Die Prätorianer. Ritchie Pogorzelski

Die Prätorianer - Ritchie Pogorzelski


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Schild mit der Aufschrift COH.III.PR. angebracht. Das Signum besteht aus Corona, Namensschild, Skorpion, Mauerkronen, Imago, Viktoria, Adler und einer Speerspitze. Anders als bei den Legionen waren die signa der Prätorianer mit dem Portrait bzw. der Büste des Kaisers (imago) geschmückt. Dass mehrere imagines an einem Signum vorkommen können, zeigt, dass auch Angehörige des Kaiserhauses hier dargestellt waren. Die Prätorianerstandarte am Bogen der Argentarii aus dem Jahr 204 n. Chr. bestätigt diese These. Dort ist Caracalla und ein später zerstörtes Bildnis Getas an einer Standarte angebracht. Die Rangfolge der Bildnisse ist hier von oben nach unten zu lesen: Erst der Kaiser, dann die Angehörigen des Kaiserhauses; darunter auch Frauen. Die Loyalität der Soldaten galt also nicht nur den Imperatoren selbst, sondern auch ihren Familien und in besonderem Maße auch den weiblichen Angehörigen, die für den Fortbestand des Kaiserhauses standen. Es gibt allerdings auf frühkaiserzeitlichen Feldzeichen, die eindeutig den Legionen zuzuordnen sind, Porträts von Männern und Frauen. Solche Feldzeichen mit imagines scheinen spätestens in flavischer Zeit von den Stangenfeldzeichen aller Einheiten außer denen der Prätorianer verschwunden zu sein, was wohl als Ausdruck der besonderen Nähe zwischen Kaiser und Garde angesehen werden kann. Anhand der Anbringung eines imago am signum kann man zumindest für die Zeit ab den Flaviern also gut die signiferii der Prätorianer von denen der Legionen unterscheiden. Bei den Legionen und den Auxiliaren gab es spätestens ab dieser Zeit einen eigenen imaginifer, während es einen solchen nach heutigen Erkenntnissen weder bei den Prätorianern noch bei den equites singulares augusti, den cohortes urbanae und den cohortes vigilum gab. Die Einführung der imagines bei den Legionen und Auxiliaren diente in sakraler Hinsicht als Vertretung für den Kaiser, der weder den jährlich zu erneuernden Treueeid entgegennehmen noch die notwendigen Opferriten durchführen konnte. Die imagines waren die symbolischen Stellvertreter des nicht persönlich anwesenden Imperators.

      Der Feldzeichenträger der Prätorianer unterschied sich auch insofern von den Feldzeichenträgern der Legionen, als er nicht nur ein Bärenfell (Wölfe sind nicht sicher nachzuweisen) trug, sondern auch das Fell von Raubkatzen. Das Tragen von Raubkatzenfellen war womöglich ein Privileg der Prätorianer, was ihren Status als Elitetruppe unterstreicht (Abb. 13). An Fellen kann es nicht gemangelt haben. Nero ließ bei einem einzigen Auftritt in der Arena 300 Löwen durch seine Gardereiter erlegen (Cassius Dio 61, 9). Noch zu Diokletians Zeiten waren die pelles leoninae und leopardinae keine sehr kostspieligen Objekte (Höchstpreiserlass 7, 39 – 41).

      Rechts vom Adler sind die Hühner des Pullarius, der kein Soldat war, in einer Kiste abgebildet.

      Der Text lautet: Für Marcus Pompeius Asper, des Marcus Sohn, aus dem Stimmbezirk Aniensis, den Centurio der Legio XV Apollinaris, dann Centurio der Cohors III. Praetoria, dann Primus Pilus der Legio III. Cyrenaica, dann Praefectus Castrorum der Legio XX Victrix, hat Atimetus, sein Freigelassener, der Pullarius, das Grabmal errichtet für sich selbst und für Marcus Pompeius Asper, des Marcus Sohn, aus dem Stimmbezirk Collina, seinen eigenen Sohn, und für Marcus Pompeius Asper, des Marcus Sohn, aus dem Stimmbezirk Collina, seinen jüngeren Sohn und für Cincia Saturnina, seine Gattin.

      Malerei von Angi Delrey nach dem Original aus Rom, Palazzo Albani – Del Drago.

      Die Helme

      Oft stellt sich die Frage, ob die aufwendige Darstellung der Helme wirklich nur eine künstlerische Beigabe ist oder nicht. Dies kann bis heute nicht mit Sicherheit gesagt werden, da es noch keinen Fund dieser speziellen Helme gibt. Warum sollte der Helm ein künstlerisch motiviertes Beiwerk sein, wenn die übrige Ausrüstung realistisch wiedergegeben ist? Die Helme wurden so detailreich dargestellt, dass es sich in der Tat um reale Gegenstände handeln könnte (Abb. 14). Darüber hinaus treten die gleichen Helme auf verschiedenen Reliefs auf, die mit Prätorianern in Verbindung gebracht werden. Zu bedenken ist auch, dass es sich um ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal der Prätorianer von den anderen Truppen handeln könnte.

      Die Schilde

      Die Form der Schilde scheint zumindest bei Paraden und dem „kleinen Dienstanzug“ die der klassischen republikanischen Schilde zu sein. Im Kriegseinsatz haben die Prätorianer vermutlich wie alle anderen Legionäre rechteckige scuta getragen, wie es auf dem großten traianischen Schlachtenfries abgebildet ist. Was die emblemata, die Schildmotive, betrifft, so kommen mehrere in Betracht. Auf der Traianssäule und auf dem großen traianischen Schlachtenfries sind bei den Rechteckscuta Adlerschwingen sowie Blitze und Donnerkeile zu erkennen (Abb. 44). Was wir heute als die typische römische Schildbemalung kennen, ist entsprechend der archäologischen Funde die Schildbemalung der Prätorianer. Die Bemalung der Legionsschilde erscheint ähnlich, wogegen in den meisten Fällen für die Legionstruppen aber andere emblemata verwendet wurden. Für die großen ovalen scuta, die traditionellen Schilde der Republik, gibt es verschiedene Zeichen. Die Bandbreite reicht von Skorpionen, Girlanden und Blumen bis zum Halbmond mit Sternen. Sehr wahrscheinlich trug jede Kohorte ihr eigenes Zeichen (Abb. 16, 18, 32).

      Des Öfteren werden Pila mit einer Kugel am oberen Schaft abgebildet. Dabei scheint es sich um ein Merkmal der Prätorianer zu handeln, da es sich bei den Abbildungen stets um Mitglieder der prätorischen Kohorten handelt, wohingegen diese Pila nicht im Zusammenhang mit normalen Legionären erscheinen. Auf der hier gezeigten Kugel ist ein Adler abgebildet. Dass es sich um ein zusätzliches Bleigewicht handelt, welches die Durchschlagskraft erhöhen soll, ist unwahrscheinlich, da ein Pilum mit Bleigewicht so schwer ist, dass es kaum noch zweckmäßig eingesetzt werden kann. Hier ist eher an eine hölzerne Kugel zu denken. Pilen mit Kugeln aus Holz ließen sich ohne Probleme ins Ziel werfen (Abb. 18).

      Abb. 15: Prätorianer der Gruppe Cohors I. Praetoria mit einem Helm des Typs Weisenau nach einem Fund aus Mainz.


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