Feines Halsringreiten. Nathalie Penquitt

Feines Halsringreiten - Nathalie Penquitt


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      Amber verwirft sich nicht, beide Ohren sind auf gleicher Höhe. Sie biegt sich gut nach links …

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      … und nach rechts. Amber reagiert gut beim Anlegen des Halsrings und wird gelobt …

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      … und belohnt.

      Damit das Pferd gut auf den Halsring reagiert und sich selbstständig bei den kleinsten Hilfen biegt, lobe ich in dem Moment, wenn das Pferd dem leichten Druck nachgibt und mit dem Hals in die gewünschte Biegung schwenkt. Dabei reicht es bei diesem Prinzip nicht, nur den Druck wegzulassen, sondern das Pferd wird gelobt und belohnt.

      Die Belohnung dient nicht dazu, das Pferd herumzulocken. Sie kommt erst ins Spiel, wenn sich das Pferd bereits gebogen hat. Die beiden Pferdeohren bleiben dabei auf gleicher Höhe zueinander. Andernfalls spricht man davon, dass das Pferd sich verwirft. Um sich dem Pferd gut verständlich zu machen, helfen ein paar wichtige Spielregeln weiter.

      Clickertraining basiert auf positiver Verstärkung. Über dieses Training könnte ich ein ganzes Buch schreiben und möchte hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Elemente geben: Clickertraining arbeitet mit einem sogenannten Sekundärverstärker, der den Primärverstärker, in den meisten Fällen Futter, ankündigt. Damit das Pferd das versteht, muss die Funktion des Clickers zunächst konditioniert werden, das heißt, das Pferd lernt:

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      Hier clickt der Reitlehrer das Pferd für die schöne Haltung.

      Jeder Click kündigt eine Belohnung an. Bei dieser sogenannten klassischen Konditionierung muss das Pferd noch keine Bedingung erfüllen. Ist die positive Bedeutung des Clickergeräuschs etabliert – meist schon nach wenigen Minuten −, kann damit begonnen werden, ein bestimmtes Verhalten mit dem Clicker zu markieren, also zu loben, und danach zu belohnen.

      Wird von dem Pferd ein bestimmtes Verhalten erwartet, bevor der Clicker ertönt, spricht man von operanter Konditionierung. Anfangs wählt man ein möglichst simples Verhalten aus, zum Beispiel das Senken des Kopfes. Jeder Ansatz zum Kopfsenken wird geclickt und belohnt. Die Anforderungen werden immer weiter gesteigert, sprich, der Kopf soll immer tiefer gesenkt werden, bevor es clickt. Hat man zu viel verlangt und das Pferd macht nicht mehr eifrig mit, sollte man die Anforderungen etwas zurücknehmen und wieder etwas früher loben. Die Übung kann dann mit einem guten Abschluss beendet werden.

      Um den Clicker beim Reiten zu benutzen, würde ich immer zuerst vom Boden aus damit üben. Von dort können die meisten schneller reagieren als vom Pferd aus, und das Pferd merkt leichter, dass es belohnt werden soll. Sobald das Prinzip klar ist, kann man sein Pferd damit vertraut machen, genauso „von oben“ wie „von unten“ gelobt zu werden.

      Der Clicker hat den Vorteil, dass man sehr punktgenau loben kann. Der Click erfolgt genau in dem Moment, in dem das richtige Verhalten gezeigt wird. Man spricht auch von dem Überbrückungssignal. Die Belohnung wird zwar im entscheidenden Moment angekündigt, aber dann bleibt noch kurz Zeit, bis sie erfolgen muss. Das Pferd weiß so genau, welches Verhalten gelobt wird, und hält inne, um die Belohnung zu empfangen. Das ist völlig in Ordnung, zu diesem Punkt wird es immer wieder gern kommen. Möchte man die Bewegung nicht unterbrechen, kann auch ein sogenanntes Keepgoing-Wort eingeführt werden. Das bedeutet, das Pferd ist auf dem richtigen Weg und soll mit dem fortfahren, was es gerade tut.

      Daran sollte man sich aber erst herantrauen, wenn das Pferd das Prinzip Clickertraining verstanden hat und sicher weiß, dass es für jede gut bewältigte Anforderung am Ende gelobt und belohnt wird.

      Statt eines Clickers kann auch immer ein bestimmtes Wort als Sekundärverstärker eingesetzt werden. Das Wort hat den Vorteil, dass man nichts zusätzlich in der Hand hat. Es hat den Nachteil, dass es je nach Stimmung nicht immer gleich klingt und man oft mit dem Wort langsamer ist als mit dem Geräusch.

      Versuche haben gezeigt, dass bei einem Geräusch als Sekundärverstärker deutlich weniger Wiederholungen nötig sind, als wenn man dazu ein Wort benutzt. Worte erreichen das Pferd über einen anderen Teil des Gehirns als Geräusche. Man kann sich das gut vorstellen, wenn man die Wirkung einer Hupe mit gesprochenen Worten vergleicht. Bei einer Hupe springt man zur Seite, ohne nachzudenken. Hört man ein Wort als Warnung, muss man meist erst kurz nachdenken, bevor man reagiert.

      Hier noch einmal die für das Clickertraining verwendeten Begriffe im Überblick:

      • Positive Verstärkung: Zeigt das Pferd das gewünschte Verhalten, wird gelobt und belohnt.

      • Primärverstärker: Wird ohne Training direkt als angenehm verstanden, beispielsweise Futter.

      • Sekundärverstärker: Kündigt den Primärverstärker an, wird erst nach der Konditionierung verstanden.

      • Überbrückungssignal: Verlängert die Zeitspanne von Sekundärverstärker bis zur Belohnung. Man könnte den Sekundärverstärker mit einem Überbrückungssignal gleichsetzen.

      • Keep going: Beim Topfschlagen würde man „warm“ sagen.

      • Klassische Konditionierung: Einem bestimmten Geräusch oder Wort folgt immer eine Belohnung, beispielsweise Futter.

      • Operante Konditionierung: Um Clicker und Futter auszulösen, muss erst eine bestimmte Bedingung erfüllt werden.

      Geeignet sind kurze, am besten sogar einsilbige, unverwechselbare Worte, die man sonst nicht zu dem Pferd sagt. Beispiele für Lobworte sind „Top“, „Bon“, „Toll“, „Klasse“ oder „Super“. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hat man mehrere Tiere, sollte jedes am besten ein anderes Lobwort haben, dann gibt es keine Missverständnisse, wenn man mit mehreren Tieren gleichzeitig übt. Das Wort sollte dann auf keinen Fall zu dem Pferd gesagt werden, wenn man es gerade nicht belohnen will. Das käme einem gebrochenen Versprechen gleich.

      Oft wird auch nur das Nachlassen des Drucks als Belohnung eingesetzt. Das nennt man negative Verstärkung. Negativ, weil etwas weggelassen wird, Verstärkung, weil das momentane Verhalten dadurch verstärkt werden soll. Ein Prinzip, das beim Reiten sehr gebräuchlich ist. Weicht das Pferd einem Schenkeldruck, sollte dieser nachlassen.

      Die Motivation des Pferdes kann allerdings durch positive Verstärkung deutlich erhöht werden. Beim Reiten wird man immer eine Mischung aus positiver und negativer Verstärkung nach dieser Definition anwenden. Wichtig ist, keinesfalls mit Strafe zu arbeiten. Wenn das Pferd Angst bekommt, lernt es schlechter. Der Spruch „Angst ist ein schlechter Lehrmeister“ ist nur allzu wahr − sowohl für Menschen als auch für Tiere. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich ausreichend belegt.

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      Halsring

      Inzwischen gibt es sehr viele verschiedene Modelle auf dem Markt. Für mich bewährt hat sich eine eher starre Ausführung. Sie lässt sich präzise weiter vorn oder hinten am Hals anlegen und wirkt dadurch genau ein. Es gibt auch Modelle aus Baumwolle, die mehr wie ein Strick aussehen. Sie fühlen sich zwar gut an, sind aber meist nicht formstabil genug, um mit ihnen präzise einwirken zu können. Daher sind sie nicht so gut geeignet.

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      Hier sieht man sehr


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