Das Reiki-Handbuch. Walter Lübeck

Das Reiki-Handbuch - Walter Lübeck


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dort kannst du immer wieder nachschlagen und dir Anregungen für neue Entdeckungen holen.

      Ich persönlich erlebe die Essenz des Reiki als Liebe: eine allumfassende göttliche Schwingung, Freude und Leben verströmend. Für viele Menschen ist diese auf den ersten Blick abstrakte Sichtweise schwer nachvollziehbar, denn auch wer von sich behauptet, diese alles einbeziehende Liebe zu verstehen, macht sich häufig nur etwas vor. Ich weiß nicht, ob ein Leben ausreicht, Liebe wirklich zu verstehen und sich ihr auf allen Ebenen zu öffnen. Aber wenn ich den Kontakt zulasse, bringt Reiki mich immer wieder mit ihr in Berührung. Da jeder seinen eigenen Weg zu Gott und damit zur Liebe gehen muss, ist es nach meiner Erfahrung wichtig, über viele praktische Möglichkeiten zu verfügen, um sich dem eigenen Weg öffnen zu können.

      Viele der Wege, die ich mit Reiki erprobt und als sinnvoll erfahren habe, werde ich nach und nach einzeln vorstellen. Ein einleitender Überblick über die dem Reiki-Do, dem »Weg der heilenden Liebe«, innewohnenden Möglichkeiten und meiner Vorstellungen bezüglich seines theoretischen Hintergrundes wird dir jedoch helfen, die praktischen Methoden besser zu verstehen. Diese Vorstellungen sind meine persönliche Sicht und natürlich durch meine Brille »gefärbt«. Vielleicht entwickelst du eine andere, für dich schlüssigere Sicht. Das würde mich freuen, denn so bleibt Reiki-Do lebendig. Bevor ich also auf die praktischen Möglichkeiten des Reiki-Do eingehe, möchte ich dich über die eigentliche Wirkungsweise der Reiki-Energie informieren.

      Reiki ist weder positiv noch negativ. Es stellt die höchste, dem Menschen verfügbare Schwingung der Lebensenergie dar. Diese Schwingung hat eine göttliche Qualität und grenzt infolgedessen nichts aus. Sie bringt uns mit den lebendigen Impulsen der Welt in Berührung, vermittelt also »Einssein«. Alle menschlichen Probleme und Gesundheitsstörungen resultieren letztlich aus der Illusion des »Getrenntseins« von der Welt.

      Aus diesem Gefühl der Einsamkeit heraus streben Menschen nach Gemeinsamkeit, nach Sicherheit. Manche versuchen, sich Sicherheit und Liebe durch Macht zu verschaffen. Sie glauben die Welt umformen zu müssen, damit diese für ihre Bedürfnisse sorgt, und dabei ständig darauf aufpassen, dass andere ihre Bemühungen nicht vereiteln (Konkurrenzdenken). Diese Bewusstseinsstufe ist weit von Gott entfernt. Andere glauben, sie müssten erst eine Schuld tilgen, um wieder Sicherheit und Liebe von Gott bekommen zu dürfen. Diese Menschen strampeln sich oft ihr ganzes Leben lang ab, um die vermeintliche Schuld zu tilgen. Das gelingt natürlich nie, denn diese Schuld ist eine Fiktion. Für solche Menschen ist es häufig am besten, wenn eine bestimmte Erfahrung ihnen vermittelt, dass sie frei sind von aller Schuld. Dann können sie endlich Gott wahrnehmen, der so lange schon neben ihnen stand und auf sie wartete. Die Reiki-Einstimmung oder eine Reiki-Sitzung können eine derartige Erfahrung sein, denn in ihrem Verlauf wird Gott durch den direkten Kontakt mit seiner Energie leichter wahrnehmbar. Wieder andere glauben felsenfest daran, der Weg zu Gott führe über die Vermeidung aller Dinge, die Spaß machen. Spielen, Erotik und Sex, Essen und Trinken, Tanzen und Feiern glauben sie deswegen »wegentwickeln« zu müssen. Aber ist der Mensch nicht auf dem Weg zu einem Automatendasein, wenn er allen Genuss leugnet und unterdrückt? Entfernt er sich dadurch nicht weiter von Gott, der doch die Personifizierung von Lebendigkeit, Freude und Liebe ist?

      Diese verschiedenen Lebensstrategien sind allesamt Erscheinungsformen der Illusion des Getrenntseins vom Göttlichen. Unter ihrer Last glaubt der Mensch, dass er sein Leben auf keinen Fall nach dem Lustprinzip gestalten, dass er unter keinen Umständen glücklich sein darf. Hindernisse auf dem Weg sieht er dann als Ansporn, noch härter gegen sich zu sein, sich noch mehr Pflichten aufzuerlegen.

      Was passiert mit diesen Lebensstrategien nun, wenn ein Mensch die Reiki-Kraft annimmt, sie wirklich in sich hineinlässt?

      In den Seminaren zum ersten Reiki-Grad (der Einführung in das Usui-System des Reiki) lässt sich immer wieder das gleiche Phänomen beobachten: die Teilnehmer kommen am ersten Abend sehr skeptisch in den Kurs. Sie reden wenig miteinander und zeigen nicht viel von ihren Gefühlen. Sie sind so, wie sie fast immer sind – isoliert vom Rest der Welt. Doch bereits nach der ersten Einstimmung auf die Reiki-Kraft beginnen sie, miteinander zu reden. Das erste Lächeln erscheint auf den Gesichtern. Und dann tauen die Menschen von Einstimmung zu Einstimmung immer mehr auf und nehmen ihre neue Lebendigkeit wahr. Am Ende des Kurses gehen alle miteinander um, als wären sie schon seit langer Zeit enge Freunde. Sie zeigen ihre Gefühle, nehmen sich in die Arme, nehmen Anteil am Leben der anderen und finden zu sich selbst. Manchmal mit Tränen, die hochkommen, wenn ein Teilnehmer seine lange Isoliertheit wahrnimmt, die nun unvermittelt den Empfindungen der Liebe und Verbundenheit und dem daraus entstehenden Glücksgefühl weicht. Ähnliches, wenn auch meist nicht so schnell, geschieht dem Klienten nach häufiger Reiki-Behandlung. Auch er wird lebendiger und öffnet sich wieder seiner liebevollen Verbundenheit mit der Welt.

      Für die Reiki-Arbeit gilt die grundsätzliche Regel, dass der Empfänger der Reiki-Kraft auf der unterbewussten Ebene selbst entscheidet, ob und wie viel Lebensenergie er aufnehmen möchte. Die Kraft wird also nicht in den Körper gepresst, sondern vom Empfänger in sich hineingezogen. In seiner Wirkung nimmt Reiki demnach auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Rücksicht. Die universelle Lebensenergie lässt den Menschen ihre persönliche Freiheit, sich abzugrenzen, wenn sie dies möchten, und unterstützt Öffnung und lebendiges Wachstum, wenn sie sich dafür entscheiden.

      Alle Lebewesen tragen denselben göttlichen Anteil in sich, der sie überhaupt erst lebendig macht. Jeder ist also in gewissem Sinne Gott, weil sein innerster Kern göttlich ist. Doch ist gerade Entscheidungsfreiheit ein wichtiger Teil dieser Göttlichkeit. Diese Freiheit zu erkennen und zu leben, ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines jeden Menschen. Denn die Annahme der Freiheit, das eigene Leben zu gestalten, bedeutet auch die Annahme der eigenen Persönlichkeit. Kann ich meine Persönlichkeit annehmen, bin ich automatisch sicher und aufrecht im Umgang mit anderen Menschen und vor allem in meinem Kontakt zu Gott. Ein freier Mensch kann Gott offen und wahrhaftig gegenübertreten. Er braucht nicht um Gnade zu betteln und sich klein zu machen.

      Auf dem festen Fundament einer freien Persönlichkeit können die Menschen in gegenseitiger Achtung und unter Respektierung der Individualität des anderen miteinander umgehen. Keiner muss »Versteck spielen«, nur weil er befürchtet, er dürfe den Mitmenschen sein »wahres Gesicht« nicht zeigen.

      Die Reiki-Arbeit geschieht also von Anfang an auf der Grundlage der Achtung vor dem anderen. Reiki lässt uns gar nicht anders vorgehen, weil die universale Lebensenergie keine »therapeutische Vergewaltigung« gestattet. Zwar mag es geschehen, dass im Verlauf einer Reiki-Behandlung unausgelebte Gefühle an die Oberfläche des Bewusstseins gespült werden und sich mitunter in heftigen Ausbrüchen Luft verschaffen. Wer solche Ausbrüche noch nicht miterlebt hat, mag darüber erschrecken. Schäden irgendeiner Art aber können durch Reiki nicht angerichtet werden.

      Menschen, die oft mit Reiki umgehen, entwickeln schnell ihre eigene Lebendigkeit. Das »Schicksal« versetzt ihnen weniger »Nackenschläge« in Form von Unfällen und Krankheiten, weil Reiki ihnen hilft, ihre Persönlichkeit aus sich heraus ohne äußeren Druck zu entwickeln. Die Lebensenergie findet immer mehr und immer harmonischere Ausdrucksmöglichkeiten, weil alte Stauungen mit der Zeit gelöst werden und neue sich nicht festsetzen können. Die regelmäßige Berührung durch die Reiki-Kraft fördert die Kreativität und, damit verbunden, den aktiven Ausdruck des Selbst im eigenen Dasein. Nicht die Angst treibt uns, sondern Freude motiviert uns zur Arbeit: das Lustprinzip erweist sich als kreativer Ansporn. Fesseln der Zwanghaftigkeit lassen sich leichter auflösen, und wir sind in der Lage, neue und gesunde Bindungen einzugehen. Diese grundlegende Umstrukturierung mag zuerst natürlich Unsicherheit und Befürchtungen auslösen, und es erfordert Arbeit, die neuen Räume mit Leben zu füllen. Doch es ist tatsächlich möglich, mit Hilfe der Reiki-Kraft diesen Weg der Lebendigkeit zu beschreiten. Vor der Begegnung mit ihr erscheint vielen Menschen diese neue Lebendigkeit derartig unwahrscheinlich, dass sie gar nicht auf den Gedanken kommen, sie als mögliche Seinsweise für sich in Betracht zu ziehen.

      Das ist, kurz zusammengefasst, die Wirkung der Reiki-Kraft auf unser psychisches Befinden. Auf die Organe unseres Körpers wirkt sie bei genauer Betrachtung ganz ähnlich. Die universale Lebensenergie entspannt die Körperpartien, in die sie eingelassen wird. Spannung bedeutet Angst und Kampfbereitschaft. Wo jedoch die Liebe sich


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