Jahrgangsübergreifendes Lehren und Lernen im 2. Zyklus (E-Book). Marco Adamina
Tabelle 1: Anzahl der beobachteten Lektionen in den Fächern, beteiligte Lehrpersonen (LP) und Schulklassen
In den verschiedenen Schulen fanden wir unterschiedliche Varianten von Mehrjahrgangsklassen vor. Vier Schulklassen waren aus drei Jahrgängen (4.–6. Schuljahr) zusammengesetzt, zwei davon in ländlichem Umfeld. Zwei Schulklassen im ländlichen Umfeld bestanden aus vier Jahrgängen (3.–6. Schuljahr). Vier Schulklassen, drei in ländlichem, eine in städtischem Umfeld, waren zweistufig organisiert.
Im Kanton Bern sind Mehrjahrgangsklassen auf der Mittelstufe (Zyklus 2) verbreitet. Sie machen mehr als die Hälfte aller Schulklassen dieser Stufe aus.
Reine Jahrgangsklassen Kanton Bern Zyklus 2 | |
3. Klasse | 251 |
4. Klasse | 242 |
5. Klasse | 250 |
6. Klasse | 239 |
Total Jahrgangsklassen Kanton Bern Zyklus 2 | 982 |
Reine Mehrjahrgangsklassen mit nur 3. und 4. Klasse | |
Total | 396 |
Reine Mehrjahrgangsklassen mit nur 5. und 6. Klasse | |
Total | 364 |
Mehrjahrgangsklassen mit 3.- oder 4.-Klässlern sowie weiteren Jahren (aber ohne die Mehrjahrgangsklassen mit nur 3.- und 4.-Klässlern) | |
Total | 348 |
Mehrjahrgangsklassen mit 5.- oder 6.-Klässlern sowie weiteren Jahren (aber ohne die Mehrjahrgangsklassen mit nur 5. und 6. Klässlern) | |
Total | 203 |
Total Mehrjahrgangsklassen im Kanton Bern Zyklus 2 | 1311 |
Tabelle 2: Lernendenstatistik 2019 zu Schulklassen im Kanton Bern unterschieden nach Jahrgangs- und Mehrjahrgangsklassen (Quelle: Bildungs- und Kulturdirektion Kanton Bern, 2020)
Wie Tabelle 2 zeigt, gibt es im Kanton Bern im Jahr 2019 im Zyklus 2 insgesamt 2293 Schulklassen. Davon sind 982 Jahrgangsklassen (42,8 Prozent). Von den 1311 Mehrjahrgangsklassen sind 760 Klassen aus zwei Schuljahrgängen zusammengesetzt. Dies entspricht einem Anteil von 58 Prozent der Mehrjahrgangsklassen und rund einem Drittel (33,1 Prozent) aller Schulklassen im Zyklus 2 im Kanton Bern. 42 Prozent der Mehrjahrgangsklassen bestehen somit aus drei und mehr Schuljahrgängen. Die Wichtigkeit und Bedeutung der Auseinandersetzung mit Lerngelegenheiten für Mehrjahrgangsklassen ist damit gegeben.
1.3 Rahmenbedingungen für Fremdsprachen im Zyklus 2
Obwohl im Kanton Bern im Zyklus 2 Mehrjahrgangsklassen sehr verbreitet sind, stellen sich insbesondere für den Unterricht in den Fremdsprachen besondere Herausforderungen, die den Rahmenbedingungen des Fremdsprachenunterrichts geschuldet sind. Betrachten wir zuerst die Lektionentafel für den Zyklus 2 (Tabelle 3), so stellen wir fest, dass die drei Promotionsfächer Deutsch, Französisch und Mathematik im 3. und 4. Schuljahr 13 Wochenlektionen ausmachen. Im 5. und 6. Schuljahr beanspruchen sie insgesamt 12 Wochenlektionen. Das Fach Englisch beginnt im 5. Schuljahr und hat zwei Wochenlektionen zur Verfügung. Die beiden Fremdsprachen Französisch und Englisch sind mit vergleichsweise wenig Wochenstunden bestückt. Dies hatte und hat Konsequenzen auf die Organisation des Fremdsprachenunterrichts sowie auf die Möglichkeiten, den jahrgangsübergreifenden Fremdsprachenunterricht im Rahmen des Projekts zu beobachten.
Lektionentafel (gültig für 39 Schulwochen) | 2. Zyklus | |||
3. Schuljahr | 4. Schuljahr | 5. Schuljahr | 6. Schuljahr | |
Deutsch | 5 | 5 | 5 | 5 |
Englisch | – | – | 2 | 2 |
Französisch | 3 | 3 | 2 | 2 |
Mathematik | 5 | 5 | 5 | 5 |
NMG | 6 | 6 | 6 | 6 |
Tabelle 3: Lektionentafel der für die Untersuchung berücksichtigten Schulfächer für den 2. Zyklus (Quelle: https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kindergarten_volksschule/kindergarten_volksschule/lehrplan_21/lektionentafel.html [24.11.2020])
Die Vorverlegung des Fremdsprachenunterrichts mit der Einführung zweier Fremdsprachen im Zyklus 2 stellt Lehrpersonen vor zusätzliche Herausforderungen. An dieser Stelle sollen drei neue Herausforderungen besonders hervorgehoben werden: a) fehlende Erfahrung mit Fremdsprachenunterricht; b) Lerngegenstand «Fremdsprache»: zugleich Medium und Lerngegenstand; und c) fehlende oder wenig Unterstützung für Fremdsprachenunterricht in Mehrjahrgangsklassen seitens der obligatorischen Lehrmittel.
Zu a) fehlende Erfahrung Fremdsprachenunterricht:
Die Vorverlegung zweier Fremdsprachen an die Primarstufe bedingte neue Lehrpläne sowie neue Lehrmittel, welche gleichzeitig die Neukonzeption des Fremdsprachenunterrichts (vgl. Passepartout Projektbeschrieb, 2007) umsetzten. Seit der Einführung von Französisch (August 2011) und von Englisch (August 2013) stehen Lehrpersonen infolgedessen vor der Aufgabe, neue Schulfächer mithilfe neuer Lehrmittel nach neuen fremdsprachendidaktischen Methoden und Ansätzen zu vermitteln. Dementsprechend haben Lehrpersonen im Zyklus 2 oft noch keine langjährige Erfahrung mit Fremdsprachenunterricht.
Zu b) Lerngegenstand «Fremdsprache»:
Im Fremdsprachenunterricht bedingt die Beschreibung des Lerngegenstandes gegenüber den nicht sprachlichen Schulfächern eine Besonderheit, da die Sprache zugleich Medium und Lerngegenstand ist. Eine weitere Herausforderung ist dabei die Lehrpersonensprache. Auf die Lehrpersonensprache und die Sprachkompetenz der Lehrperson wird in den jeweiligen Kapiteln (5 für Französisch und 6 für Englisch) näher eingegangen.
Zu c) Fremdsprachenunterricht an Mehrjahrgangsklassen:
Bereits während der