Zeit des Zweifels. Hannelore Veit
Peter Fritz und Hannelore Veit
ZEIT DES ZWEIFELS
DIE USA UND EUROPA 20 JAHRE NACH 9/11
ISBN 978-3-218-01294-2
eISBN 978-3-218-01296-6
Copyright © 2021 by Verlag Kremayr & Scheriau GmbH & Co. KG, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Schutzumschlag: Sophie Gudenus
Unter Verwendung eines Fotos von Teresa Maier-Zötl/detailsinn.at
Satz und typografische Gestaltung: Danica Schlosser, danicagra ik.de
INHALT
Die Stunde der Gewalt – Terror als Instrument der Politik
Stadt in Angst Peter Fritz
January 6: Angriff auf die Demokratie Hannelore Veit
Demokratie in der Krise Hannelore Veit
Immigration – das Problem an der Grenze Hannelore Veit
Black Lives Matter Hannelore Veit
Die Polarisierung der Medien Hannelore Veit
Westlosigkeit Peter Fritz
Der Insider Peter Fritz
Freundschaft mit Bedingungen Hannelore Veit
Sprachen der Macht Peter Fritz
Der Gipfel von Genf: Agreement to disagree Hannelore Veit
China, die aufstrebende Supermacht
Der Kampf um die weltpolitische Vorherrschaft Hannelore Veit
China in Europa: Rivale und Partner Peter Fritz
Lebensadern der chinesischen Expansion Peter Fritz
Der unsichtbare Gegner Peter Fritz und Hannelore Veit
Grenzen dicht Peter Fritz
Der New Deal für das Klima Hannelore Veit
Star Wars Peter Fritz
ZUM GELEIT
9/11: Der Schock | Hannelore Veit |
Die letzten 20 Jahre haben unsere Verhaltensmuster und unser Verständnis von der Welt, wie wir sie kannten, über den Haufen geworfen. Begonnen hat alles mit dem Initialschock des 11. September 2001, und am Ende steht eine Pandemie, die noch einmal alles infrage stellt.
9/11, dieser Tag wird mir – und den meisten von uns – immer in Erinnerung bleiben. Für mich war er die größte Herausforderung in meinem Journalistenleben. An einige Momente dieses Tages kann ich mich so genau erinnern, als wären sie gestern passiert. Was in Wien als ganz normale Redaktionssitzung am frühen Nachmittag begonnen hatte, sollte die längste ununterbrochene Nachrichtensendung des ORF werden. CNN lief ohne Ton auf den Monitoren im Sitzungszimmer: „Da ist ein Loch im World Trade Center“, rief plötzlich ein Kollege aus den hinteren Reihen. Nach einer Schrecksekunde war der eingespielten Mannschaft klar, was zu tun war: Wir gehen auf Sendung. Und zwar sofort. Innerhalb weniger Minuten war ich on air, moderierte die ersten Stunden der dreitägigen Sondersendung. Eugen Freund, bis eineinhalb Wochen davor Bürochef in Washington, war als Kommentator an meiner Seite. Wir waren live dabei, als der United-Airlines-Flug 175 ein Loch in den Südturm des World Trade Center riss. Uns beiden war in diesem Moment klar: Das ist ein Terroranschlag. Peter Fritz, der damals neue Bürochef in den USA und als solcher Eugen Freunds Nachfolger, kommentierte die Geschehnisse vom Studio in Washington aus. Es ging Schlag auf Schlag, ein Flugzeug schlug ins Pentagon ein, live im Fernsehen sahen wir, wie Menschen in den Tod sprangen, wie die beiden Türme des World Trade Center nacheinander einstürzten. Viel Zeit zum Nachdenken blieb in diesen ersten Stunden nicht, das Gefühl, dass hier etwas passiert, das unser aller Leben verändert, stellte sich aber sehr bald ein. Unsicherheit, Zweifel darüber, wie es weitergehen könnte, waren die vorherrschenden Gefühle. In gewissem Maß halten sie bis heute an.
Das neue Jahrtausend hatte mit einer Zäsur begonnen – die USA waren auf eigenem Boden angegriffen worden. Als Folge und Reaktion darauf veränderten sich Landkarten, verschoben sich Werte. Jahre der Radikalisierung folgten: Die USA nahmen die Länder, die sie als Ursprung des Terrors vermuteten, ins Visier und begannen Kriege in Afghanistan und im Irak, zum Teil unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Nach 20 Jahren ist in Afghanistan der Abzug der US-Truppen vollzogen, die Taliban sind wieder auf dem Vormarsch. Bleibt die Frage: Wozu das alles?
Und Europa? | Peter Fritz |
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