Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium. Beate Gleitsmann

Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium - Beate Gleitsmann


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ein Überblick über alle wichtigen empirischen Studien zum Thema gegeben. Die Literaturangaben sind unvollständig, so dass eine Überprüfung durch Dritte nicht möglich wird. Alle Angaben zu den Literaturquellen sind vorhanden. Thema: Kriterien für ideale Notebooks zum Studieren – eine Studierendenbefragung Nicht reliabel: Reliabel: Die Fragen an die Studierenden werden in der Arbeit nicht dargestellt. Ein Interviewleitfaden wird entwickelt und in der Arbeit dargestellt. Jede Person bekommt andere Fragen gestellt. Alle Personen bekommen die gleichen Fragen gestellt. Die Größe eines Notebooks wird mit einer Waage gemessen. Die Größe eines Notebooks wird mit einem Maßband oder Zollstock gemessen. In der Arbeit wird nicht beschrieben, wann, wo und wie die Studierenden befragt wurden. Zeit und Ort der Befragung sowie Details zu den Interviewpartnern werden ausführlich beschrieben. Vorgehensweise bei der Auswertungsmethode wird nicht beschrieben. Auswertungsmethode wird exakt beschrieben. Die Auswertung wurde so weit wie möglich standardisiert.

      Tab. 3: Beispiele zur Reliabilität

      Nora fasste nun zusammen: „Das Kriterium der Reliabilität gibt an, inwieweit eine Methode oder ein Instrument, z. B. ein Fragebogen, bei wiederholter Anwendung dieselben Ergebnisse liefert. Dabei kann die Reliabilität auch bei der Auswertung und Interpretation der Ergebnisse zum Problem werden, indem zwei Personen die gleiche Aussage unterschiedlich bewerten.“ David grübelte etwas und fügte hinzu „Ich gebe zu, Einschätzungen so zuverlässig zu messen, dass dritte Personen zu gleichen Ergebnissen kommen, ist nicht einfach. Aber es geht auch einfacher. Wenn wir z. B. die Länge des Tisches hier messen, dann wird jeder von uns ein Maßband nehmen und 2,20 Meter messen. Egal wer diese Messung wann und wo vornimmt. Dieser Tisch wird zu jeder Tageszeit und an jedem Ort eine Länge von 2,20 Metern haben.“ „Genau, deshalb ist diese Messung reliabel, weil jeder diese Messung wiederholen kann und zum gleichen Ergebnis kommen wird!“, sagte Nora. „Wärst Du auf die Idee gekommen, die Länge der Tischkanten schätzen zu lassen, wäre das nicht reliabel“, betonte Nora. „So einfach ist es nicht immer. Stell Dir vor, Du möchtest Zufriedenheit, Glücksempfinden oder Motivation messen. Da musst Du dir bezüglich der Messmethodik echt gute Gedanken machen, womit wir beim dritten Kriterium wären“, fuhr Nora fort.

      „Die Validität sagt etwas darüber aus, wie gut die gewählte Methode geeignet ist, eine Forschungsfrage zu beantworten bzw. ein bestimmtes Merkmal zu messen. In Bezug auf eine Forschungsfrage fragt man sich also, ob die gewählte Methode bzw. das Instrument wirklich das misst, was gemessen werden soll“, sagte Nora. „Aspekte der Kundenloyalität kann ich nicht unkritisch mit Hilfe irgendeiner Theorie der Kundenbindung ergründen. Das ist selbstverständlich. Aber ich möchte noch mal auf schwierigere Sachen, z. B. die Messung von etwas, was man nicht direkt beobachten kann, zurückkommen. Die Herausforderung bei der Sicherstellung der Validität besteht darin, dass man manche Dinge einfach nicht direkt beobachten und messen kann. Wenn ich zum Beispiel wissen will, ob Studierende motiviert sind, muss ich Annahmen darüber treffen, woran ich die Motivation festmache. Der Rückschluss von Beobachtungen auf die Motivation muss valide sein, d. h. ich muss sicherstellen, dass das was ich überprüfe, auch tatsächlich das ist, was ich überprüfen möchte.“ Kevin unterbrach sie: „Also mit einfachen Worten: Ich muss ständig prüfen, ob meine Literatur, meine Definitionen, meine Methoden und das, was ich schreibe, exakt zum Thema passen.“ Nora antwortete: „Genauso ist es. Das ist mit ‚Validität‘ gemeint. Schau, hier sind wieder ein paar Beispiele.“

Thema: Auswirkungen der Servicequalität auf die Kundenloyalität
Nicht valide: Valide:
In den Grundlagen wird Kundenbindung statt Kundenloyalität definiert. Kundenloyalität wird exakt definiert und von ähnlichen Begriffen (z. B. Kundenbindung) klar abgegrenzt.
In den Grundlagen werden theoretische Ansätze zur Erklärung der Servicequalität beschrieben. In den Grundlagen werden theoretische Ansätze zur Erklärung der Determinanten der Kundenloyalität beschrieben.
Thema: Rechtschreibkenntnisse von Studierenden mit Migrationshintergrund
Nicht valide: Valide:
Bei der Befragung wird die Zeichensetzung überprüft. Bei der Befragung werden Rechtschreibkenntnisse überprüft.
Alle Studierenden werden befragt. Ausschließlich Studierende mit Migrationshintergrund werden befragt.
Thema: Probleme beim wissenschaftlichen Arbeiten – eine Studierendenbefragung
Nicht valide: Valide:
Bei der Datenerhebung werden Freunde und Bekannte befragt. Bei der Datenerhebung wird eine repräsentative Auswahl unter den Studierenden durchgeführt.
Es werden willkürliche Aspekte erhoben und irrelevante Fragen gestellt. Es werden nur Aspekte erhoben, die zur Fragestellung passen.

      Tab. 4: Beispiele zur Validität

      Annkathrin las sich die Beispiele langsam durch und hatte einen Aha-Moment: „Aha, das heißt, dass zwecks Bestimmung der Länge eines Tisches das Maßband ein reliables Instrument ist. Wenn das Ziel meiner Forschung aber die Untersuchung der Stabilität des Tisches ist, dann muss ich mir Gedanken darüber machen, ob hierfür überhaupt die Länge des Tisches oder andere Merkmale, z. B. die Anzahl an Tischbeinen beobachtet werden muss.“ „Korrekt!“, stimmte Nora zu.

      „Validität sollte man nicht nur auf das Thema beziehen, sondern auch auf einzelne Abschnitte der Arbeit. Wenn ein Gliederungspunkt einer Arbeit z.B. Definition und Ziele heißt, dann dürft ihr im Textteil zu diesem Gliederungspunkt nur die Begriffserläuterung und die Ziele beschreiben. Wer im gleichen Kapitel zusätzlich schon Vorteile, Nachteile, Anwendungsbereiche etc. erläutert, dessen Ausführungen sind in diesem Abschnitt nicht valide“, stellte Nora fest.

      „Sicherheitshalber habt ihr hier noch eine Zusammenfassung.“

       Merke!

      » Die Objektivität bezieht sich darauf, wer die wissenschaftliche Arbeit schreibt. Hier ist die Objektivität der durchführenden Person im Fokus.

      » Die Reliabilität prüft, wie die wissenschaftliche Arbeit durchgeführt wurde. Hier


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