Die Sterne in uns. Jan Corvin Schneyder

Die Sterne in uns - Jan Corvin Schneyder


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und Bilder verschoben worden. Das meiste hing ein wenig schief. Wieso? War hier ein Elefant durchgelaufen? Wieso war nichts kaputt?

      Irgendein Irrer muss sich alles genau angesehen, alles angefasst und ein wenig verdreht haben.

      Die Vorstellung von einem völlig gestörten Psychokiller half mir nicht weiter.

      Vielleicht war er, sie oder es aber auch nur betrunken.

      Meine Gedanken tun alles, um mich zu beruhigen. Ich sollte ihnen mal ein Bier ausgeben.

      Oder es war gar kein Mensch und ich verstehe einfach grundsätzlich nicht, was es ist und was es will.

       Okay, Gedanken, doch kein Bier für euch!

      Doch kein Morpher, oder? Doch nicht schon wieder ein Morpher! Der Krieg ist vorbei. Klar bleibt Terror möglich, aber Morpher sind eigentlich nicht so langsam.

      Sie waren eines der Völker des Vielvölkerreiches, des Prismoniums, gegen das wir Krieg geführt hatten. Sie konnten die Gestalt anderer Wesen annehmen. Geschichten von Morphern endeten oft damit, dass der vermeintliche Partner oder beste Freund jemanden mit einem schleimigen Tentakel erwürgt hatte. Auch ich hatte persönliche Morpher-Geschichten zu erzählen.

      Ich wünschte, ich hätte keine zu erzählen gehabt.

      Das Gefühl, Morpher zu hassen, verbot ich mir. Hass war schlecht und führte nirgendwo hin. Meiner Erfahrung nach. Aber das hieß nicht, dass man ihn nicht ab und zu empfand. War eben so. Man sollte ihm nur nicht weiter nachgeben.

      Nicht zu oft.

      Ich sah mir die Tür des Kontrollraums von außen an.

      Es überraschte mich eigentlich nicht, dass sie keinen Kratzer aufzuweisen hatte.

      Halluzinationen? Wirklich? Oder Nervengift aus den Luftschächten? Abhaken! Abhaken, ganz dringend! Dann war es eben keine Axt.

      Ich verdrängte alle Sorgen so gut es ging und suchte langsam Gänge und Räume der Einrichtung ab, immer mit dem Searer im Anschlag.

      Ich fand im ganzen Gebäude nichts Lebendiges.

      Ich kann nicht sagen, dass mich das sehr zufriedengestellt hätte. Für eine ordentliche Spurensuche war ich weder ausgerüstet noch in der optimalen Verfassung, und ich allein war kein ausreichend großes Team. Ich musste auf meine Sicherheit achten und hatte keine Ruhe für Analysen. Der Angreifer konnte immer noch irgendwo in der Nähe sein, und wenn er vorhatte, mir etwas anzutun, dann würde er es sicher wieder versuchen. Andererseits hatte er womöglich aufgegeben, als er nicht in meinen Panic Room hatte eindringen können.

      Falls er das ernsthaft versucht hatte.

      Dann war er schon seit Stunden fort? Dann war keine Rache mehr möglich. Keine Rache? Auch nicht so richtig befriedigend.

      Ich muss wirklich versuchen, nicht verrückt zu werden. So schlimm ist das alles nicht. Atme, Woodi! Alles wird gut.

      Irgendwann gönnte ich mir den erlösenden Moment, die Anspannung fallen zu lassen.

      Nicht die Waffe, nur die Anspannung.

      Ich setzte mich, an eine Wand gelehnt, auf den Boden, strich mir durchs knapp schulterlange Haar und schloss die Augen.

      Mich machte die Sache richtig traurig, nicht nur der Toten wegen. Ich war keine Action-Figur aus dem Kinderzimmer. Ich hatte keinen Bock mehr auf den Scheiß. Dafür war ich nicht auf die Erde gekommen.

      Ich will keine Feinde. Warum hab ich das merkwürdige Angebot des Commodores angenommen, der Sache auf den Grund zu gehen? Das wird mich von hier wegführen, oder? War das überhaupt ein Angebot oder eher Zwang? Verflucht noch mal, früher war ich von Irren umgeben, aber wenigstens nicht allein. Heute bin ich selbst die einsame Irre.

      Gegen 4:30 Uhr konnte ich endlich ein Mini-Einsatzkommando anfordern, welches um 5:00 Uhr vor Ort war.

      Sie bargen Maryjas Leiche und räumten den Schrott des explodierten Gleiters weg.

      Der Doc würde Maryja in einer Einrichtung in Dublin obduzieren, wenn ich es recht verstand – er war nicht Teil des Kommandos - der Schrotthaufen sollte nach Birmingham ausgeflogen werden. Dort befand sich eine Einheit der Ermittlungsbehörden.

      Ich war froh, dass mir diese Last abgenommen wurde, doch weder davor noch danach fand ich Schlaf.

      VII

      NOONA

      Ein weißer Gleiter fuhr vor.

      Der Morgen war gekommen.

      Die Sonne strahlte von einem blauen Himmel voller weißer Wolkenberge, die aber irgendwie nie direkt vor der Sonne lagen, sondern sie stets nur ehrfürchtig flankierten.

      Der eingetroffene Gleiter war sauber. Nein, sauber trifft es nicht. Er war wie geleckt. Wie aus dem Ei gepellt. Das mit dem Ei wurde durch die weiße Farbe überdeutlich. Rund war das Ding allerdings kaum, sondern flach. Verdammt flach.

      Ein extrem sportliches und kostspieliges Modell.

      Natürlich musste man in unserer geldlosen Gesellschaft keinen Gleiter teuer erwerben, aber für ein solches Luxusteil musste man Privilegien eintauschen, und zwar sehr, sehr viele davon. Exklusivität gab es immer noch – Menschen unterschieden sich gern voneinander. In allen Zeiten waren sie grundsätzlich eins und doch auch immer unterschiedlich. Alle Ideologien, die Menschen gleichschalten wollten, waren mir zuwider. Ich empfand nichts Negatives, wenn ich so ein Protzteil sah, aber es sagte eben etwas über den Besitzer aus. Im Gegensatz zu früheren Zeiten musste das nicht einmal etwas Schlechtes sein. Neid war aufgrund von Gegenständen schlichtweg äußerst selten geworden. Ich hätte auch so einen Gleiter haben können. Ich brauchte nur keinen.

      Kaum hatte das Ding gestoppt, fuhren die beiden Seitentüren wie Flügel nach oben. Das sah schon ziemlich cool aus, auch wenn mich Gleiter sonst nicht besonders interessierten. Das aber hatte was von einem Schmetterling.

      Ich mochte Schmetterlinge.

      Die Fahrerin stieg aus.

      Sie trug eine silbergrau glänzende, hautenge Uniformjacke und dazu eine schwarze Stoffhose.

      Auch ich trug diese Klamotten, aber an ihr sah es gänzlich anders aus. Es passte besser, der Schnitt schmeichelte der Figur, es glänzte scheinbar mehr. Klar lag das nur an der Sonne, aber der Kontrast zu mir und meinen verschwitzten, dreckigen Klamotten war groß. Außerdem war ich kleiner als sie, auch ein bisschen breiter, und meine Brüste waren – machen wir uns nichts vor - einen Tick zu groß für meine Figur. Vielleicht auch zwei Ticks.

      Ich sah vielleicht nicht aus wie ein kleiner, stämmiger Junge mit dicken Titten, aber …

       Warum machen wir Frauen uns immer so viele Gedanken darüber, wie wir aussehen? Gerade mir ist das ja eigentlich völlig egal, aber wenn man verknallt ist oder so eine andere Frau als Vergleich geradezu vor den Kopf geschlagen bekommt, kehren alte, böse Gedanken und Geister aus der Pubertät zurück. Diese bösen, bösen Geister! Jemand sollte sie einsaugen und wegsperren!

      Die Frau aus dem Gleiter war wie eine Femme Fatale aus einem schlechten Film. Oder aus einem guten Film. Es gab auch verdammt gute Filme mit Femme Fatales.

      Sie trug eine spiegelnde, übergroße Sonnenbrille. Silberfarben. So eine Art Flieger- oder Pilotenbrille.

      Und sie kaute etwas. Vermutlich Chewing Gum. Kaugummi. War auch mal mein Ding gewesen, aber als Teenager.

      Am Gürtel, und ein Gürtel gehörte gar nicht zur Standardausrüstung der ST, trug sie zwei Holster mit einem Searer an der rechten und einem Analyzer an der linken Seite.

      Ich trug übrigens auch einen Gürtel, aber das hatte andere Gründe als Waffen und Ausrüstung mitzuführen.

      So richtig schmal war ihre Hüfte gar nicht, schon sehr weiblich, aber der Rest des Körpers war wahnsinnig schlank. Ein Mensch wie eine


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