Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker
Sie, ich weiß nicht, was Ihr Freund gerade hier wollte, aber das werden wir alles in Ruhe klären und zwar mit der echten Polizei!“
Ich wollte nach meiner ID-Card greifen, erstarrte aber, als mein Gegenüber den Hahn des Revolvers spannte. „Ich sagte: Keine Bewegung!“
„Dann sehen Sie selber nach!“
Der Grauhaarige näherte sich, hielt die ganze Zeit die Waffe auf mich gerichtet und holte schließlich meine ID-Card aus der rechten Innentasche.
Er warf einen Blick darauf.
Ich bekam sie wieder.
„Nichts für ungut“, stammelte er. „Aber...“
„Schon gut!“, sagte ich und rannte auf den Flur.
Rudi sah ich in Richtung Treppenhaus rennen.
„Wo bleibst du, Harry? Der Kerl ist mit dem Aufzug auf dem Weg nach unten!“
Ich folgte Rudi. Der Zugang zum Treppenhaus war abgeschlossen. Rudi öffnete sie mit einem wuchtigen Tritt.
Wir hetzten die Stufen hinunter und erreichten schließlich den Ausgang und befanden uns Augenblicke später auf der Hauptstraße. Ein Ford brach aus der Phalanx der am Straßenrand parkenden Fahrzeuge aus und fädelte sich auf rücksichtslose Weise in den Verkehr ein. Der Mann am Steuer war Gerighauser. Ich sah ihn für einen kurzen Moment. Mit der Dienstwaffe zielte ich auf die Hinterreifen und feuerte einmal. Die Kugel ging knapp daneben und drang durch den Kotflügel des Fords.
Gerighauser riss das Steuer herum und bog in eine Seitenstraße ein. Rudi hatte bereits das Handy am Ihr, um das Kennzeichen in die Fahndung zu geben und Verstärkung anzufordern.
Inzwischen war auf Grund der rücksichtslosen Fahrweise, die Gerighauser an den Tag gelegt hatte, ein Stau entstanden. Es würde einige Zeit dauern, bis der Dienst-Porsche aus seiner Parklücke herauskam.
„Der ist weg!“, stellte Rudi fest.
„Abwarteten. Vielleicht weiß Vincente mehr.“
„Er schien nicht sehr gesprächig zu sein.“
„Da ist diplomatisches Geschick gefragt, Rudi.“
„Was du ja im Übermaß besitzt oder habe ich das jetzt falsch verstanden!“
„Ich glaube nicht, dass dieser Vincente wirklich weiß, worum es hier geht. Er wollte vielleicht einem alten Kumpel helfen, aber er ist kein Krimineller.“
Rudi zuckte die Schultern. „Versuchen wir unser Glück.“
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Wir kehrten zu Ronny Vincente zurück.
„Ich sollte Ihnen vielleicht einiges erklären“, sagte er.
„Ja, das sollten Sie“, stellte Rudi fest. „Sonst sitzen Sie ziemlich tief in der Tinte!“
„Ich kenne Ede. Wir waren Freunde, bis sich unsere Wege trennten, nachdem ich wegen Drogenhandels festgenommen wurde und eine zweite Chance erhielt, sodass mein Leben eine ganz andere Bahn genommen hat.“
„Aber eines Tages tauchte Ede Gerighauser hier auf, um Sie um einen Gefallen zu bitten!“, stellte ich fest.
Vincente nickte.
„Ja, genau so war es. Er hat kurz gesagt, dass er Schwierigkeiten mit ein paar Leuten aus dem Kiez hätte.“
„Das hat er vielleicht auch – aber außerdem wird er im Zusammenhang mit den Morden an zwei Polizisten gesucht“, gab ich ihm zu bedenken.
„Davon hat er mir nichts gesagt“, erwiderte Vincente.
„Haben Sie eine Ahnung, wo wir Ede Gerighauser finden können?“
„Nein.“
„Gibt es noch irgendwelche Verwandte, bei denen er vielleicht untertauchen könnte – so wie bei der Tante Ludmilla?“
„Es gibt einen Onkel, von dem er gesprochen hat.“
„Wie heißt dieser Onkel?“
„Ferdinand Gerighauser. Er besitzt eine Autoverleihfirma. Mit einer Adresse kann ich Ihnen leider nicht dienen, aber ich nehme an, dass Sie die auch so herausbekommen.“
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Die Adresse von Ferdinand Gerighauser war durch unsere Innendienstler schnell ermittelt. Wir rückten mit großem Aufgebot an. Das Reihenhaus, in dem Ferdinand Gerighauser wohnte, wurde durch Kollegen der Schutzpolizei umstellt. Wir trafen etwas später ein. Ich parkte den Dienst-Porsche in einer Seitenstraße und wir stiegen in einen Transporter mit dem Schriftzug eines Pizza Service, der auf der Seite schräg gegenüber der Garageneinfahrt des Reihenhauses am Straßenrand parkte. Dort befand sich die Einsatzzentrale.
Unser Kollege Kommissar Pulaski begrüßte uns. Er war der Einsatzleiter dieser Operation.
„Unsere Leute sind auf den Nachbargrundstücken oder befinden sich in parkenden Fahrzeugen“, erklärte Pulaski. „Sollte er im Haus sein, kann er uns nicht entkommen. Allerdings können wir nicht einfach das Gebäude stürmen.“
„Warum nicht?“, fragte Rudi.
„Das