Der Clan der Auserwählten. Hans-Peter Vogt

Der Clan der Auserwählten - Hans-Peter Vogt


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erreicht, dass es da keine Bestechungen, keine Vorteilnahme und keine Erpressungen von Politikern mehr gibt."

      Sie schüttelt sich ärgerlich und enttäuscht, und fährt fort, "dabei gibt es andere Lösungen als diese rücksichtslose Ausplünderung. Es gibt da eine große Firma, die einmal von einem Deutsch-Brasilianer gegründet worden ist. Sie ist sehr innovativ. Sie entdeckt neue Rohstofflager und beutet sie aus. Etliche davon liegen im Urwald, doch die Rodungen sind geringfügig. Sie machen das schon seit drei oder vier Jahrzehnten so. Du kennst die Firma sicher.“

      Leon nickt. „Global Resource Company. Greenpeace hat den Mann mal als Industriellen des Jahres ausgezeichnet. Ich kenne den Mann.“ Was er nicht sagt, dass er selbst Alfons da Silva für diese Auszeichnung vorgeschlagen hatte.

      „Ja. Global Resource Company. Sie gehen anders vor. Sie roden ein Stück Wald. Sie benutzen keine giftigen Substanzen, wie z.B. Quecksilber. Wenn die Resourcen ausgeschöpft sind, lassen sie die Gruben mit Grundwasser volllaufen, leiten einen Fluss um, so dass der entstandene See mit Fließwasser verbunden ist, und verabschieden sich. Durch das Fließwasser haben Algen keine Chance. Die Seen sind bald voller Fische. Die Vögel entdecken die Seen für sich, als Nistplätze und als Jagdgebiet. Sie bedecken die Gegend mit Kot und mit ausgespuckten Kernen, und der Urwald holt sich das Gebiet zurück. Chénoa hat erreicht, dass die Global Resource Company weitere Lizenzen bekommen hat, um im Amazonasgebiet zu schürfen, wenn sie nachhaltig arbeiten. Der Staat nimmt dadurch viel Geld ein, das er braucht, um Hochwasserprogramme zu finanzieren, wie etwa Deiche und Schleusen an den Küsten. Inzwischen gibt es auch eine wirklich handlungsfähige Task Force. Eine Amazonas Umweltpolizei, die mit Hubschraubern, Nachtsichtgeräten, Computern und allem möglichen Hilfsmitteln ausgestattet ist. In Brasilia arbeitet eine ganze Gruppe von Wissenschaftlern an der Auswertung von Bildern, die von Satelliten herstammen. Das kostet viel Geld, aber es ist wirksam. Wir haben die illegalen Rodungen im Amazonas inzwischen weitgehend unter Kontrolle. Chénoa hat auch für Programme gesorgt, um Bauernfamilien zu unterstützen, die kleine Parzellen bewirtschaften. Sie zapfen Gummibäume an, sammeln Früchte, Nüsse, und Heilmittel, pflegen aber auch ihre eigenen kleinen Gärten zur Selbstversorgung, mit Kohl, Bohnen, Tomaten, Nüssen. Sie hat Bürgermilizen gegründet, zu ihrem Schutz. Chénoa hat da wirklich großartige Arbeit geleistet.“

      Sie fährt fort: „Diese Großgrundbesitzer und Barone suchen jetzt nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Chénoa hat sie alle einzeln aufgesucht. Nun ja, wir haben sie aufgesucht, nachdem Chénoa uns gezeigt hat, wie sie das macht, mit der Steuerung fremder Gedanken. Wir haben längst begriffen, dass wir damals ziemlichen Blödsinn gemacht haben, aber das ist ja nun schon einige Jahre her. Solcher Aktionismus ist sinnlos. Warum Papa uns da nicht schon früher geholfen hat, ist mir heute ein Rätsel. Chénoa sagt, er hatte einfach zuviel um die Ohren, und manchmal sei das Ausleben des kindlichen Spieltriebs auch ein sehr nützliches Erkenntnisinstrument. Da hat sie wohl recht, aber in dieser Zeit sind riesige Flächen niedergebrannt worden, die nie mehr zu ersetzen sind. Chénoa hat den Baronen dann mehrere dieser Grundstücke billig abgekauft, unter dem Vorwand, sie wieder aufforsten zu wollen. Sie hat sogar eine eigene Stiftung dafür gegründet, um die wahren Ziele zu verschleiern, die Amazonas Stiftung zur Rettung des Regenwaldes. Die Großgrundbesitzer haben sich ins Fäustchen gelacht, ob dieser Dummheit. Sie haben nicht bemerkt, dass wir sie verarschen, und jetzt hör gut zu."

      "Ich habe in Erdkunde genau aufgepasst. Alleine die von den Grundbesitzern anfangs aufgekauften Grundstücke haben etwa die Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Die Flächen mit illegalen Rodungen haben etwa dieselbe Größe. Das ist zusammengenommen fast die Fläche von Deutschland. Der Staat hat uns die letztgenannten Flächen für einen symbolischen Preis von einem Euro überlassen. Die denken immer noch, dass unsere Stiftung versucht, den Regenwald wieder aufzuforsten. Ist aber zwecklos. Und jetzt kommt's. Chénoa und diese Wissenschaftlerin haben sich intensiv mit dem Problem beschäftigt. Paco hat in Mexiko kurzerhand eine neue Firma gegründet, um diese Faulgase zu verwerten und um die Stoffe zu untersuchen, die diesen Prozess der Fäulnis zu untersuchen. Paco hat diese Dr. Bloomfield einfach für seine Firma verpflichtet. Sie ist die Leiterin dieser Abteilung geworden."

      Ana Théla lächelt, "als Direktor unserer Fabriken für Umwelttechnologien in Mexico ist Paco ein Genie. Auch wenn es um die Führung von Menschen, um die Organisation von technischen Erfindungen und deren Einführung in den Markt geht, ist Paco unübertroffen. Er leitet diese Firmengruppe wie ein Gott.“

      Sie sieht ihn mit einem Seitenblick an, "aber das letztere weist du ja längst. Ich sehe die Ströme von Energie, die dich mit Paco verbinden."

      Leon nickt, und Ana Thela fährt fort, „Paco und seine Techniker sind mit der Wissenschaftlerin nach Brasilien gefahren. Sie haben Proben gezogen. Ach, das weist du schon? Aber keine Einzelheiten? OK, dann hör gut zu, Paco hat mit seinen Leuten festgestellt, wie hoch der Methangehalt ist. Das ist eine gewaltige Resource. Dann haben sie so eine Art Schirm erfunden, der in diese verottende Landschaft gestellt wird, und über Leitungen miteinander verbunden ist. Sie haben Sonnenkollektoren auf die Schirme montiert, die den Strom für Ansaugpumpen liefern. Das Gas wird angesaugt, es wird von Stickstoff und den Resten von Sauerstoff getrennt. Das Methangas, das Lachgas und den Stickstoff behalten wir. Den Rest von Sauerstoff lassen wir in die Luft. Die ersten Versuche sind erfreulich. Was wir an Gasen und Stickstoff-Verbindungen gewinnen, deckt bisher nur 10 Prozent der Investitionskosten, aber wir sind ja noch in der Versuchsphase. Gas und Stickstoff wird abtransportiert. Bisher wird das in unseren Werken zu Versuchszwecken verwendet. All das ist in den letzten zwei Jahren geschehen. Chénoa und Paco haben da ein enormes Tempo vorgelegt.“

      "Es ist noch einiges zu tun. Die Anlagen sind noch anfällig. Die erste Anlage bedeckt vielleicht 0,1 Prozent der gesamten von uns angekauften Fläche, aber Paco sagt, in zwei oder drei Jahren sind wir soweit, dass wir die ganze Fläche bedecken können, und dann werden wir hundert oder zweihundert Prozent Gewinn machen, vielleicht mehr. Wir haben nicht einmal dir etwas sagen dürfen, weil Chénoa und Paco völliges Stillschweigen verordnet haben, um die Grundstückspreise nicht kaputt zu machen. Nur Katharina und Spek sind in einige Projekte eingeweiht worden. Kathy, weil sie die Gelder bewilligen musste, Spek aus Sicherheitsgründen. Auch die mussten den Mund halten, hat Chénoa befohlen. Chénoa wird dir das alles noch in Berlin sagen. Dir und den Freunden.“

      "So. Da gibt es noch was. Die Stickstoffverbindungen, die da entstehen, die schöpfen wir auch ab. Du weist ja selbst, wieviele organische Abfälle bei der Herstellung unserer Mac Best Food Gerichte anfallen. Schalen, Strünke, Wurzeln, Blätter, Erde. Bei uns in Ciudad del Sol, und in den anderen Fabriken haben wir große Läger errichtet, in denen wir diese Abfälle zu fruchtbarer Erde verarbeiten. Die Stickoxide aus den Sümpfen können wir beimischen, um den Prozess zu beschleunigen. Die bei diesem Prozess entstehenden Gase fangen wir auf und nutzen sie zum heizen. Chénoa hat mir erzählt, dass ihr das in Europa nicht anders macht. Bei uns in Mexiko ist diese Bio-Erde ein richtiger Exportschlager geworden. Die LKW's bringen den bäuerlichen Kooperativen den Dünger und auf der Rückfahrt transportieren sie Tomaten, Kürbisse und so weiter. Es gibt keine Leertransporte mehr."

      Leon unterbricht kurz. "So machen wir das in Wittenberge auch. Die komplette Fabrik läuft mit regenerativen Energien, und auch in der Stadt wird mit dem Abfallprodukt Gas geheizt. Wir treiben die Motoren der Trecker damit an, und auch all unsere Stapler fahren mit Gas aus unseren Bioanlagen. Wir haben unsere Vertragsbauern verpflichtet, keine Kalidünger und keine organischen Dünger aus Kuhscheiße mehr zu verwenden, aber du hast völlig recht. Was wir auf der einen Seite an Treibhausgasen vermeiden, wird auf der anderen Seite in gigantischen Ausmaßen erzeugt. Das System mit den CO2-Zertifikaten hat völlig versagt. Unser großes Problem ist, dass durch die regelmäßige Vernichtung von Wald der Sauerstoffgehalt der Erdhülle massiv schwindet. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir irgendwann ersticken. Bei uns in Europa haben wir deshalb die Wälder unter Schutz gestellt, und unsere Bauern haben wir vertraglich dazu verdonnert, zwischen ihren Feldern Busch- und Baumreihen anzulegen. Dort finden eine Menge Tiere Zuflucht, wie z.B. Vögel, die von Maden leben, aber natürlich auch Kaninchen, Igel, Füchse, Rehe, und das trotz der Belastungen aus der Umwelterwärmung Das hat am Anfang viele Diskussionen gegeben, weil die Bauern gejammert haben: die Stare fressen unser Saatgut. Die Karnickel fressen unseren Kohl, die Wildschweine fressen unseren Mais. Alles quatsch. Einzig


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