Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker
verstehen, was ich meine. Wenn die Beamten einer Schicht zum Kegeln gingen, fuhr er nach Hause. Er hat mal erwähnt, dass er ein Eigenheim draußen im Umland hat. Und ich nehme an, dass er gar nicht daran dachte, hier in die Gegend zu ziehen. Vielleicht nahm er auch an, dass die Versetzung irgendwann zurück genommen werden würde.“
„Wie waren die Chancen dafür denn?“
„Gar nicht so schlecht. Wahrscheinlich hätte er hier noch ein halbes Jahr abreißen müssen und wäre dann wieder zurück auf seine alte Planstelle gekommen, falls nicht zwischenzeitlich doch noch Beweise aufgetaucht wären, dass er irgendwie Dreck am Stecken hatte. Aber dafür gab es keine Hinweise.“
„Wir brauchen die Anruflisten seines Diensttelefons“, sagte ich.
„Die können Sie haben“, versprach Delmar.
„Zeigen Sie uns bitte noch seinen Schreibtisch.“
„Ich führe Sie hin.“
„An was für einem Fall arbeitete er im Moment?“
„Denken Sie, dass seine Ermordung damit zusammenhängt?“
„Wir müssen allen Spuren nachgehen.“
„In der Otto Beierlein Straße wurde eine Rentnerin von ein paar Jugendlichen ausgeraubt und niedergestochen. Sie ist an den Folgen der Verletzungen gestorben. Rademacher bearbeitet den Fall zusammen mit Frau Tomasino und Herrn Wolff, die Sie beide gerne dazu befragen können.“
Delmar führte uns zu Rademachers Schreibtisch. Das Dienstzimmer teilte er sich mit den Kollegen Wolff und Tomasino. Die beiden berichteten uns von dem Fall, an dem sie mit Rademacher zuletzt gearbeitet hatten. Es schien sich um Routineermittlungen zu handeln.
„Er hat ziemlich viel mit seiner neuen Flamme telefoniert“, berichtete uns Herr Wolff noch.
„Wissen Sie, wer das war?“, hakte ich nach.
„Sie heißt Christine. Den Nachnamen kenne ich nicht, aber ich nehme an, dass sie die Telefonlisten überprüfen und anhand der Daten werden Sie das leicht herausfinden.“
Der Schreibtisch selbst bot nichts, was auf den ersten Blick ins Auge fiel. Wir packten dennoch den Inhalt in einen Pappkarton und nahmen ihn mit. Insbesondere alles das, was persönlichen Charakter hatte. Ein Telefonregister und einen voll geschriebenen Notizblock zum Beispiel. Außerdem beschlagnahmten wir seinen Rechner. Sollten die Kollegen im Labor mal den Email-Verkehr unter die Lupe nehmen.
7
Wir waren gerade in den Dienst-Porsche eingestiegen, als uns ein Anruf erreichte. Herr Kriminaldirektor Bock, unser Chef, war am Apparat.
„Es hat sich jemand gemeldet, der Rademacher in der Nacht seines Todes gesehen haben will“, berichtete uns Kriminaldirektor Bock. Rademachers Bild war mit der Frage an die Bevölkerung über die Medien verbreitet worden, wer den Beamten der Mordkommission in der Mordnacht gesehen hatte, um auf diese Weise nach und nach rekonstruieren zu können, was sich vor der Tat ereignet hatte. Vor allem ging es uns natürlich um den Tatort, denn dort waren möglicherweise noch Spuren zu finden. „Der Mann heißt Udo Jakobi und betreibt eine 24-Stunden-Snack Bar mit Fischgerichten. Der Laden liegt am Westhafen.“
„Wir sind schon so gut wie dort“, versprach ich.
8
Als wir Udo’s Imbiss am Berliner Westhafen erreichten, waren dort bereits zwei Einsatzfahrzeuge der Schutzpolizei.
Wir stiegen aus. Vögel kreischten.
Ein Frachter lag an der Kaimauer vor Anker.
Mehrere uniformierte Kollegen der Schutzpolizei sahen sich dort bereits um.
Wir betraten Udo’s Imbiss.
Es herrschte kaum Betrieb.
Eine junge Polizistin saß zusammen mit einem Mann mit weißer Schürze und Matrosenmütze an einem der Tische. Wir traten hinzu.
„Harry Kubinke, BKA. Dies ist mein Kollege Rudi Meier“, stellte ich uns vor.
„Rebecca Düpree“, nannte die junge Polizistin ihren Namen. „Herr Udo Jakobi hat uns angerufen, und wir haben gleich das BKA verständigt.“
„Danke.“ Wir setzten uns dazu. „Sie haben Thorben Rademacher wiedererkannt“, wandte ich mich an Udo Jakobi.
Der Besitzer von Udo’s Imbiss nickte. „Ja. Er aß regelmäßig hier. Fast täglich. Die Uhrzeit war wochenweise verschieden. Ich nehme an, dass er immer nach seiner Schicht hier vorbei kam. Zwei Fishburger und eine Tasse Kaffee, dazu Chips. Das war seine Standard-Bestellung.“ Udo Jakobi atmete tief und fuhr schließlich fort: „Sein Bild wurde im Lokalfernsehen gebracht. Ich habe ihn gleich wiedererkannt.“
„Schildern Sie uns, was geschehen ist.“
„Es war ungefähr vier Uhr morgens. Er saß am letzten Tisch dort hinten, in der Ecke. Dort ist er immer hingegangen. Er gähnte dauernd, weil er wohl eine Nachtschicht hinter sich hatte. Er hat seine Bestellung aufgeben, angefangen zu essen und wurde dann über das Handy angerufen.“
„Konnten Sie etwas verstehen?“
„Ja, er war der einzige Gast um die Zeit und ich habe mitbekommen, dass sich mit dem Typ am anderen Ende