene Tuniken und zum Teil phrygische Helme, die definitiv nicht römisch sind, sondern aus dem hellenistischen Raum stammen, zudem aus einer Zeit, als es die Prätorianergarde de facto noch nicht gab.
Abb. 5: Mosaik mit einer Nillandschaft. Teilausschnitt eines großen Mosaiks aus Palestrina mit einer kleinen Lagerszene unter einer Pergola am mittleren unteren Bildrand. Die Beschriftung des Mosaiks ist in griechischen Buchstaben gehalten. Museo Archeologico Nazionale (Palazzo Barberini).
Zudem wurden im alten Rom weiße Gewänder nur zu bestimmten Anlässen (Festlichkeiten, Opferungen usw.), aber auch von bestimmten Personen, denen ein besonderes Amt oblag, getragen. Kandidaten, die sich um ein Amt bewarben, trugen die sogenannte toga candita, eine speziell mit weißer Kreide behandeltete Toga, die so fast blütenweiß erschien.
„Weißen Gewandes steigt man hinauf zum tarpeischen Felsen. Denn für den festlichen Tag kleidet sich festlich das Volk! Neu ziehen die fasces voraus, neu schimmert der glänzende Purpur, neu ist die Last, die der Stuhl schimmernd zu tragen empfängt.“
(Ovid F.1, 79 ff. – Amtsantritt der Konsuln)
Die Farbe Weiß war also eine besondere Farbe für ein besonderes Gewand und einen bestimmten Anlass. Kaiser Gallienus (um 218 – 268 n. Chr.) hat, um die Soldaten auf seine Seite zu ziehen, das Recht, weißgekleidet zu defilieren auf die Mannschaften ausgeweitet. Diese albata decursio war seit Septimius Severus das Privileg der Centurionen. Somit wird ganz eindeutig darauf hingewiesen, dass eine weiße Bekleidung nicht nur für den gemeinen Soldaten, sondern auch für Centurionen nur zu bestimmten Anlässen getragen werden durfte. Ab wann weiße Kleidung nicht mehr als sakral angesehen wurde, ist nicht bekannt. So darf die Farbe Weiß für den einfachen Soldaten als auch für den Prätorianer bis zum Ende des 3. Jhs. n. Chr. ausgeschlossen werden. Die Darstellung von farbigen Tuniken obliegt also unserer modernen Vorstellung und ist reine Spekulation. Dass es eine spezielle Tracht für Prätorianer gab, zeigt uns eine Stelle bei Herodian (Buch 1, Kapitel 10), wo sich ein gewisser Maternus in der Tracht der Prätorianer unter dieselben mischen will, um Commodus bei einer Prozession zu ermorden.
Die Prätorianer hatten nach heutigen Erkenntnissen fünf verschiedene Uniformen:
das Friedensgewand (Toga) für den Wachdienst, das Festgewand, die Paradeuniform, den „Kleinen Dienstanzug“ und die Feldausrüstung.
Das Friedensgewand
In Rom trug der Prätorianer in der Regel die Toga ohne sichtbare Waffen. Beim Dienst in Rom trugen die Prätorianer in der Regel die Toga, unter der das Schwert nicht sichtbar getragen wurde. Das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit bzw. innerhalb des Pomeriums war strengstens verboten. Sie zu zeigen galt als gesetzeswidrige Gewaltandrohung und somit als Inbegriff der Verletzung des Sakralrechts.
Tacitus (16, 27) beschreibt hierzu das Senatsgericht gegen Thrasea Paetus im Jahr 66 n. Chr.:
„Am folgenden Morgen besetzten zwei prätorische Kohorten in voller Rüstung den Tempel der Venus Genetrix auf dem Caesarforum. Vor dem Eingang zur Kurie hatte sich eine Menge von Togaträgern gelagert, die aber ihre Schwerter schlecht verbargen, und auf den Marktplätzen und in den Basiliken waren ebenfalls Soldatenabteilungen aufgestellt.“
Tacitus berichtet auch, dass die Prätorianer beim täglichen Wachwechsel nicht in Uniform, sondern als cohors togata durch die Stadt zogen.
Das Festgewand
Zur Veranschaulichung dient uns die Schilderung Herodians (Buch 2, Kapitel 13), als Severus die Garde ausschalten will: „ … erlässt er ein allgemeines Schreiben an das gesamte Prätorianerkorps, worin er ihnen befiehlt, unter Zurücklassung des gesamten Gepäcks und der Waffenrüstung in friedlichem Aufzug aus dem Lager auszurücken, wie es dem Kaiser, wenn er ein Opfer oder einen Festzug hält, vorauszugehen pflegt. Dann sollte es dem Severus den Huldigungseid leisten … Die Soldaten vertrauten dieser Botschaft. Sie ließen ihre Waffen sämtlich zurück und zogen, nur mit ihren Festkleidern angetan und mit Lorbeerzweigen in den Händen, eiligst hinaus …“
Dies bedeutet, dass sie nur mit Tunika und Gürtel bekleidet waren.
Die Paradeuniform