Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden. Isabella Lovegood

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mit dem sie sich auf einer Wellenlänge befand. Nur Laura machte auf sie einen etwas affektierten Eindruck, aber sie kam auch kaum dazu, sich mit ihr zu unterhalten. Tom und Matthias, der sich ihnen ebenfalls angeschlossen hatte, nahmen sie voll in Beschlag.

      Durch die neue Bekanntschaft mit Familie Hirschnigg wurde der Abend unerwartet unterhaltsam und als Sonja spät nachts in ihrem Jugendzimmer ins Bett sank, hatte sie das Gefühl, diesmal ihre Lebenszeit nicht verschwendet zu haben.

      3. Kapitel

      Mario lenkte Olivers dunkelblauen Toyota schwungvoll in die Einfahrt seines Elternhauses, als er erkannte, dass das Tor einladend offen stand. Er parkte hinter dem alten Transporter seines Vaters. Dabei fiel ihm auf, dass der Rostfleck an der Heckklappe schon wieder größer geworden war.

      Es schien noch vor Kurzem geregnet zu haben, denn von dem großen Kirschbaum, in dem früher seine Schaukel befestigt gewesen war, prasselten Tropfen auf das Autodach, als ein Windstoß die Blätter bewegte.

      Sobald er die Wagentür öffnete, stieg ihm ein köstlicher Duft in die Nase, der aus dem Küchenfenster drang. Es roch nach Wiener Schnitzel und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Mario schloss das Tor und schob sorgfältig den Riegel vor, der ein wenig klemmte. Er holte die Kuchenplatte aus dem Kofferraum und balancierte sie auf der linken Handfläche, während er mit dem Daumen der rechten Hand die Funkfernbedienung drückte, um das Auto zu versperren. Er tat das aus reiner Gewohnheit, denn hier im Hof wäre es nicht nötig gewesen. Die Haustür öffnete sich. Ein weißes, kniehohes Fellbündel schoss kläffend aus dem Haus und sprang an ihm hoch.

      »Ist ja gut, ich freue mich auch, dich zu sehen, Schnuffi!«, begrüßte er den Hund, ohne sich hinunter zu beugen.

      »Sag nicht immer Schnuffi zu ihr, wo sie doch einen so schönen Namen hat«, rügte ihn seine Mutter lächelnd, die soeben im Türrahmen erschien.

      »Sie hört auf Schnuffi genauso wenig wie auf Schneewittchen. Hallo, Mama!« Mario beugte sich vor und küsste sie auf beide Wangen. Da er eine Stufe unter ihr stand, befanden sich ihre Köpfe auf derselben Höhe. »Wie geht es dir?« Er musterte sie forschend, während er gleichzeitig den Hundekopf kraulte. Die Krallen bohrten sich in seine Haut, weil sich das Tier an seinem Bein auf die Hinterpfoten gestellt hatte.

      »Danke, mir geht es gut, alles bestens.« Sie lächelte, aber er glaubte, Müdigkeit hinter ihrer fröhlichen Miene zu erkennen. »Was hast du denn da mitgebracht?« Er übergab ihr die Kuchenplatte und schüttelte das Handgelenk aus, während seine Mutter die Abdeckung hob und einen anerkennenden Laut ausstieß.

      »Das sind ja kleine Kunstwerke!«

      Mario lachte. »Ja, da hast du recht, aber um sie nur anzusehen, schmecken sie zu gut. Liebe Grüße von Carolin.«

      »Danke! Aber jetzt komm rein, das Essen ist fertig und Papa hungrig.«

      »Ich auch! Es duftet herrlich«, erwiderte Mario und folgte ihr ins Innere des Hauses. Hier hatte sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert, obwohl die Wände dringend einen neuen Anstrich vertragen hätten.

      In der Wohnküche saß sein Vater bereits am Tisch und sah ihm lächelnd entgegen. »Hallo, alles okay?«

      »Servus, Papa. Ja, bei dir auch?«, antwortete Mario, während er genau den Platz einnahm, auf dem er schon als Kind gesessen war. Schneewittchen tappte unter den Tisch und legte sich auf seine Füße.

      »Es gibt Nudelsuppe und danach Schnitzel mit Kartoffelsalat.« Katrin tauchte den Schöpfer in den Topf und verteilte die dampfende Suppe auf drei Teller. »Nimm dir Schnittlauch, Michi.«

      Mario schmunzelte, während er darauf wartete, bis sein Vater ihm das Schüsselchen weitergab. Dann streute er die Hälfte der verbliebenen, fein geschnittenen Röllchen auf seine Suppe und reichte den Rest seiner Mutter. Es waren diese kleinen Rituale, die ihm am stärksten das Gefühl vermittelten, zuhause zu sein.

      Während sie vorsichtig anfingen, die heiße Suppe zu löffeln, sah ihn seine Mutter auffordernd an.

      »Erzähl uns, wie es dir in der Klinik geht«, bat sie. »Gefällt es dir dort? Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?«

      Mario lächelte. »Noch besser.« Dann erzählte er ihnen von dem Säugling, den er mit Atemstillstand in seinem Bettchen vorgefunden hatte. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für ein Gefühl war, als das Baby wieder angefangen hat zu atmen.«

      »Ich bin so stolz auf dich!« Frau Fischer strahlte. »Du wirst bald ein hervorragender Arzt sein!«

      »Ich hoffe es, Mama! Aber eigentlich habe ich nichts anderes gemacht, als man in jedem besseren Erste-Hilfe-Kurs lernt.«

      »Das mag sein, aber du kannst dein Wissen abrufen und handelst, ohne zu zögern. Das ist der Unterschied. Und der Klinikbetrieb gefällt dir auch?«

      Als Mario nickte, fragte sie weiter. »Wie ist das eigentlich? Sind die Babys nicht bei ihren Müttern? Ich dachte, es gibt jetzt nur noch Mutter-Kind-Zimmer.«

      »Normalerweise schon. Das erklärte Ziel ist, dass die Kleinen in der Nähe ihrer Mütter sind. Aber wenn das nicht möglich ist, weil die wenigstens ein paar Stunden Ruhe und ungestörten Schlaf brauchen, um sich zu erholen, sind die gesunden Babys im Säuglingszimmer. Außerdem gibt es noch die Abteilung für die Frühgeborenen oder Säuglinge, die nicht gesund sind und intensiver betreut werden müssen.«

      »Aber dieses Baby war eigentlich gesund, oder?«

      Mario nickte. »Ja, warum es plötzlich zu atmen aufhörte, konnte man nicht feststellen. Jetzt sind wieder alle Werte normal.« Er sah seine Mutter forschend an. »Alles in Ordnung? Belastet dich das?«

      »Passt schon. Ich bin wirklich froh, dass es dir so gut gefällt. Lange Zeit habe ich mir Gedanken gemacht, ob du aus den richtigen Gründen Arzt werden willst. Jetzt bekomme ich die Sicherheit, dass es tatsächlich das ist, wo du hingehörst.«

      »Ja, auf jeden Fall, Mama. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen!«

      »Dann ist es gut.« Sie lächelte ihn an. »Nicole hat ein Mädchen bekommen.«

      Einen Moment war Mario verwirrt, dann wurde ihm klar, dass sie von der Tochter ihrer Nachbarn sprach, mit der er als Kind gemeinsam zur Schule gegangen war. »Im November feiern sie gleichzeitig die Taufe und die Hochzeit.«

      Sein Vater hatte sich stumm seinem Essen gewidmet und nur hin und wieder ein zustimmendes Geräusch gemacht. Nun brachte auch er eine Neuigkeit ins Gespräch ein. »Der Anger Luis verkauft seine Kühe und macht einen Reitstall auf«, berichtete er von einem seiner ältesten Freunde. »Und das, obwohl er von Pferden keine Ahnung hat. Den Floh hat ihm seine neue Freundin ins Ohr gesetzt. Sie ist eine begeisterte Reiterin und kennt sich aus, aber falls die Beziehung in die Brüche geht, steht er mit den Gäulen da.«

      »Das Risiko hat man ja leider immer. Vielleicht klappt es ja auf Dauer mit den beiden. So ein Reiterhof ist doch eine gute Idee, finde ich. Mit den Milchkühen ist ja ohnehin kaum noch etwas zu verdienen«, stellte Mario fest.

      »Oliver und Carolin geht es aber gut miteinander, oder?«, fragte seine Mutter nach.

      »Ja, die sind schwer verliebt.« Mario grinste unwillkürlich. »So habe ich ihn in den ganzen fünf Jahren noch nicht erlebt.«

      »Das ist schön. Jeder Topf findet irgendwann seinen Deckel.« An ihrem neugierigen Blick erkannte er deutlich, dass sie nur zu gerne auch etwas über sein Liebesleben erfahren wollte. Leider gab es da nichts zu berichten. Einen winzigen Augenblick war er versucht, von den verwirrenden Gefühlen zu erzählen, die ihn in Sonjas Gegenwart überfielen. Da er jedoch die Befürchtung hatte, dass das bei ihr unerfüllbare Hoffnungen wecken würde, unterließ er es. Seine Mutter war eine Romantikerin, die sich für ihr Leben gerne in Liebesromane vertiefte.

      Glücklicherweise fing sein Vater mit einem neuen Gesprächsthema an. »Es ist wirklich nett von Oliver, dass er dir sein Auto borgt. Was ist denn mit deinem? Kriegt sein Vater die alte Kiste noch mal hin?«


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