Engelstunden. Iris Paxino
«Ähnlich, nur die Höheren haben ganz andere Schwingungskräfte. Da kann der Kosmos beben. Daneben sind wir Engel sehr, sehr klein und schwingen wie Schmetterlinge im Vergleich zu den Adlern der Lüfte. Sie sind Giganten, eine Schwingung von ihnen kann den halben Kosmos bewegen.»
«Wow!»
«Ja, wir sagen zwar nicht ‹wow›, aber auch wir empfinden die gleiche Ehrfurcht und Demut davor wie ihr. Nur bewusster und unmittelbarer, viel direkter.»
«Macht ihr das auch mit den Menschen so in der ‹Kommunikation›? Also ‹schwingt› ihr da auch mit uns so?»
«Ja und nein. Ja, weil wir ständig Schwingungen und Impulse zu euch hinschicken. Nein, weil wir differenzierter Impulse schicken: jeweils in das Denken, Fühlen und Wollen der Menschen. Ihr braucht das so, sonst könntet ihr nicht ‹aufnehmen›. Wir schwingen ‹nach unten› zu euch hin, das bedeutet in gröberen und direkteren Schwingungen. Ihr könnt das noch sehr wenig wahrnehmen, von daher versuchen wir, es so gut wie möglich an eure Möglichkeiten anzupassen.»
«Wie ist es bei Kindern?»
«Sie sind noch sehr offen dafür, da müssen wir noch kaum ‹Trennung› zwischen den Bereichen des Denkens, Fühlens und Wollens durchführen. Kinder nehmen noch mit dem ganzen Wesen wahr und sind selbst noch kaum ‹unterteilt› wie ihr.»
«Wie können wir eure Impulse noch besser auf- und wahrnehmen?»
«Eure Herzen ständig öffnen, wie einen ‹Kanal› öffnen.»
«Darf ich hierzu noch etwas anderes fragen?»
«Frage.»
«Habt ihr eine eigene ‹Welt›, so wie wir die Erdenwelt haben?»
«Ja, unsere Welten sind anders als eure.»
«Und ‹wo› sind diese eure Welten?»
«Im gleichen Kosmos, aber ‹anderswo›. Nicht auf der Erde. Wir haben eine eigene Welt.»
«Wie ist eure Welt?»
«Unsere Welt besteht aus Frieden, Licht und Liebe. Alles, was hier ist, ist aus diesen Substanzqualitäten heraus gewebt. Wir grenzen an die Reiche anderer Hierarchien an, können uns dort eingebettet erleben, zugleich aber auch ein Bewusstsein für unseren eigenen Bereich haben. Es gibt keine ‹Grenzen›, nur Übergänge zwischen den Lichtwelten. Wir sind gleichzeitig verbunden mit allem und können doch auch für uns sein. Das ist unser ‹Zuhause› auf dieser Entwicklungsstufe; und doch wissen wir, dass es nur eine Welt des Durchgangs ist.»
«Wie meint ihr das?»
«Wir bleiben hier nicht, unsere Welten wandeln sich auch, nur dass wir einen weiteren Blick haben als ihr. Und dadurch halten wir nicht an Zuständen fest wie ihr. Für euch ist die Erde, beziehungsweise euer Bewusstsein von ihr, ein recht fester ‹Zustand›, der sich nur unendlich langsam wandelt; und das auch nur mehr in eurem Bewusstsein als in eurem Erleben. Wir sind beweglicher im Blick und im Erleben.»
«Doch wie könnt ihr uns so gut verstehen in all unserem Sein, wenn eure Welten so anders sind als unsere, wenn eure Art der Verständigung so anders ist als unsere?»
«Das Engelgeschlecht und das Menschengeschlecht sind sich so nah wie Eltern ihren Kindern, wie Ammen ihren Zöglingen, wie Lehrmeister ihren Schülern. Unser Bestreben ist es, euch zu befähigen, zu einer Reife zu kommen, die eure Wesen zu eigenständigen, bewussten Gestaltern eurer Welten macht. Wir sind in der Einheit verbunden. In der Einheit vereint sich alles – das kannst du aber nur erleben. Euer Bewusstsein lebt in einer Welt des Getrennt-Seins. Allein schon in eurem Denken bist du bereits ein Gegenüber und somit nicht in der Einheit. Vieles ist euch noch nicht so möglich wie uns, später wird aber auch euch das anders möglich sein.»
«Was können wir dafür tun, damit es anders wird?»
«Ihr könnt immer mehr lernen, mit euren Herzen zu leben und zu üben. Eure Herzen können ‹denken› und ‹fühlen›, sie können ‹sehen› und ‹verstehen›. Sie können das Eins-Sein erleben lernen. Das ist die Sprache aller geistiger Wesen.»
Immer und immer wieder sprechen die Engel unser Herz an und machen uns auf die lebendige Wirklichkeit und auf die Bedeutung dieses zentralen geistigen Organs aufmerksam. In allem, was sie erklärend darstellen, bedienen sie sich aufschlussreicher Vergleiche. Ihnen ist ein sehr bildhafter, schöner und lebendiger Ausdruck, eine zum Teil fast schon poetische Sprache eigen. Es geht ihnen niemals darum, dass wir etwas nur verstandesmäßig begreifen, sondern dass wir mit unseren Herzen erkennen, dass unser gesamtes Wesen angesprochen und berührt wird von dem, was sie uns vermitteln:
«Wenn jemand mit uns in seinem Herzen lebt, spüren es die anderen Menschen um ihn, auch wenn sie es nicht ‹wissen›. Ihre Seelen ‹sehen› das mit Seelenaugen und erinnern sich an den Himmel. Euer Herzorgan vernimmt uns, hört uns und kriegt Mut, lebendig zu pulsieren und sich wieder aus seiner Erstarrung herauszutrauen. Schenket eurem Herzen ‹Weite› und ‹Leben›; es wird dann wieder lieben und sich geistig öffnen können.»
DIE PERSÖNLICHEN ENGEL DES MENSCHEN
«Du trittst nun ein in eine geistige Welt,
in eine wunderbare Götterwelt,
in der leben und weben die göttlich-geistigen
Wesenheiten der höheren Hierarchien,
und sie pflegen und hegen dich und senden ihre
Kräfte aus und tragen dich auf ihren Schwingen,
und du bist durch sie eine Kraft der geistigen
Welt, und sie pflegen dich als Seele.»8
Rudolf Steiner
Alles auf Erden ist Abbild von geistigen Urbildern, die Grundlage für unser Sein auf Erden sind. Nicht nur im Irdischen ist der Mensch von einem sozialen Gefüge umgeben, auch im Geistigen wird er auf der Engelebene von einem Gefüge von zu ihm gehörenden Engelwesenheiten umgeben. So wie das Kind Mutter und Vater, nahe Paten und Lehrer hat, die es ausbilden, so hat der Mensch mehrere Engel, die ihn mit unterschiedlichen Aufgaben und in unterschiedlichen Rollen begleiten. Und so wie der heranreifende Mensch sich dann selbst sein soziales Umfeld aufbaut, so verbindet er sich im Laufe seines Lebens auch mit unterschiedlichen geistigen Wesenheiten, die zu ihm gehören. Zugleich bleibt ihm, sowohl im Irdischen als auch im Geistigen, die Prägung seines ‹Elternhauses› und seiner ‹Lebenslehrer› eingeschrieben.
Das Bild vom Menschen, der sein ganzes Leben hindurch von einem Schutzengel begleitet wird, ist seit vielen Jahrhunderten in unserem christlichen Kulturkreis verankert. Tief Weisheitsvolles spricht sich darin aus, denn dieses Bild veranschaulicht die immerwährende Himmelsbegleitung, die uns Menschen zuteilwird. Zugleich ist diese Vorstellung nur eine Vereinfachung, die der bisherigen seelisch-geistigen Auffassungsmöglichkeit des Menschen entsprochen hat. Die Bewusstseinsweitung, die sich nun in allen unseren Lebensbereichen zeigt, kann auch in diesen Zusammenhängen zu neuen Erlebnissen und Erkenntnissen führen.
Auf dem physischen Plan haben sich unsere Wissenshorizonte in den letzten Jahrzehnten deutlich erweitert, unsere Ansichten haben zum Teil neuen Anschauungen Platz gemacht. Unser Verständnis von Mensch und Natur hat sich vertieft, unser soziales Bewusstsein ist umfassender geworden als in früheren Zeiten. Zugleich machen sich auch viele neue Abgründe und Schattenseiten bemerkbar. In all dem liegen große Entwicklungschancen, denn Weltgeschehen zu erkennen, Verankertes zu hinterfragen, Neues zu wagen, ist eine notwendige Signatur unserer erwachenden Bewusstseinsseele. In Bezug auf die geistige Entwicklung des Menschen haben wir mehr denn je die Möglichkeit, unseren Blick und unsere Erfahrungsgrenzen