Erfolgreich Publizieren. Barbara Budrich

Erfolgreich Publizieren - Barbara Budrich


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Sollten Sie Ihre Dissertation bereits veröffentlicht haben – und sei es „nur“ online mithilfe Ihrer Uni-Bibliothek –, sollten Sie dies dem Verlag unbedingt bei den Vertragsverhandlungen mitteilen. Andernfalls könnte es theoretisch sein, dass Sie einen Vertrag unterzeichnen, den Sie bereits durch das Hochladen Ihres Manuskripts verletzt haben.

      [26] Zur generellen Orientierung mit Blick auf mögliche Überarbeitungen: Es gibt – vor allem in Dissertationen – zum Beispiel die Tradition der Verbeugung vor den Vorvätern und Urmüttern der Wissenschaften. Da wird ausführlich zitiert, der Forschungsstand mit vielen Belegen nachgezeichnet und fleißig Name Dropping betrieben. Sinn und Zweck für die Qualifikationsarbeit ist klar: Die Promovierenden sollen nachweisen, dass sie die zentrale Literatur kennen, dass sie den Stoff souverän beherrschen. Für einen Leser, eine Leserin, die sich das Buch kaufen, sind diese Stellen unter Umständen ermüdend. Wer sich so tief im Stoff befindet, dass er sich mit den spezialisierten Fragestellungen, die in Dissertationen behandelt werden, auseinandersetzt, der kennt sich mit dem Stand der Forschung und dem Gang der Disziplin in der Regel ausreichend aus – und falls nicht, dann wäre vermutlich eine grundlegende Einführung notwendig. Also wird die zuständige Lektorin anmerken, dass das Kapitel 2 „State of the Art“ gekürzt werden sollte.

      Bei empirischen Arbeiten gilt dies entsprechend für das meist folgende Kapitel 3 „Zur Methode“: Kürzen und auf das Wesentliche beschränken!

      Außerdem gilt bei empirischen Arbeiten zumeist: Alle Tabellen und Grafiken, bis auf ganz wenige Ausnahmen, bitte in den Anhang. Den Fragebogen oder Interviewleitfaden bitte auch in den Anhang. Den Anhang dann zum kostenlosen Herunterladen ins Internet stellen. Es hat sich bewährt, ins Vorwort oder die Einleitung oder auch in eine Fußnote an einschlägiger Stelle einen DOI, URN oder eine URL aufzunehmen, die den Ort im Internet bezeichnet, an dem die Datenmengen bereitgehalten werden. DOIs – Digital Object Identifier – sind eine Zeichenkombination, die das jeweilige Dokument eindeutig bezeichnet. Selbst bei einem etwaigen Serverumzug bleibt das Dokument über den DOI weiterhin zugänglich. Ähnlich verhält es sich mit dem URN. Eine Anschrift – Post oder E-Mail –, bei der die Tabellen und Grafiken als Ausdrucke oder Dateien abgerufen werden können, hat sich in der Praxis ebenfalls bewährt. Jede gedruckte Buchseite kostet Geld und treibt den Ladenpreis in die Höhe. Nur wenige Leser*innen interessieren sich für viele Details. Diejenigen, die sich dafür interessieren, gehen gern den Weg des direkten Kontakts, der es auch ermöglicht, sich mit den Autor*innen auszutauschen (mehr zur technischen und rechtlichen Seite von Tabellen, Grafiken, Abbildungen in Kapitel 11).

      [27] Eine Qualifikationsarbeit bedarf oft grundlegender Überarbeitung, um ein „echtes“ Buch zu werden, dem sein Ursprung nicht mehr anzumerken ist. Als Autor*in sollten Sie gut überlegen, ob dies sinnvoll ist (und sich erkundigen, ob es erlaubt ist: In manchen Promotionsordnungen ist vorgeschrieben, die Dissertation unverändert zu veröffentlichen).

      2.3.2 Tagungsdokumentationen

      Viele Fachverlage veröffentlichen keine reinen Tagungsdokumentationen, da sie zumeist sehr geringe Absatzerwartungen haben, aber auch, weil ihre Bedeutung für ein wissenschaftliches Buchprogramm häufig nicht sehr groß ist. Oft sind die einzigen potenziellen Interessenten die Tagungsteilnehmer*innen. Eine Ausnahme bilden Dokumentationen von sehr großen Tagungen, sodass der Kreis der Teilnehmer*innen groß genug ist, um die Veröffentlichung in ausreichender Zahl abzusetzen. Es ist klug, wenn die Initiator* innen dafür sorgen, dass der Erwerb des Tagungsbandes in der Teilnahmegebühr der entsprechenden Veranstaltung bereits enthalten ist, die Veröffentlichung des Bandes also auf diese Art bereits im Vorfeld finanziert wird.

      Übersicht 2.3: Leitfaden für Tagungsbände (Format A5)

      Wann

      Früh genug mit dem Verlag Kontakt aufnehmen, vielleicht sogar, bevor das Tagungsprogramm endgültig steht, in jedem Falle nicht erst, wenn alle Beiträge druckfertig vorliegen.

      Was

      Das Verlagsinteresse ist leicht zu durchschauen: Das Buch soll verkäuflich sein und gut in das übrige Verlagsprogramm passen. Die wichtigsten formal-inhaltlichen Kriterien dazu sind:

      • Formale Einheitlichkeit (s. unsere „Hinweise für Herausgeber*innen und Autor*innen“; Übersicht 10.1) schaffen.

      • Einheitlichkeit der inhaltlichen Stoßrichtung der einzelnen Beiträge („roter Faden“, der direkt anhand der Titelformulierungen erkennbar ist) gewährleisten.

      • [28] Idealerweise kommt das Ganze einer Monografie nahe: Die Beiträge bauen aufeinander auf, ergänzen einander, sind durch einheitliche Sprache, einheitliches Niveau, einheitliche Zielgruppe gekennzeichnet.

      • Es ist günstiger, einige Tagungsbeiträge herauszulassen bzw. neue einzuwerben, um die Systematik zu erhöhen, als ein „Abbild“ der Tagung schaffen zu wollen.

      • Kommentare, Diskussionen etc., die einen Verlauf, die Entstehung von Erkenntnissen darstellen, sind zumeist nur für die Tagungsbesucher*innen von Interesse. Leser*innen sind zumeist vorrangig an den Erkenntnissen interessiert.

      Wie

      Einleitungs- oder Schlusskapitel müssen auffangen, was in den Beiträgen nicht geleistet wird (bspw. Querverbindungen herstellen, Leerstellen besetzen, Vergleiche ziehen etc.).

      Die Arbeit der Herausgeber*innen ist undankbar: Je besser sie gemacht wird, desto weniger ist sie dem Buch anzumerken. Das Ziel ist größtmögliche Einheitlichkeit und bestmögliche Verflechtung der Beiträge untereinander (s. o.).

      Um einen „freundlichen“ Ladenpreis kalkulierbar zu machen, sollte der Umfang ebenfalls „freundlich“ bleiben. (240 Druckseiten – à 2.500 Anschläge inkl. Leerzeichen im Format A5 – ergeben ein schönes Buch.)

      Bei Umfangsvorgaben an die Autor*innen sollten am besten Zeichenmengen (z. B. 50.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) oder die Anzahl der Wörter (z. B. für ca. 20 Seiten im Format A5 etwa 8.000 Wörter) vorgegeben werden, um gleich den Umfang in Druckseiten kalkulieren zu können.

      Quelle: Eigene Darstellung.

      Bewährt hat sich als Veröffentlichung im Anschluss an eine Tagung eine geschickte Publikationspolitik der Herausgeber*innen: Nicht die Tagung bringt eine Dokumentation hervor, sondern es wird ein Buch geplant und parallel eine Tagung veranstaltet. Die Herausgeber*innen wenden sich bereits vor der letztgültigen Tagungsagenda an ihren Verlag und besprechen die Konzeption des geplanten Buches. Das mag ungewohnt klingen, kann aber der Qualität des Buches durch die Erfahrung des Verlages durchaus zuträglich sein und sowohl Arbeit als auch Ärger vermeiden. Einen entsprechenden Leitfaden finden Sie in Übersicht 2.3.

      [29] Immer häufiger werden Tagungsdokumentationen als Dateien zum kostenfreien Download ins Internet gestellt. Der redaktionelle Aufwand bleibt dadurch gering, dass die Originaldateien der Autor*innen ohne weitere Bearbeitung oder Qualitätsprüfung versammelt und zugänglich gemacht werden. Einerseits erhöhen diese Arten von Publikationen die Gesamtmenge an Literatur, andererseits ist die Zielgruppe wie oben skizziert zumeist recht klein.

      Um aus einer Tagungsdokumentation ein Buch zu machen, das einen größeren Kreis von Interessierten anspricht, muss das Projekt zumeist schon in der Anlage verändert werden. „Je interessanter (also bunter und vielfältiger) die Tagung, desto unverkäuflicher (weil heterogen und lückenhaft) oft das daraus resultierende Buch“ (frei nach Edmund Budrich).

      2.3.3 Forschungsarbeiten und -berichte

      Im Grunde gilt alles oben Gesagte analog für Forschungsarbeiten und -berichte. Sie sind häufig eine Mischform aus Qualifikationsarbeiten und Tagungsdokumentationen hinsichtlich der Überarbeitungsnotwendigkeit; aber auch im Verkaufspotenzial, das in ihnen steckt. Ein Bericht zu einer zentralen und aktuellen Thematik – wie zum Beispiel die PISA-Studien – kann sogar in Bestsellerverdacht geraten; die meisten Forschungsberichte sind allerdings eher schwach mit Blick auf die Absatzzahlen und kurz in der Lebensdauer.

      Forschungsberichte brauchen, wenn sie eine etwas größere


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