Kalewala. Lönnrot Elias

Kalewala - Lönnrot Elias


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und wahrhaft

       Schlug das Roß mit seiner Gerte,

       Rauschte hurtig fort des Weges,

       War ein wenig nur gefahren

       Auf dem mittelsten der Wege

       Zu dem mittelsten der Höfe,

       Fragte an der Schwelle stehend,

       Forschte also an dem Fenster:

       „Ist wohl in dem Hause jemand,

       Der des Eisens Thaten schauen,

       Der den Blutfluß hemmen könnte,

       Der den Adern Strömung stillte?“

      Lag ein altes Weib bedecket,

       Vor dem Ofen die gespräch’ge,

       Gab sofort zur Antwort dieses,

       Klappert mit der Zähne Dreizahl:

       „Niemand ist in diesem Hause,

       Der des Eisens Thaten schauet,

       Der des Blutes Ursprung wüßte,

       Der die Schmerzen stillen könnte,

       Wohnt vielleicht in anderm Hause,

       Fahre du zu anderm Hause.“

      Wäinämöinen alt und wahrhaft

       Schlug das Roß mit seiner Gerte,

       Rauschte rasch dahin des Weges,

       War gar wenig noch gefahren

       Auf dem obersten der Wege

       Zu dem obersten der Höfe,

       Fragte an der Schwelle stehend,

       An des Schirmdachs starker Stütze:

       „Ist wohl in dem Hause jemand,

       Der des Eisens Thaten schauen,

       Der die Blutfluth hemmen könnte

       Und dem Strom ein Ende setzen?“

      Auf dem Ofen saß ein Alter,

       An der Ofenfirst ein Graubart,

       Von dem Ofen kreischt der Alte,

       Ruft der Greis mit grauem Barte:

       „Ist schon Größeres gedämmet,

       Ist schon Stärkeres bezwungen

       Durch drei Worte nur des Schöpfers,

       Durch Erzählung von dem Ursprung,

       Bäch’ und Seeen selbst bezähmet,

       Ströme selbst mit jähem Sturze,

       Buchten an des Landes Spitzen,

       Baien an den schmalsten Zungen.“

       Neunte Rune.

       Inhaltsverzeichnis

      Nun erhob sich Wäinämöinen

       Selber rasch auf seinem Schlitten,

       Steiget ohne alle Hülfe

       Und erhebt sich ungehoben,

       Tritt heran zu dem Gebäude

       Und begiebt sich in die Stube.

      Dort wird eine Silberkanne,

       Eine goldne hergetragen,

       Doch sie fasset nur gar wenig,

       Nur die allerkleinste Menge

       Von dem Blute Wäinämöinen’s,

       Aus der Wunde dieses Helden.

      Von dem Ofen kreischt der Alte,

       Ruft der Greis mit grauem Barte:

       „Wer denn bist du von den Männern,

       Wer wohl aus der Zahl der Helden?

       Von dem Blut sind sieben Bootvoll,

       Acht der allergrößten Zuber

       Dir von deinen Knieen, Ärmster,

       Auf den Boden hingeflossen;

       Andre Worte möcht’ ich wissen,

       Leider weiß ich nicht den Anfang

       Von dem Ursprunge des Eisens,

       Von des Erzes erstem Wachsen.“

      Sprach der alte Wäinämöinen,

       Redet’ Worte solcher Weise:

       „Kenn’ ja selbst des Eisens Ursprung,

       Weiß gar wohl des Stahls Entstehung:

       Luft vor Allem ist die Mutter,

       Wasser ist der ältste Bruder,

       Eisen ist der jüngste Bruder,

       In der Mitte steht das Feuer.“

      „Ukko, er, der Schöpfer oben,

       Selber er, der Gott im Himmel

       Schied das Wasser von den Lüften,

       Von dem Wasser dann die Erde,

       Ungeboren war das Eisen,

       Ungeboren, konnt’ nicht wachsen.“

      „Ukko, er, der Gott der Lüfte,

       Rieb sich seine beiden Hände,

       Drückt sie beide an einander

       Auf des linken Kniees Spitze;

       Da entstanden drei der Mädchen,

       Drei der schönsten Schöpfungstöchter,

       Mütter von dem Eisenroste,

       Von dem Stahl mit blauen Munde.“

      „Fingen schwankend an zu gehen,

       Von dem Wolkenrand zu schreiten,

       Ihre vollen Brüste strotzten,

       Daß die Warzen ihnen schmerzten,

       Lassen ihre Milch zur Erde,

       Ihrer Brüste Fülle fließen

       In die Erde, in die Sümpfe,

       In die schlummerreichen Wogen.“

      „Schwarze Milch entsendet eine,

       Die an Jahren reichste Jungfrau,

       Weiße Milch vergießt die zweite,

       Welche in der Mitte stehet,

       Rothe Milch zuletzt die dritte,

       Die an Jahren allerjüngste.“

      „Wo die schwarze Milch geflossen,

       Da entstand das weiche Eisen,

       Wo die weiße Milch vergossen,

       Da ward harter Stahl geschaffen,

       Wo die rothe Milch geströmet,

       Da ergab sich sprödes Eisen.“

      „Dauerte ein kurzes Weilchen,

       Will das Eisen schon besuchen

       Seinen lieben ältern Bruder,

       Will das Feuer kennen lernen.“

      „Doch das Feuer raset furchtbar,

       Wächst gar sehr mit seinen Kräften,

       Will den Armen da verbrennen,

       Seinen lieben Eisenbruder.“

      „Doch das Eisen flieht von dannen,

       Rettet sich durch rasches Laufen

       Aus des tollen Feuers Fäusten,

       Aus der bösen Flamme Rachen.“

      „Darauf fliehet fort das Eisen,

       Fliehet es und nimmt die Zuflucht

      


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