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zum Methodendualismus wurde vom so genannten Wiener Kreis, d. h. einer Gruppe von Philosophen um Moritz Schlick, Rudolf Carnap und Otto Neurath, in den 1920er- und 1930er-Jahren entfaltet. Das Anliegen zielt darauf ab, methodische Zugangsweisen, die sich in der Mathematik und der Physik als erfolgreich bewiesen haben, logisch zu generalisieren, so dass sie in sämtlichen Wissenschaftsdisziplinen zur Anwendung gelangen können.
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Später hat Hempel (1968) das Erklärungsmodell um eine induktiv-statistische Variante erweitert, bei der die Erklärung auf probabilistischen Gesetzen, also auf statistischen Wahrscheinlichkeitsangaben basiert.
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Dem interpretativen Paradigma lassen sich verschiedene Theorieansätze bzw. Schulen zurechnen; zu nennen sind u. a. die phänomenologische Soziologie, der symbolische Interaktionismus, die Ethnomethodologie sowie sozial- und kulturtheoretische Ansätze, die sich an den (späten) Arbeiten von Ludwig Wittgenstein orientieren.
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Zu beachten ist dabei, dass sich die in den 1950er- und 1960er-Jahren prominent werdende Kritik der Wittgensteinianer in erster Linie gegen die Kausaltheorie der Handlungserklärung richtet und nur nachrangig gegen die nomologische Erklärungskonzeption – womit sie sich, explizit oder implizit, die Auffassung von Hempel zu eigen machen, dass eine (wissenschaftliche) Kausalerklärung ohne die Angabe von Gesetzen nicht auskommt und somit einen Spezialfall der deduktiv-nomologischen Erklärung darstellt. Die damit vorgenommene Angleichung von Kausalerklärungen an Gesetzeserklärungen sieht sich in der anschließenden Debatte jedoch einer Reihe von (sowohl wissenschaftstheoretischen als auch handlungstheoretischen) Einwänden ausgesetzt. Mit Blick auf Fragen der Handlungserklärung kommt dabei der Position von Donald Davidson (1990) eine Schlüsselrolle zu, der kausale Erklärungen von Handlungen als eine eigenständige Form der Erklärung begreift, die ohne Bezugnahme auf Gesetze auskommt bzw. auskommen muss, da es Davidson zufolge keine universalen Handlungsgesetze gibt.
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Insbesondere von funktionalistischen, systemtheoretischen und (post-)strukturalistischen Theorieprogrammen wird der Anspruch vorgetragen, auf Gesichtspunkte aufmerksam zu machen, die sich nicht aus der Teilnehmerperspektive, sondern allein aus einer davon abweichenden Beobachterperspektive beschreiben lassen. Dieser Auffassung halten die Verfechter einer doppelten Hermeneutik zwei Argumente entgegen. Sie verweisen darauf, dass erstens auch die Beiträge dieser konkurrierenden Zugangsweisen gar nicht umhin können, zunächst einmal an den vorgängigen Deutungen der Akteure selbst anzuknüpfen (wobei dies von den genannten Ansätzen unbemerkt bleibt, weil diese die Teilnehmerperspektive in ihrer eigenen Theoriesprache objektivieren und damit verfremden) und zweitens auch eine Vorgehensweise, die sich an den Prämissen einer doppelten Hermeneutik orientiert, nicht bei einer Rekonstruktion der Teilnehmerperspektive stehen bleibt, sondern in einem anschließenden Schritt auch Vorgänge – Stichwort: latente, nicht-intendierte Folgen absichtsvollen Handelns – beschreiben bzw. erklären kann, die von den Akteuren selbst nicht beabsichtigt sind bzw. nicht bemerkt werden.
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Entsprechend heißt es bei Weber Umformung und nicht Formung des Untersuchungsobjekts – d. h. er setzt das unendliche Weltgeschehen, aus dem der Kulturwissenschaftler auswählt, als eine unabhängig existierende, mit bestimmten Kausalstrukturen ausgestattete Wirklichkeit voraus; die epistemologische Frage, die Rickert beschäftigt, nämlich inwieweit diese Wirklichkeit das Produkt einer vorgängigen Konstitutionsleistung erkennender Subjekte darstellt, bleibt bei Weber ausgeklammert.
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In den Debatten über Realismus und Konstruktivismus geht es auch, wie angedeutet, um wahrheitstheoretische Aspekte. Die Realisten werfen, vereinfacht gesagt, den Konstruktivisten vor, Wahrheit zu relativieren, also der These einer beobachterabhängigen Gültigkeit wissenschaftlicher Erkenntnis – getreu dem Motto: andere Beobachter, also auch andere Wahrheiten – das Wort zu reden. Vielen, wenn auch nicht allen Debattenbeteiligten gilt deshalb die Ablehnung eines relativistischen Wahrheitsbegriffs als Kennzeichen des Realismus.
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Die Protagonisten des Sozialkonstruktivismus sind wiederholt der Kritik Latours entgegen getreten. David Bloor, einer der Begründer und Wortführer des so genannten strong programme der konstruktivistischen Wissenschaftssoziologie, verweist in seiner Antwort auf Latour vor allem auf zwei Punkte: Zum einen betont er, dass nicht die naturale bzw. materielle Wirklichkeit, sondern die Aussagen der Naturwissenschaftler über diese Wirklichkeit den Gegenstand der Soziologie wissenschaftlichen Wissens bilden. »Das Ziel ist nicht, die Natur, sondern kollektiv geteilte Überzeugungen über die Natur zu erklären.« (Bloor 1999: 87; eigene Übersetzung, G. K.). Zum anderen verweist er darauf, dass der Sozialkonstruktivismus keineswegs die Rolle nicht sozialer Faktoren beim Zustandekommen wissenschaftlichen Wissens bestreitet. Aus seiner Sicht trägt der unmittelbare Rekurs auf naturale Faktoren jedoch nichts zu einer Antwort auf die Frage bei, für die sich die Wissenschaftssoziologie interessiert, nämlich die Frage, weshalb wissenschaftliche Aussagen akzeptiert oder bestritten werden – da aus seiner Sicht naturale Faktoren sowohl bei der Anfertigung wahrer als auch falscher Aussagen kausal wirksam sind. Zur Debatte zwischen sozialkonstruktivistischer Wissenschaftssoziologie und Akteur-Netzwerk-Theorie vgl. auch Kneer 2010.
[61]Alexandra Krause/Henning Laux
Die Gabelung zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung: Wie forschen Soziologinnen und Soziologen?
1.
Einleitung: Die Spaltung der Sozialforschung
Die Methoden der empirischen Sozialforschung dienen der systematischen Erhebung, Auswertung und Interpretation von Informationen über die Zusammensetzung sozialer Welten. Spurenelemente dieser Praxis lassen sich bis zu den Agrarstatistiken vorchristlicher Hochkulturen wie China und Ägypten zurückverfolgen. Die Gründungsdokumente der methodisch kontrollierten Sozialforschung, wie wir sie heute kennen, stammen jedoch aus dem frühen 20. Jahrhundert und stehen am Ende einer langen Entwicklungsgeschichte. Die erste paradigmatische Untersuchung, »The Polish Peasant in Europe and America« (1918–1920) von William Thomas und Florian Znaniecki, dechiffriert die Biografien polnischer Migranten, die sich in der rasant anwachsenden Industriestadt Chicago in fremder Umgebung ein neues Leben aufbauen. Einige Jahre später analysieren Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel in ihrer wegweisenden Studie über »Die Arbeitslosen von Marienthal« (1933) die Effekte von Arbeitslosigkeit in einer österreichischen Industriesiedlung, in der durch die Schließung der ortsansässigen Fabrik nahezu alle Einwohner arbeitslos geworden sind.
Instruktiv sind diese beiden Pionierwerke aus heutiger Sicht nicht zuletzt deshalb, weil sie auf ein breites Sortiment an Materialsorten, Erhebungstechniken und Auswertungsverfahren zurückgreifen. Als empirische Informationsquellen fungieren amtliche Register, öffentliche Statistiken, Beobachtungsprotokolle, Briefwechsel, Interviews, Schulhefte, Zeitungsberichte, Tagebücher und Zeitverwendungstabellen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist somit noch vereint, was in den Folgejahrzehnten aufgrund unterschiedlicher Bezugsprobleme auseinanderdriftet, nämlich »quantitative« und »qualitative« Forschungsverfahren. Während sich Lazarsfeld dem stichprobenbasierten »Survey-Research« zuwendet und damit die methodisch angeleitete Quantifizierung des Sozialen vorantreibt, avanciert die »Chicago School« um William Thomas, Robert E. Park und Ernest Burgess in den Augen berühmter Schüler wie Harold Garfinkel, Barney Glaser, Anselm Strauss oder Erving Goffman zum Vorbild für den qualifizierenden Zweig der Sozialforschung. In Deutschland wird die Kluft schließlich im Anschluss an den berühmten »Positivismusstreit« (1961) zwischen Theodor W. Adorno und Karl Popper (später: Jürgen Habermas gegen Hans Albert) ideologisch zementiert und verstetigt. Erst im Rahmen dieser stilbildenden Kontroverse werden erkenntnistheoretische, gesellschaftsanalytische und wissenschaftspolitische Differenzen mit methodischen Fragen nach geeigneten Verfahren der Fallauswahl und -analyse amalgamiert.
Fortan entwickelt sich ein qualitativer Methodenzweig, der sozialanthropologische, ethnologische, psychoanalytische, pragmatistische und texthermeneutische Verfahren aufsaugt. Und in mindestens ebenso rasanter Geschwindigkeit bildet sich ein quantitativer Methodenzweig heraus, der an den Erhebungs- und Auswertungsstandards der Naturwissenschaften und Ökonometrie [62]orientiert ist. Am vorläufigen Ende dieser Entwicklungsgeschichte stehen sich heute zwei ausdifferenzierte Forschungsrichtungen gegenüber, die eigene Lehrbücher, Zeitschriften, Nachwuchsgruppen, Diskussionsforen und Lehrstühle hervorbringen – und sich weitgehend ignorieren.