Stalins Alpinisten. Cédric Gras

Stalins Alpinisten - Cédric Gras


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schon den Pik Stalin in der Tasche hat. Er sollte zurücktreten und den Lenin seinem Bruder überlassen. Man hört nur den Wind und das Flattern der Kleidung. Beißende Kälte in den Gesichtern. Jewgeni schaut vielleicht nach oben, nach jenen 7000 Metern, die zum Greifen nahe sind. Dann meldet er sich freiwillig. Zum zweiten Mal wird er von anderen gezwungen zu verzichten. Das schwere Los eines Bergführers. Unten ruft der Verletzte verzweifelt um Hilfe. Er muss zu ihm absteigen. Als sie sich verabschieden, rät einer der Offiziere Jewgeni, dem Leidenden die Pistole abzunehmen. Man weiß nie, zu welchen Verzweiflungstaten Schmerz führen kann.

      Das Opfer, das Jewgeni bringt, ist eine Schlüsselszene in der gleichnishaften Erzählung der Brüder Abalakow. „Für einen sowjetischen Alpinisten ist es absolut selbstverständlich, auf das Ziel zu verzichten, um einen Kameraden zu retten“, erklärt ein Autor. Ausländer hätten das natürlich nicht so gemacht! Ich für meinen Teil denke, dass Jewgeni in diesem Moment unter dem strahlenden Himmel vor Wut schäumt. Während er Ganezki beim Absteigen hilft, erreichen Witali und zwei Soldaten niederen Ranges den Grat, wo sie problemlos die Leninbüste wiederfinden. Sie packen sie in einen Rucksack. Der Grat ist „breit wie die Leningrader Chaussée“ und führt nach einem letzten Felsabschnitt gerade auf den Gipfel zu. Am späten Nachmittag setzen sie endlich Fuß auf den mit 7134 Metern zweithöchsten Berg der UdSSR. Zumindest denkt man das zu diesem Zeitpunkt.

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      Der Pik Lenin in einer Aufnahme der deutsch-sowjetischen Alai-Pamir-Expedition von 1928

      Laut Witali fanden sie dort oben keinen Beweis der deutschen Besteigung von 1928. Sofort machen sie sich daran, ein ach so patriotisches Zeichen zu hinterlassen. Die mit einem adrianopelroten Tuch umhüllte Leninbüste befestigen sie an einem Stein. Man kann sie auf einem Archivfoto sehen, lächerlich klein wie die Statuette eines heidnischen Gottes einer untergegangenen Zivilisation. „Der große rote Christus“, schrieb Cendrars. Zum ersten Mal wurde eine Büste in solche Höhen getragen. Der Kult um das Politikerpaar Lenin-Stalin war in vollem Gange. Ich weiß nicht, ob Witali stolz auf diese militärische Heldentat gewesen ist. Fühlten er und die Armeeoffiziere sich dort oben gezwungen, etwas feierlich zu sein? Hielten sie vor dem gleichgültigen Schnee und den reglosen Steinen eine schöne Rede? Unternahmen sie irgendetwas in Bezug auf eine klassenlose Gesellschaft und die Diktatur des Proletariats als Übergangsphase zum Sozialismus?

      Auf den wenigen Fotografien erkennt man Witali neben seinen beiden Kameraden. Seine Glatze ist größer. Er ist sonnengegerbt, ohne Bart, eigentlich gutaussehend in seiner improvisierten Ausrüstung. 1934 wird für ihn wahrscheinlich ein unvergessliches Jahr. Er tritt aus dem Schatten seines Bruders heraus. Er gelangt ins Scheinwerferlicht und auf die ersten Seiten der sowjetischen Presse. Nach Jewgenis Tagebüchern, der im Basislager auf Witalis Rückkehr wartet, wird die Eroberung des Pik Lenin so begossen, wie es sich gehört. Weit weg vom Justizkommissar Krylenko, der damit beschäftigt ist, alle Berge des Pamir mit marxistischen Namen zu taufen.

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