Haupt- und Nebenwirkungen. Gabriele Goettle
schon mehr als genug wäre, es wurde noch schlimmer! Bald darauf ruft mich die Frau wieder an und bittet mich, noch mal zu kommen, es sei ganz schrecklich mit diesen Windeln. Wir fuhren also wieder hin. Es roch unbeschreiblich penetrant. Die ganze Wohnung war nun auch noch mit Folie ausgelegt, die Böden, sämtliche Stühle und Sessel, die Couch. Die Windel des Billiganbieters bestand nämlich quasi aus einer Plastiktüte, gefüllt mit zwei Tempotaschentüchern. So dünn waren die. Es floß alles an der Seite heraus und in die Kleidung, auf den Boden. Jeder kann sich das vielleicht ungefähr vorstellen, was das bedeutet. Die Jungen musste die Mutter unentwegt abduschen, ihre Kleidung und Bettwäsche waschen, die Böden und Betten reinigen, ständig lüften. Der Versuch, den Jungen drei Windeln übereinanderzuziehen, hatte auch nichts gebracht, außer dass der bemessene Vorrat für den Monat nicht reichen würde.
Auch führten die Billigartikel zum Wundwerden. Ich habe mir so gewünscht, die Verursacher und Verantwortlichen für diesen Wahnsinn dort einzusperren, für mindestens einen Monat. Wir haben dann in unserem Bürgertreff beschlossen, dass wir eine Aktion starten. Eine Woche lang haben wir gefüllte und undichte Inkontinenz-Windeln in Plastikbeuteln gesammelt und sie an die Türen der Kassenfilialen gehängt. Und wir haben über die Aktion die Medien informiert. Das ist ja dann der Moment, wo sie einknicken, wenn das Image Schaden nimmt. Was wir erreicht haben, ist, dass die Firma – zumindest von der Barmer – zum Nachrüsten verpflichtet worden ist.«
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