Macht. Niklas Luhmann
überträgt. Die Liquidität von Macht ist der Effekt eines entsprechenden Codes – ganz ähnlich wie beim Geld63. Der Eindruck des »Fließens« entsteht dadurch, daß nacheinander Ereignisse (hier: Handlungen) stattfinden, deren Selektivität durch einen Code aufeinander bezogen ist in dem Sinne, daß Selektionen sich wechselseitig voraussetzen bzw. fortsetzen. Die Konsistenz des Zusammenhanges wird im Falle von Macht durch Themen gewährleistet64, und es scheint, daß die einzelnen Machtprozesse nur durch thematische Integration [38]identifizierbar sind65. Darin liegen zugleich wichtige Schranken der Bildung von Machtketten, auf die wir zurückkommen werden.
Mobilisierung, Kettenbildung, Generalisierung und thematische Spezifikation von Machtprozessen steigern die gesellschaftlich verfügbaren Ressourcen, indem sie Handlungskombinationen und Selektivitätsverstärkungen ermöglichen, die sich nicht gleichsam von selbst ergeben würden66. Auf diese Weise ist eine gewisse Unabhängigkeit von lebensweltlich-natürlichen Motivgrundlagen erreichbar. Die Nichtselbstverständlichkeit einer solchen Ausdifferenzierung und Verknüpfung von Machtprozessen macht zugleich die Problematik von Macht verständlich. Sie ist auch daran ablesbar, daß es in der Entwicklung zur Hochkultur zunächst nahegelegen hatte, die erforderliche Entscheidungsmacht nicht als solche zu spezialisieren, sondern die Einheit von Wissen und Entscheidungskompetenz, von Wahrheit und Macht zu behaupten. Unter diesen Prämissen, die man sehr schön an den fernöstlichen Kulturen studieren kann67, kann auch auf Seiten des Machtunterworfenen keine alternativenreiche Situation vorausgesetzt werden. Es fehlt bei derart unvollständiger CodeDifferenzierung auch ein Bedarf für den Aufbau eines hinreichend komplexen Rechtssystems für die Codierung von Macht.
Konflikte und konfliktsträchtige binäre Schematisierungen werden moralisch diskreditiert. Die dann postulierte absolute Macht bleibt geringe Macht, weil ihr gar keine Wahlsituationen vorliegen, in die sie eingreifen könnte. Unter diesen Umständen bildet die Gesellschaft keinen eindeutigen Primat des ausdifferenzierten Syndroms von Politik, Macht und Recht aus, dessen Kontingenz und Differenzierungsfähigkeit auf der Basis von Handlung eine notwendige Stufe gesellschaftlicher Evolution zu sein scheint.
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